Knapp vorbei an der Bruchlandung im Dornier Museum
Über die persönlichen Leibspeisen von Claude Dornier ist öffentlich nicht viel bekannt. Sein Vater war immerhin Franzose, was ihm womöglich einen kulinarischen Grundverstand verschafft haben mag. Aber Genießer hin, Genießer her – berühmt ist der Mann ja nicht für seinen Geschmackssinn geworden, sondern für seinen technischen Spürsinn. Sonst stünde sein Name nicht für Luftfahrtpioniergeist, sondern vielleicht für einen legendären Fresstempel. Jedenfalls lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, ob der gute Mann im Restaurant Do-X seines gleichnamigen Museums in Friedrichshafen kulinarische Glücksmomente erlebt hätte.
Immerhin: Die luftfahrtverrückte Atmosphäre hätte ihm gewiss zugesagt. Wer würde nicht gern einmal durch das Museum seiner eigenen Lebensleistungen schlendern, auch wenn das für die meisten von uns Normalsterblichen ein recht kurzes Vergnügen wäre. Kurz ist auch die Zeit, die vergeht, bis der symphatische Kellner einen neuen Gast auf dem grau überzogenen Sitzmobiliar entdeckt und ihm dienstbar zu Hilfe eilt. Alles ist von einer etwas kühlen Eleganz geprägt, die glücklicherweise nicht in Luftfahrt-Schnickschnack mündet. Die Speisekarte ist äußerst übersichtlich: Eine Handvoll Salate, drei Sandwichvariationen sowie vier Klassiker. Einer davon ein sogenanntes Pfannenschnitzel vom Landschwein. Wobei die Betonung auf Land immer etwas Lächerliches hat, weil Schweineaufzuchtanstalten äußerst selten in Innenstädten zu finden sind und somit eine Qualität vorgaukelt, die sich an dem Begriff nicht festmachen lässt. Darüber hinaus existiert eine Mittagskarte mit drei wechselnden Gerichten. Von Erich Nyffenegger
Zunächst findet eine durchaus schwache Tomatensuppe ihren Weg an den Tisch. Ihr süßlich-künstlicher Geschmack deutet in eine Richtung, die nicht eben für frisches Gemüse spricht. Die Suppe auszulöffeln, ist jedenfalls wenig lohnend. Mehr Zuwendung verdient da schon der bunte Salat mit gebackenem Ziegenkäse, auch wenn das betont saure Dressing am Rand des Zuträglichen rangiert. Immerhin: Das bunte Blattwerk ist wenig welk, das Gemüse frisch und knackig – insbesondere der Krautsalat knuspert versöhnlich im Mund. Der beste Teller des Menüs ist gewiss jener mit den gerollten Maultaschen, die entweder ordentlich selbstgemacht oder aber gut eingekauft sind: Die Fülle lebt vom hohen Fleischanteil und entschlossener Würze. Die Bratensoße verhält sich geschmacklich unauffällig. Schwaches Detail: Die Zwiebelwürfel sind viel zu kurz abgeschmälzt, sodass sie blass bleiben. Dennoch kein Grund ins nächstbeste Flugzeug zu steigen und zu fliehen. Das gilt schon eher für die Hühnerbruststreifen auf Asia-Gemüse, das an langweiligem, weil eindimensionalen Currygeschmack krankt. Dagegen können auch die trockenen Hühnertranchen nichts ausrichten, die mit etwas Salz vielleicht noch zu retten gewesen wären. Dabei ist gerade eine so knappe Karte eigentlich die beste Voraussetzung, auf wenige, aber exzellente Zutaten setzen zu können, ohne eine Küchenmannschaft zu überfordern. Der akribische Erfindergeist sowie der Perfektionismus eines Claude Dornier schlagen jedenfalls kaum auf die Speisen durch.