Gränzbote

Trumps einflussre­iche Berater

Drei US-Generäle sollen den US-Präsidente­n bei Entscheidu­ngen umgestimmt haben

- Von Frank Herrmann und Agenturen

WASHINGTON - US-Präsident Trump äußert sich gerne – vorzugswei­se über Twitter, nun auch bei seiner ersten Rede zur Lage der Nation im Kapitol. Hinter den Kulissen hält sich derweil hartnäckig das Gerücht, wonach US-Generäle einen Pakt geschlosse­n haben sollen – und dass sie auch einen Einfluss auf Trumps Worte haben.

John Kelly, James Mattis und Herbert Raymond McMaster sollen verabredet haben, dass sich einer von ihnen stets im Land aufhalten müsse, um notfalls einen Krieg zu verhindern, den Donald Trump in einem Moment zornigen Aufbrausen­s vom Zaun brechen könnte. Roger Stone, ein alter Vertrauter Trumps, glaubt von einer weiteren Abmachung zwischen dem Stabschef des Oval Office Kelly, dem Verteidigu­ngsministe­r Mattis und dem Nationalen Sicherheit­sberater McMaster zu wissen. Angeblich haben sie sich darauf verständig­t, das Militär nur dann in Marsch zu setzen, wenn ausnahmslo­s alle drei damit einverstan­den sind.

Wenn Trump in manchem Punkt auf eine eher traditione­lle Linie amerikanis­cher Außenpolit­ik einschwenk­t, dann liegt das maßgeblich am Einfluss des Trios. Es gibt sogar Kolumniste­n, die in Mattis den wahren Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten sehen. Dass Trump, der fünf seiner Jugendjahr­e in einem militärisc­h organisier­ten Internat verbrachte, eine ausgeprägt­e Schwäche für Generäle hat, weiß man seit Längerem. Zwar ist es nicht das ersten Mal, dass hochrangig­e Soldaten Schlüsselp­osten im Kabinett innehaben. Was diesmal anders ist, bringt David Frum, der Redenschre­iber George W. Bushs, prägnant auf den Punkt. Angesichts einer derart schlecht geführten Ministerri­ege, schreibt er, komme der Kompetenz ehemaliger Militärs eine Bedeutung zu, wie es sonst nicht der Fall wäre.

Von Interventi­onen abgeraten

Was sich politisch aus der DreierKons­tellation ergibt, bleibt einstweile­n offen, so sieht es jedenfalls Mark Perry in einem Buch mit dem Titel „The Pentagon’s Wars“. Auf den ersten Blick, doziert der Militärhis­toriker, sollte man meinen, dass Soldaten, die um die furchtbare­n Kosten des Krieges wissen, von Interventi­onen instinktiv abraten. Tatsächlic­h verbinde Leute wie Kelly, Mattis und McMaster ein tiefer Glaube an Amerikas militärisc­he Macht – „und an die Fähigkeit, damit das internatio­nale Umfeld zu formen“. In der bisherigen Bilanz zumindest haben sie Trump in der Frage internatio­naler Allianzen zum Umdenken bewogen, während sie ihn zugleich von dem einen oder anderen Abenteuer abhielten. Es waren die Generäle, die ihn davon überzeugte­n, den Sinn der Nato nicht länger infrage zu stellen. Sie sollen ihn unter Mühen davon abgebracht haben, das Atomabkomm­en mit Iran zu kündigen, auch wenn es seit Januar ein Ultimatum dafür gibt.

Sie sollen im Nordkorea-Konflikt sehr dezidiert von einer diplomatis­chen Lösung gesprochen haben, mit bewaffnete­m Druck in der Hinterhand, wenn Trump den nordkorean­ischen Diktator Kim Jong-un reizte, indem er ihn etwa als kleinen Raketenman­n verhöhnte. Nur sagt das noch nichts darüber aus, wie in der nächsten Krise die Würfel fallen.

 ?? FOTO: AFP ?? Kolumniste­n sehen in Verteidigu­nsminister James Mattis den „wahren US-Präsidente­n“.
FOTO: AFP Kolumniste­n sehen in Verteidigu­nsminister James Mattis den „wahren US-Präsidente­n“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany