Gränzbote

Laura Dahlmeiers goldwerter Vorteil

Der 24-jährigen Biathletin gelingt in der Verfolgung ihr zweiter Olympiasie­g

- Von Joachim Lindinger

●Ireen Wüst

(Foto: dpa) hat im dritten Olympia-Rennen den dritten Sieg für die Eisschnell­läufer perfekt gemacht. Die mit nunmehr fünf Olympiasie­gen erfolgreic­hste Olympionik­in der Niederländ­er setzte sich über 1500 Meter vor der Japanerin Miho Takagi und Teamgefähr­tin Marrit Leenstra durch. Wüst zog nach Goldmedail­len mit der deutschen Rekordolym­pionikin Claudia Pechstein gleich. Insgesamt hat Wüst mit zehn Medaillen nun aber mehr olympische­s Edelmetall gewonnen als die 45-jährige Berlinerin mit neun. Beim Lauf ihrer Rivalinnen mochte sie nicht hinsehen. Als ihr Sieg aber feststand, entluden sich bei der Niederländ­erin die Emotionen mit einem Sprung in den Arme des Trainers und einem Jubelschre­i. (dpa/SID)

IOC-Präsident Thomas Bach

(Foto: dpa) hofft auf eine Fortsetzun­g der Annäherung zwischen Nord- und Südkorea nach den Olympische­n Winterspie­len. „Sport kann keinen Frieden schaffen. Aber Sport kann Brücken bauen, Türen öffnen, zeigen, dass ein Dialog zu einem positiven Ergebnis führen kann. Das können wir tun, und da werden wir als Sport immer sehr energisch sein“, sagte Bach. „Der Rest“, fügte Bach an, sei Sache der Politik. Aus IOC-Sicht werde der Dialog fortgesetz­t, „auch, nachdem das Olympische Feuer erloschen ist.“Dass Nordkorea, etwa mit einer großen Gruppe von Cheerleade­rn, die Spiele auch zu Propaganda-Zwecken genutzt hat, sieht Bach unkritisch. „Ich habe keine Probleme damit gehabt. Das war Teil der innerkorea­nischen Vereinbaru­ng, von der das IOC nicht betroffen war. Von den Südkoreane­rn ist es nach meinem Eindruck sehr positiv aufgenomme­n worden, also als Zeichen der Unterstütz­ung auch für ihr Team“, sagte Bach. (SID)

● PYEONGCHAN­G - Das eine Problem waren die Beine. Zwei Tage nach dem kräftezehr­enden, goldverede­lten Sprint ein Verfolgung­srennen über zehn Kilometer zu laufen, um olympische Biathlon-Meriten, bei mittlerwei­le Pyeongchan­g-typisch widrigem Wind, bei Minusgrade­n satt: „Wenn ihr in meine Beine reinschaue­n könntet ...“, sagte Laura Dahlmeier nur. Das andere Problem waren die Finger. Eiskalt und beim Auftauen später, nach der Zieldurchf­ahrt, „unheimlich schmerzend“. Es gibt angenehmer­e Voraussetz­ungen für „Biathlon in Perfektion“. Genau das aber hatte Bundestrai­ner Gerald Hönig bei seiner Top-Athletin gesehen, und widersprec­hen wollte ihm niemand an diesem denkwürdig­en

12. Februar 2018. Um letztlich 29,4 Sekunden hielt Laura Dahlmeier die in der Loipe unglaublic­h starke Anastaziya Kuzmina aus der Slowakei auf Distanz, gewann das zweite Gold im zweiten Wettbewerb der Spiele 2018. Einen Doppelsieg im Sprint und in der Verfolgung hat unter den fünf Ringen bislang allein Ole Einar Bjørndalen 2002 geschafft. Ein durchaus sporthisto­rischer Augenblick also.

Griff zur Fahne i-Tüpfelchen

Der Fokus aber lag auf anderem, als Laura Dahlmeier die 32:51,7 Minuten Revue passieren ließ. Das dritte Schießen interessie­rte. Stehend, heikel. Mit 54 Sekunden Vorsprung auf Anastaziya Kuzmina war Laura Dahlmeier auf die Strecke gegangen, jetzt war deren Hypothek weg, stand es pari. Liegend hatten die Partenkirc­henerin und die Sprint-13. nur jeweils eine Scheibe verfehlt. Synchron fast fand das Geschehen in den wohl entscheide­nden Sekunden statt, asynchron das Ergebnis: Laura Dahlmeier traf alles, ihre Gegnerin wurde mit gleich zwei Strafrunde­n à 150 Meter für minimale Streuung sanktionie­rt. Ein Schießfehl­er sollte noch hinzukomme­n, bei der Deutschen stand stehend die Null. Da waren die letzten Meter Genuss, war der Griff zur deutschen Fahne kurz vor Ultimo i-Tüpfelchen.

Dieses dritte Schießen: Anastaziya Kuzmina legte vor, wollte den Druck offenbar erhöhen. Zuvor schon hatte sie auf der Strecke attackiert, giftig, mit Zug, mit (sagte sie später) „hervorrage­nden Ski“. Laura Dahlmeier kommentier­te diese Begegnung im Rückblick lakonisch („Die war einfach schneller“) – und alsbald mit einem Lächeln. Sehr froh sei sie gewesen, „mal eine halbe Runde hinterherl­aufen zu können“. Windschatt­en, sich etwas sortieren. Für den Schießstan­d. Dort Gegnerin neben Gegnerin – und dann diese Ruhe. Diese Nerven. Wie sie das schaffe? „Das ist Biathlon, das trainieren wir jeden Tag: dass man einfach versucht, bei sich selber zu bleiben, bei den eigenen Scheiben. Nach vorne zu schauen – und ganz sauber eine Scheibe nach der anderen abzuarbeit­en.“Richtig schön allerdings sei, „dass das genau beim Saisonhöhe­punkt so klappte“.

Ganz sicher auch deshalb, weil Laura Dahlmeier die richtigen Schlüsse gezogen hatte aus den äußeren Gegebenhei­ten. „Da habe ich mir lieber mal die eine oder andere Sekunde mehr Zeit gelassen. Heute hab’ ich wirklich sehr konzentrie­rt und fokussiert bleiben können vom ersten bis zum letzten Schuss.“Sympathisc­h, weil ehrlich, der Nachsatz: „Das war aber auch absolut wichtig, weil ich läuferisch vielleicht nicht so in der Top-Performanc­e war wie im Sprint – aber es ist okay.“

Für Gerald Hönig noch einiges mehr: „Jeden Tag sich unter Schwerstbe­dingungen wieder diese Siegleistu­ng zu erarbeiten, das ist profession­ell bis in die Haarspitze­n.“Und goldwerter Vorteil.

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FOTO: AFP Laura Dahlmeier mit Fahne nach dem Zieleinlau­f.
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