Gränzbote

Bartra leidet noch immer

Beim Anschlag verletzter BVB-Profi hatte Todesangst

- Von Martin von Braunschwe­ig

DORTMUND (dpa) - Fußballpro­fi Marc Bartra leidet nach eigenen Worten bis heute an den Folgen des Bombenansc­hlags auf seine Mannschaft Borussia Dortmund. „Ich hatte Todesangst. Ich fürchtete, meine Familie nie wiederzuse­hen“, erklärte der BVB-Anwalt Alfons Becker im Namen des 27-Jährigen am Montag im Prozess um den Anschlag vom April 2017. Bartra war im Saal erschienen – sein Mannschaft­skollege Pierre-Emerick Aubameyang blieb dem Prozess dagegen fern, dies könnte für ihn Konsequenz­en haben.

Bartra sagte über seine Erlebnisse auch persönlich aus. „Wenn ich mich daran erinnere, geht es mir nicht gut“, schilderte der Spanier im Zeugenstan­d. Er hatte bei dem Attentat einen offenen Bruch des Unterarms erlitten. Auch einer der Ärzte, die Bartra im Anschluss operiert hatten, war für Montag vom Gericht als Zeuge geladen.

Aubameyang erscheint nicht

Aubameyang­s Aussage zum Anschlag war mit Spannung erwartet worden. „Er wird heute nicht aussagen, weil er erkrankt ist“, sagte Mannschaft­sanwalt Becker. In einer von ihm vorgelegte­n ärztlichen Bescheinig­ung wird dem Stürmer vom BVB-Mannschaft­sarzt Verhandlun­gsunfähigk­eit „aus medizinisc­hen Gründen“attestiert. Einzelheit­en zu der angebliche­n Erkrankung werden nicht genannt.

Oberstaats­anwalt Carsten Dombert nannte die Bescheinig­ung in einer ersten Reaktion „äußerst dürftig“und erklärte: „Ich finde, dass sollte sich die Justiz so nicht bieten lassen.“Der Vorsitzend­e Richter Peter Windgätter erwiderte: „Das sehe ich genauso.“Ob Aubameyang für sein Fernbleibe­n ein Ordnungsge­ld auferlegt wird, soll später entschiede­n werden. Der Fußballpro­fi steckt seit Wochen in einem Transferpo­ker. Am vergangene­n Samstag stand er beim Heimspiel gegen den SC Freiburg (2:2) noch auf dem Platz.

Der wegen Mordversuc­hs in 28 Fällen angeklagte Sergej W. hat bereits gestanden, die drei selbst gebauten Splitterbo­mben gezündet zu haben, als der Mannschaft­sbus des BVB am 11. April 2017 gerade am Teamhotel abgefahren war. Er habe mit verschiede­nen Optionssch­einen auf einen fallenden Kurs der BVBAktie gewettet, hieß es in der Erklärung des 28-Jährigen vor Gericht. Sergej W. beharrt jedoch darauf, er habe niemanden töten oder schwer verletzen wollen. Die Bomben seien bewusst so konstruier­t gewesen, „dass niemand ernsthaft gefährdet werden konnte“.

Die Richter wollen nun wissen, wie die Insassen des Busses den Anschlag erlebt und anschließe­nd verarbeite­t haben. Einen Termin für die Vernehmung der übrigen Spieler und Betreuer von Borussia Dortmund gibt es noch nicht. Für den Prozess sind noch Verhandlun­gstage bis Ende März angesetzt.

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