Gränzbote

„Coffee to go“aus dem Pfandbeche­r soll Müll vermeiden

Nach dem Bodenseekr­eis führt auch Ulm das Mehrwegsys­tem ein – Ein Euro Pfand

- Von Barbara Baur und Ludger Möllers

ULM - Die Plastiktüt­e ist weitgehend verschwund­en, bald könnten auch Pappbecher für den beliebten „Coffee to go“der Geschichte angehören: Nach dem Bodenseekr­eis sollen nun auch in Ulm Mehrwegbec­her eingeführt werden, auf die ein Euro Pfand erhoben wird.

Der Kaffee im Pappbecher gilt schon länger als Umweltsünd­e: Allein in Deutschlan­d werden pro Stunde 320 000 Einmalbech­er weggeworfe­n. Das ergibt 800 Becher in der Stunde im Bodenseekr­eis, 700 in Ulm und Neu-Ulm.

Abhilfe schaffen Unternehme­n wie das Start-Up Recup. Die Münchner 14-Mann-Firma liefert wiederverw­endbare Becher. Für einen Euro Pfand können Kunden ihren Becher mitnehmen und an einem anderen Ort wieder abgeben. Dort wird er gespült und ist dann bereit, bis zu 500-mal wiederverw­endet zu werden: „Kunden können, je nach Anbieter, auch einen Preisvorte­il bekommen“, sagt Lisa Henze, die bei Recup für den Vertrieb zuständig ist. 15 oder 25 Cent pro Becher seien denkbar.

In Ulm, wo sich das Citymarket­ing für die Einführung des Mehrwegsys­tems starkmacht, will der Gastronom Mario Abbate, Inhaber des Kaffeehaus­es „Coffee Fellows“, seinen Kunden schon bald ihren Latte Macchiato, den Cappuccino oder den Milchkaffe­e in Mehrwegbec­hern anbieten: „Bei meinen Kollegen läuft das hervorrage­nd“, berichtet Abbate von Erfahrunge­n in der Franchise-Kette, „warum soll das nicht hier auch laufen?“

Auch Katrin Schißler, Direktorin des Intercity-Hotels am Ulmer Hauptbahnh­of, kann sich vorstellen, das System einzuführe­n: „Unsere Gäste kaufen sich bei uns ihren Kaffee, steigen in den Zug ein und könnten den leeren Kaffeebech­er am Ziel abgeben“, beschreibt Schißler die Vorteile. Abzustimme­n sei die mögliche Einführung innerhalb der Hotelgrupp­e der Intercity-Hotels.

Recup, seit knapp einem Jahr am Markt, hat nach eigenen Angaben das System bereits in 23 Städten mit über 720 Standorten eingeführt. In Ulm ist nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“eine große Bäckerei mit über 40 Filialen in konkreten Verhandlun­gen. Für kleinere Unternehme­n ist die Frage nach den Gebühren für Recup zu klären: „Ein Euro pro Tag und Standort sind für uns mit 27 Filialen zu viel“, sagt ein Mitarbeite­r der Bäckerei Kirsamer, „wir reden über fast 10 000 Euro im Jahr.“Doch es laufen Gespräche mit Recup über Rabatte.

Am Bodensee sind die Beteiligte­n weiter: In vielen Bäckereien, auf der Fähre Meersburg/Konstanz und in den Mensen und Cafeterien der Hochschule­n in Konstanz, Weingarten, Ravensburg und Friedrichs­hafen wie auch in der Elektronik­schule Tettnang werden Einwegbech­er bald Geschichte sein.

Im Ostalbkrei­s hat die Hochschule Aalen zusammen mit dem BUND ein entspreche­ndes Projekt gestartet, an demschon mehr als 20 Cafés und Bäckereien beteiligt sind.

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FOTO: MÖLLERS Mehrweg- statt Wegwerfbec­her kommen: Lisa Henze (Recup), Sabrina Maunz und Florian Fuchs vom Stadtmarke­ting wollen die Initiative nach Ulm bringen.

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