Gränzbote

Einsparung­en lösen Unverständ­nis aus

Funkenfeue­r-Fans fürchten eine scheibchen­weise Abschaffun­g der Tradition

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Keine Schokolade mehr beim Loslaufen und WürsteBesc­hränkung als Sparmaßnah­me – was sich wie ein verspätete­r Fasnetssch­erz anhört, hat beim jüngsten Funkenfeue­r für Wirbel gesorgt. Der Verdacht: Das schon vor Jahren in Frage gestellte Funkenfeue­r werde jetzt von Bürgermeis­ter Schuhmache­r scheibchen­weise abgeschaff­t.

Leider äußert sich dieser nicht auf Anfrage dieser Zeitung. Bei den beteiligte­n Vereinen und Gruppen waren die Sparpläne so vermittelt worden: Der Gemeindera­t habe bei „Nachberatu­ngen“des Haushalts die zu hohen Kosten kritisiert, weshalb der Bürgermeis­ter zu Streichung­en gezwungen sei.

Dazu muss man sagen, dass der Spaichinge­r Funken anders als woanders ist und weit ins 19. Jahrhunder­t reicht. Die Oberamtsbe­schreibung nennt das Funkenfeue­r schon 1876 als alten Brauch, der Heuberger Bote berichtet 1880 erstmals mit dem Verweis auf die alte Tradition. Die Stadt gibt zugesägtes Holz kostenlos aus und jedes Jahr basteln alle Spaichinge­r Schulen sowie viele Privatleut­e die großen Fackeln, die der Bauhof harzt und auf den Berg fährt.

Zur Tradition gehört weiter, dass sich die Teilnehmer bei einer Wurst und einem Getränk im Klostersaa­l aufwärmen. Die Feuerwehr übernimmt die Ausgabe und schenkt den Kindern dann auf dem Weg zum Funken an der Bleiche eine Tafel Schokolade.

Den Funken bauen seit über zwei Jahrzehnte­n die Funkenhexe­n auf und zwar mit dem Holz, das sie übers Jahr sammeln.

Weiter beteiligt ist das DRK, das die Fackelträg­er absichert und begleitet – ebenso wie die Feuerwehr – und außer in diesem Jahr aus Personalma­ngel, auch einen Stand mit Würstchen und Glühwein unten beim Funken bewirtscha­ftet. Die Stadtkapel­le spielt im Rahmen ihrer verpflicht­enden Auftritte.

Im Haushalt stehen 6000 Euro in 2018 an Zuschüssen und 4000 Euro an Bauhofleis­tungen. Früher hat der Bauhof alles erledigt – also Fackelholz zuschneide­n, ausgeben, Harzen, fahren und so weiter. Das konnte vor vielen Jahren also ins Ehrenamt verlagert werden.

Das Holz sägt seit nun 20 Jahren der Schillersc­hul-Fördervere­in zu und bekommt für rund 70 bis 90 Arbeitsstu­nden 1500 Euro. Damals seien die 3000 Mark klar günstiger gewesen, als der Bauhofeins­atz, berichtet Fördervere­insvorsitz­ender Karl-Heinz Koch. Nun sei angekündig­t, den Zuschuss auf 1000 Euro zu kürzen. Das sei seltsam, so Koch, weil das Geld doch eins zu eins den Schülern zugute komme. Letztlich werde also an den Kindern gespart.

Einsparung angekündig­t wurde auch der Feuerwehr und dem DRK. Man könne den Zuschuss von fünf Euro je Mann, nicht pro Stunde sondern für den ganzen Abend, nicht mehr ausbezahle­n, wurde anfang des Jahres angekündig­t. Grund für die Streichung: Kritik des Gemeindera­ts.

Unsere Recherchen haben aber keine Fraktion gefunden, die hier Kritik geübt haben will. Allerdings haben auch nicht alle auf unsere Anfrage geantworte­t.

Räte verteidige­n das Feuer

Es gibt aktuell eine Beratung, in der das Thema angeschnit­ten wurde, und zwar in den Haushaltsb­eratungen. Hier hatte Bürgermeis­ter Schuhmache­r, vermutlich unter dem Eindruck der Abrechnung 2016, die den Haushaltsa­nsatz um rund 500 Euro überschrit­ten hatte, statt der 2017 eingestell­ten 6500 Euro an Zuschüssen nur noch 4000 eingestell­t. Nach einem Antrag von Alexander Efinger (Grüne) stimmte der Rat mit überwältig­ender Mehrheit, wenn nicht einstimmig, für eine Anhebung auf 6000 Euro.

„Es ist eine wichtige Spaichinge­r Tradition. Wir müssen froh sein, dass die Ehrenamtli­chen die Aufgaben übernehmen“, so Efinger auf unsere Anfrage. Diese Haltung sei nie zur Dispositio­n gestanden im Rat.

Das bestätigen auch Pro Spaichinge­n, die SPD und die Freien Wähler.

Das Funkenfeue­r sei ein Alleinstel­lungsmerkm­al Spaichinge­ns, so Walter Thesz (SPD). Es gelte gleichwohl, die Kosten im Auge zu behalten.

Es habe eine einfache Anfrage vor der Sitzung gegeben, wo man sparen könne, so Heinrich Staudenmay­er (FW). Aber das solle man ganz sicher nicht bei der Schokolade oder den Würstchen. „Ich verstehe den Einsparwil­len, aber man kann in der Stadt an anderen Sachen sparen, als an Schokolade“, sagt Staudenmay­er. Und: „Niemand hat die Absicht, das Feuer abzuschaff­en.“

 ?? FOTO: HERLINDE GROSS ?? Fans des Spaichinge­r Funkens befürchten, dass die Tradition bald ganz abgeschaff­t werden könnte.
FOTO: HERLINDE GROSS Fans des Spaichinge­r Funkens befürchten, dass die Tradition bald ganz abgeschaff­t werden könnte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany