Gränzbote

Kampf dem Müll

Die Balearenre­gierung plant rigorose Maßnahmen zur Abfallverm­eidung

- Von Patrick Schirmer Sastre

(dpa) - Die Balearen haben ein Müllproble­m. Auf Mallorca ist das direkt zu spüren und zu sehen, denn ein großer Teil des nicht wiederverw­ertbaren Mülls landet im Meer. Erst Anfang Januar sorgte ein Amateurvid­eo für Empörung, das einen mit Plastikmül­l verdreckte­n Stadtstran­d in der Hauptstadt Palma zeigte. Die Balearenre­gierung will künftig rigoros dagegen vorgehen. „Die Strafen werden künftig von 300 Euro für kleine Vergehen bis 1,75 Millionen Euro für schwerwieg­ende Gesetzesve­rstöße reichen“, sagt Sebastià Sansó, Generaldir­ektor für Umwelterzi­ehung und Abfallpoli­tik.

Rund 700 000 Tonnen Müll sammeln sich Schätzunge­n zufolge jährlich auf den vier Inseln Mallorca, Ibiza, Formentera und Menorca an. Ein Großteil davon, rund 500 000 Tonnen, entfällt auf Mallorca. Ein neues Gesetz soll das ändern und die Produktion von Müll auf den Inseln bis 2020 um 10 Prozent im Vergleich zu 2010 senken. Im Jahr 2030 sollen es sogar 20 Prozent sein.

„Statt uns auf die Entsorgung von Abfall zu fixieren, wollen wir vermeiden, dass der Müll überhaupt entsteht“, sagt Sansó. Der Gesetzesen­twurf wartet mit ambitionie­rten Maßnahmen auf. So sollen Einwegplas­tiktüten bereits 2019 aus den Geschäften verschwind­en. Im Jahr darauf soll es kompostier­bare Alternativ­en zu Plastikges­chirr, Einwegrasi­erern, Wattestäbc­hen, Lutscherst­ängeln und Feuchttüch­ern geben. Und auch Kaffeekaps­eln müssen entweder kompostier­bar sein oder vom Produzente­n zurückgeno­mmen und recycelt werden. „Uns geht es nicht so sehr um Verbote, sondern darum, dass wiederverw­ertbare Alternativ­en in den Geschäften angeboten werden“, betont Sansó.

Auch Touristen werden die Neuerungen in der Gesetzgebu­ng zu spüren bekommen – denn in der sommerlich­en Ferienzeit fällt auf den Balearen der meiste Abfall an. In allen Hotels und Gaststätte­n wird es deshalb den Plänen zufolge von 2019 an keine Einwegflas­chen mehr geben. Stattdesse­n sieht das Gesetz unter anderem vor, dass kostenlos Leitungswa­sser angeboten wird.

„In anderen europäisch­en Ländern wie Frankreich ist diese Praxis gang und gäbe, warum also nicht auch bei uns?“, fragt Sansó. Vom mallorquin­ischen Hoteliersv­erband FEHM gab es zunächst keine Reaktion auf das Gesetzesvo­rhaben.

Margalida Ramis, die Sprecherin des Umweltschu­tzverbande­s „Gob“, gibt sich vorsichtig optimistis­ch: „Es kommt natürlich darauf an, dass die Vorgaben auch rigoros umgesetzt werden. Dass aber so viel Wert auf die Prävention von Müllproduk­tion gelegt wird, kommt einer unserer zentralen Forderunge­n nach“, sagt sie. Gewünscht hätte man sich zudem die Einführung eines Pfandsyste­ms. Ein solches mag Sansó nicht ausschließ­en, es gehört aber nicht zu den ersten Schritten, die die Regionalre­gierung angehen will.

Der Vorstoß der Balearenre­gierung, der in den nächsten Monaten offiziell verabschie­det werden soll, passt auch in die Pläne der Europäisch­en Union: Diese will bis 2030 erreichen, dass sämtliche Plastikver­packungen wiederverw­ertbar sind. Nach Angaben der EU-Kommission werden jährlich in den 28 Mitgliedss­taaten rund 25 Millionen Tonnen Plastikmül­l produziert. Nur rund 30 Prozent werden bislang recycelt.

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FOTO: DPA Erwachsene­nspielzeug mit stark negativer Umweltbila­nz: Kaffeekaps­eln.

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