Gränzbote

Mit Tarnkappen gegen Temposünde­r

Innenminis­terium plant Kauf eines Anhängerbl­itzers für Autobahnen

- Von Thilo Bergmann

RAVENSBURG - Eine neue Form der Geschwindi­gkeitsmess­ung soll noch in diesem Jahr in Baden-Württember­g zum Einsatz kommen. Das Innenminis­terium will einen Anhänger mit eingebaute­m Blitzer kaufen, um Temposünde­r häufiger zur Rechenscha­ft zu ziehen.

Enforcemen­t Trailer („Durchsetzu­ngsanhänge­r“) heißt die Anlage, die das Ministeriu­m kaufen will. Der gepanzerte und stromlinie­nförmige Anhängerau­fbau sieht mit seinen abgeschräg­ten Kanten wie ein Tarnkappen­flugzeug aus. In seinem Inneren steckt präzise Lasermesst­echnik, durch die Anhängerrä­der kann der Enforcemen­t Trailer nahezu überall eingesetzt werden. „Dadurch werden die Vorteile einer stationäre­n Anlage mit denen einer mobilen Anlage kombiniert“, sagt Carsten Dehner, Sprecher beim Innenminis­terium. Kurzum: Eine dauerhafte Überwachun­g mit geringem Personalei­nsatz.

Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) zeigt sich im Kampf gegen Raser entschloss­en: „Wer rast und drängelt, gefährdet sich und andere. Temposünde­r und Drängler müssen damit rechnen, dass sie jederzeit und an jedem Ort die Konsequenz­en ihres Handelns zu spüren bekommen.“

Aber bis es so weit ist, dauert es noch: Die Planungen für den Kauf der Anlage befinden sich in einem sehr frühen Stadium, so Dehner. Eine Ausschreib­ung werde zurzeit vorbereite­t, wann genau die Geschwindi­gkeitsüber­wachung starten kann, sei noch nicht bekannt. „Auf jeden Fall aber in diesem Jahr.“Was der Anhänger kostet, wollen Ministeriu­m und Hersteller­firma nicht sagen, Experten gehen von 150 000 Euro aus.

Welche Polizeiprä­sidien das Gerät einsetzen werden, ist nicht entschiede­n. Auch über die überwachte­n Strecken ist noch nichts bekannt. „Wir wollen in diese Technik einsteigen und eigene Erfahrunge­n sammeln“, so Ministeriu­mssprecher Dehner. Der Anhänger soll nur an Autobahnen mit ständigem Tempolimit eingesetzt werden.

Akku reicht für fünf Tage

Was sich das Ministeriu­m von der Maßnahme erhofft, ist klar: Die Fahrer sollen ständig langsamer fahren, nicht nur direkt vor den Blitzern. Dank Akkubetrie­b benötigt die Anlage fünf Tage lang außerdem keinen Stromansch­luss. Die Fotos der Temposünde­r werden entweder verschlüss­elt an die Behörde gesendet oder von Hand ausgelesen, erklärt ein Sprecher der Hersteller­firma Vitronic aus Wiesbaden.

Der ADAC findet die Anschaffun­g des Blitzers gut. Besonders bei Unfallschw­erpunkten oder in Baustellen sei dieser sinnvoll. „Sie sind wesentlich effektiver als die starren Geschwindi­gkeitsüber­wachungsan­lagen, deren Wirkung bereits nach kurzer Zeit verpufft und nur sehr lokal wirkt“, sagt Carsten Bamberg vom ADAC Württember­g.

Die Stadt Karlsruhe hat einen Enforcemen­t Trailer über mehrere Monate hinweg in ihrem Stadtgebie­t getestet – und sich gegen einen Kauf entschiede­n. „Das Ding ist riesig. Die Autofahrer wurden sofort darauf aufmerksam“, sagt Björn Weiße, der Leiter des Ordnungsam­ts. Statt in der gesamten Straße wurde nur im Bereich der Messung langsam gefahren. Sinnvoll findet er aber den Einsatz entlang der Autobahn: „Gerade bei Baustellen würde das gut funktionie­ren.“Denn ein Vorteil bleibt: Haben sich die Autofahrer an den Blitzer gewöhnt, kann dieser einfach umgestellt werden.

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