Umknicken ist keine Lappalie
Häufige Verletzungen des Sprunggelenks erhöhen Risiko einer schmerzhaften Arthrose
MÜNCHEN (sz) - Mit dem bevorstehenden Frühling kommt auch die Lust auf Bewegung an der frischen Luft. Egal ob Joggen, Wandern, Golfen, Tennis oder auch nur Spazierengehen, unser Bewegungsdrang steigt mit den länger werdenden Tagen. Denn mit dem zunehmenden Tageslicht schüttet der Körper auch vermehrt Serotonin aus, eines der sogenannten Glückshormone. Doch bei all der Lust auf Bewegung heißt es aufgepasst: Täglich knicken in Deutschland ungefähr 10 000 Menschen mit dem Sprunggelenk um.
Das oft als Lappalie abgetane „Fuß verstauchen” sollte nicht unterschätzt werden, verursacht jedes stärkere Umknicken doch Verletzungen im Sprunggelenk. Werden diese nicht richtig auskuriert, kann das Risiko für eine schmerzhafte Sprunggelenksarthrose im Alter steigen, warnt die AGA, Fachgesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie.
Laut AGA erfüllt das Sprunggelenk eine entscheidende Funktion in unserem Bewegungsablauf und dient der Beweglichkeit sowie der Stabilisierung des Fußes. Es besteht aus einem oberen und einem unteren Anteil. Bei einem Umknicken ist in der Regel nur der obere Anteil des Sprunggelenkes betroffen, also das Gelenk zwischen Schienbein und Wadenbein sowie dem Sprungbein.
Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen, Bändern
Vereinfacht betrachtet ist das obere Sprunggelenk ein Scharniergelenk, mit dem zwei Hauptbewegungsrichtungen ausgeführt werden können: Anheben des Fußes und Abdrücken vom Boden. Diese Bewegungen erfolgen im Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen und dem Kapselbandapparat rund um das Sprunggelenk. Dabei stabilisieren diverse Bänder das Gelenk bei seinem physiologischen Bewegungsablauf. Knickt man nun mit dem Fuß um, kann der Kapselbandapparat gedehnt, angerissen oder komplett gerissen werden. Hier ist besonders häufig die Außenseite des Gelenks mit seinen drei Bändern betroffen. Anfänglich starke Schmerzen lassen in der Regel nach der ersten Stunde deutlich nach. Das Gefühl von Instabilität im Sprunggelenk ist dann längerfristig eine typische Folgeerscheinung einer schwerwiegenden Bandverletzung.
Blutergüsse und Schwellungen weisen auf Verletzung hin
Vor einer Einschätzung einer Verletzung warnt die Fachgesellschaft, denn das Schmerzempfinden ist bei einer Sprunggelenksverletzung kein guter Indikator: Nicht immer stehen die Schmerzen und die Schwere der Verletzung in direktem Zusammenhang. Wichtig ist es auch, auf die Bildung eines Blutergusses am Sprunggelenk als Hinweis für eine Gelenkkapsel- oder Bandverletzung zu achten. Auch kann die Schwellung des Sprunggelenkes einen Hinweis auf das Ausmaß der Verletzung geben.
Nach einem schwereren Umknicktrauma sollte ein Arzt das Sprunggelenk untersuchen. In der Regel werden Röntgenbilder angefertigt, um eine knöcherne Verletzung auszuschließen. Bei Verdacht auf eine gravierende Band- oder Knorpelverletzung erfolgt die Überweisung zur Kernspintomographie.
Als Erstbehandlung des Umknicktraumas hat sich das PECHPrinzip bewährt: Pause, Eis, Compression und Hochlagern. Dazu sollte das betroffene Bein unter Zuhilfenahme von Unterarmgehstützen entlastet werden. Eine lokale Kühlung hilft bei Schwellungen. Eine elastische Wickelung des geschwollenen Sprunggelenks sorgt durch Kompression für eine Reduktion der Schwellung. Die wichtigste Maßnahme ist jedoch, das Bein sofort hochzulegen. Dabei sollte es über Herzhöhe gebracht werden, damit der Blutrückfluss zum Herzen erleichtert wird. Unter Ruhigstellung in einer Schiene, die das seitliche Verkippen im Sprunggelenk verhindert, dauert es ungefähr sechs Wochen, bis die Bänder ihre Reißfestigkeit zu 60 bis 70 Prozent wiedererlangt haben. Wird zusätzlich Physiotherapie durchgeführt, kann in neun von zehn Fällen ein Resultat ohne weitere Instabilität erreicht werden.
Jedes Umknicken verursacht Verletzungen am Sprunggelenk. Je häufiger man über die Jahre umknickt, desto größer ist das Risiko für verschleißbedingte Knorpelveränderungen, für Arthrose. Aus gelegentlichen Schmerzen beim Sport, aber auch im Alltag, kann ein Dauerschmerz werden und in der Folge auch zu einer zunehmenden Bewegungseinschränkung am Sprunggelenk führen.