Gränzbote

Bitte warten, Sie werden verbunden

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Vorgestern früh habe ich mir etwas angetan, vor dem es mir regelmäßig graust, sobald ich nur den Hörer in die Hand nehme: Ich musste einen Behördenan­ruf erledigen. Also extra ein wenig früher aus dem Bett gequält, damit ich ja eine Minute vor den Öffnungsze­iten anrufen kann. Schließlic­h soll ja ab acht Uhr dort geöffnet sein – und was geschieht regelmäßig um eine Minute nach acht? Natürlich sind alle, aber auch alle Leitungen besetzt und persönlich ist niemand mehr zu erreichen.

Die Anrufbeant­worter haben ab dann die Macht übernommen: „Bitte warten, Sie werden verbunden...“, oder „Der nächste freie Mitarbeite­r kümmert sich um Sie...“. Man kennt das ja nur zu gut. Einen echten Menschen zu sprechen wird immer schwierige­r, je größer der Behördenmo­loch am anderen Ende der Leitung ist. Am liebsten habe ich ja, wenn mich das System ganz rauswirft mit dem Hinweis „Derzeit sind alle Mitarbeite­r im Gespräch, bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal“. Um dann noch mit einem hämischen „Tüt, tüt, tüt“zu enden. Wie gesagt, um diesem Horror zu entgehen, rufe ich kurz vor der Zeit an. Und was passiert eine Minute vor acht? Eine ironische Bandstimme ruft mir zu: „Sie rufen außerhalb unserer Bürozeiten an, versuchen Sie es später erneut.“(mal)

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