Otto Steinhauser ist ein Profi-Fackelbauer
Die Spaichingen Funkenfeuerfackeln sind etwas ganz Besonderes und für Viele Tradition
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SPAICHINGEN - Den Ur-Spaichingern, und nicht nur diesen, ist das Funkenfeuer am Sonntag nach Fasnet heilig. Und dazu gehören auch die riesigen Fackeln, die erst selbst gebaut und dann auf starken Schultern den Berg herunter getragen werden. Ein Fackelträger- und -bauerVeteran ist der 77-jährige Otto Steinhauser sein. Ein „Werkstattbesuch“.
Ein Besenstiel, Holzwolle, rund 20 Fackelhölzer, Bindedraht und ein Pappendeckel – das sind die Zutaten für eine Fackel. Jedes Jahr, wenn die Fasnet auf ihr absehbares Ende zusteuert, holen sich große und kleine Fackelträger einen Teil der „Zutaten“beim städtischen Bauhof ab, der Stiele und Fackelholz für die Bastler bereitstellt. „Das größte Problem ist die Holzwolle“sagt der 77-jährige Otto Steinhauser, der fast zwei Jahrzehnte lang die Fackeln für die Kolpingfamilie gemacht hat.
Woher die Holzwolle?
Früher bekam er die Wolle aus der DDR, inzwischen von einem Händler aus Tuttlingen. „Als Kind musste man noch bei den hiesigen Schreinern nach Holzwolle betteln, insgesamt gehörte früher schon viel Organisationstalent dazu, um alles Notwendige zusammen zu bekommen.“Steinhauser ist ein Fackelträgerveteran. Bereits mit zwölf Jahren trug er das erste Mal seine selbst gebaute Fackel auf den Dreifaltigkeitsberg, damals noch zum Startpunkt am Paradies beim heutigen Gipfelkreuz. Dies nur, um sie anschließend entzündet gemeinsam mit vielen anderen Fackelträgern die Serpentinen hinab wieder ins Tal zum Funken zu tragen.
„Bei entsprechender Witterung war das schon ziemlich anstrengend. Die heiße Wurst, die wir oben bekamen, nahmen wir damals dankend an. Sie wärmte nicht nur unsere Mägen sondern auch die klammen
Finger, die in den
Wollhandschuhen oft nass wurden“, erzählt er.
Heute befördert der Bauhof die Fackeln bequem auf den
Berg, wo sie dann am heutigen Startpunkt für die Fackelträger bereitliegen.
Rund zehn Kinder beobachten Steinhauser, wie er geschickt die Holzwolle um den Besenstiel legt, so wie Steinhauser es sich früher bei seinen Kameraden abgeschaut hat. „Fest andrücken muss man die!“
Seinen Enkel Niklas Steinhauser sowie Sven Glückler und Noah Wientges leitet er währenddessen an, das Fackelholz aufzureihen. Rund zwölf Stangen, die alle etwa einen Meter lang sind, breiten Sie im rechten Winkel auf zwei parallel gelegten Schnüren aus. „Ist ein Trick, damit es schneller geht!“Steinhauser legt dann zusammen mit den Kindern die Fackel vorsichtig auf die vorbereiteten Hölzer und gemeinsam binden Sie diese dann mit den Schnüren um Besenstiel und Holzwolle fest, damit sie wie bei einem Fass einen Halbkreis bilden.
Von unten schiebt er dann, unterstützt von Enkeltochter Antonia Braun, nach und nach nochmals die gleiche Menge an Hölzern durch die beiden Schnüre, bis die Holzwolle rundherum von den Fackelhölzern eingefasst wird. Zu zweit geht das schnell, die Handgriffe sitzen. Die Jungen schneiden derweil mit einer großen Drahtschere vier fünfzig Zentimeter lange Drahtstücke von einer Rolle ab. Diese ersetzen anschließend, in Abständen von 20 Zentimetern angebracht, die Schnüre.
Zu früh gebrannt
Zuletzt klopft Steinhauser die wie „Dauben“wirkenden Drähte mit einem Hammer in Reih’ und Glied, stopft mit dem Hammerstiel die überschüssige Holzwolle von oben in die Fackel. Mit einer Schraube wird dann alles am Stiel fixiert, damit es beim Tragen nicht nach unten rutscht. Ein Pappkarton verhindert, dass das brennende Harz beim Tragen zu sehr nach unten tropft. Fertig ist die „Original Otto Steinhauser-Fackel“verkündet sein Enkelsohn. Bevor sie dann am Sonntag aber oben auf dem Berg entzündet wird, muss sie noch auf dem Bauhof geharzt werden. Otto Steinhauser denkt mit Grausen an das vergangene Jahr zurück, als bei diesem Vorgang weit über zehn Fackeln aus seiner Produktion in Flammen aufgingen: Über Nacht hatten sie sich selbst entzündet. Eigentlich wollte er fortan keine mehr bauen, jedoch für die „Nachwuchskräfte“machte er in diesem Jahr noch einmal eine Ausnahme.