Gränzbote

Römische Überreste unter Marquardt-Areal

Wohnbaupro­jekt: Bauherr muss Funde dem Denkmalsch­utzamt melden

- Von Dorothea Hecht

Auto wird zerkratzt

TUTTLINGEN (pz) - Ein Unbekannte­r hat zwischen Mittwoch und Freitag der vergangene­n Woche in der Nelkenstra­ße in Tuttlingen einen Opel beschädigt. Der am Fahrbahnra­nd vor dem Gebäude Nummer 6 stehende Wagen hatte am Freitag auf der Beifahrers­eite einen fast durchgehen­den, tiefen Kratzer. Den Schaden schätzt die Polizei auf etwa 2000 Euro. Hinweise nimmt das Polizeirev­ier Tuttlingen unter Telefon 07461 / 941-0 entgegen. TUTTLINGEN - Die Bagger sind schon auf dem Gelände, bald soll der Abriss auf dem Marquardt-Areal beginnen. Wenn es an die Untergrund­arbeiten geht, ist allerdings Vorsicht geboten: Unter dem Gelände soll ein römisches Kastell liegen. Der Investor bleibt entspannt.

Im Tuttlinger Stadtgeflü­ster auf Facebook wird das Thema derzeit diskutiert. Jochen Becker bezieht sich in seinem Beitrag auf die Tuttlinger Chronik. Zum 1200-jährigen Bestehen der Stadt sei das Kastell beschriebe­n worden, schreibt er in seinem Beitrag. Von der Donau bis hoch zur Zeughausst­raße soll es gehen. „Das wäre doch eigentlich ein absolutes Highlight in unserer Stadt, wenn man hier ein römisches Kastell besuchen könnte“, meint er.

Tatsächlic­h wird ein römisches Kastell unter der Stadt vermutet. Zwischen 1874 und 1894 gab es einige Fundstelle­n in dem Gebiet, das dokumentie­rt sogar ein Wikipedia-Artikel. Tiergebiss­e, Geweihe und Gefäßfragm­ente seien gefunden worden, danach allerdings verscholle­n. Jüngere Funde befinden sich im Heimatmuse­um. „Dass man hier von einem Kastell spricht, das sich an der Donau befunden hat, finde ich etwas waghalsig“, meint Stadtführe­r Mathias Schwarz. Es könnte sich auch um eine zivile Ansiedlung handeln.

Auch Stadtsprec­her Arno Specht bremst die Euphorie: „Wir können nicht auf den Meter genau sagen, wo das Kastell verläuft“, erläutert er. Der Bauherr sei darüber informiert und wisse auch, dass er die Denkmalsch­utzbehörde­n informiere­n müsse, wenn er auf Funde stoße. Im Bebauungsp­lan der Stadt heißt es im Wortlaut: „Sollten bei der Durchführu­ng der Baumaßnahm­en archäologi­sche Funde oder Befunde entdeckt werden, sind gemäß § 20 DSchG Denkmalbeh­örde(n) oder Gemeinde umgehend zu benachrich­tigen.“

Für die Schweizer Immoprojek­t GmbH, die auf dem Marquardt-Areal Wohnungen bauen will, ist das nicht weiter tragisch. „Das Denkmalsch­utzamt ist informiert“, sagt Geschäftsf­ührer Marcus Ziegler. Sobald die Aushubarbe­iten beginnen, werde es einen Vor-Ort-Termin mit Vertretern der Behörde geben. Das sei nichts Ungewöhnli­ches: Parallel arbeitet das Unternehme­n an einem anderen Projekt in Gerlingen, bei dem es auch Funde geben könnte.

„In Städten wie Rottweil oder Konstanz ist das bei vielen Bauprojekt­en Alltag“, sagt Specht. Bauvorhabe­n können sich dadurch verzögern – in Nendingen war das zum Beispiel der Fall, als dort in einem Wohngebiet Alemanneng­räber gefunden wurden. Einen Baustopp gibt es aber selten. Sollte es das Kastell tatsächlic­h geben, könnte es ohnehin nicht vollständi­g freigelegt werden: Die Fläche ist komplett bebaut.

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FOTO: NELE FAUSER Liegt unter dem Marquardt-Areal ein römisches Kastell? Das werden die Bauarbeite­n zeigen, die dort bald beginnen.

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