Einsparungen lösen Unverständnis aus
Funkenfeuer-Fans fürchten eine scheibchenweise Abschaffung der Tradition
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SPAICHINGEN - Keine Schokolade mehr beim Loslaufen und WürsteBeschränkung als Sparmaßnahme – was sich wie ein verspäteter Fasnetsscherz anhört, hat beim jüngsten Funkenfeuer für Wirbel gesorgt. Der Verdacht: Das schon vor Jahren in Frage gestellte Funkenfeuer werde jetzt von Bürgermeister Schuhmacher scheibchenweise abgeschafft.
Leider äußert sich dieser nicht auf Anfrage dieser Zeitung. Bei den beteiligten Vereinen und Gruppen waren die Sparpläne so vermittelt worden: Der Gemeinderat habe bei „Nachberatungen“des Haushalts die zu hohen Kosten kritisiert, weshalb der Bürgermeister zu Streichungen gezwungen sei.
Dazu muss man sagen, dass der Spaichinger Funken anders als woanders ist und weit ins 19. Jahrhundert reicht. Die Oberamtsbeschreibung nennt das Funkenfeuer schon 1876 als alten Brauch, der Heuberger Bote berichtet 1880 erstmals mit dem Verweis auf die alte Tradition. Die Stadt gibt zugesägtes Holz kostenlos aus und jedes Jahr basteln alle Spaichinger Schulen sowie viele Privatleute die großen Fackeln, die der Bauhof harzt und auf den Berg fährt.
Zur Tradition gehört weiter, dass sich die Teilnehmer bei einer Wurst und einem Getränk im Klostersaal aufwärmen. Die Feuerwehr übernimmt die Ausgabe und schenkt den Kindern dann auf dem Weg zum Funken an der Bleiche eine Tafel Schokolade.
Den Funken bauen seit über zwei Jahrzehnten die Funkenhexen auf und zwar mit dem Holz, das sie übers Jahr sammeln.
Weiter beteiligt ist das DRK, das die Fackelträger absichert und begleitet – ebenso wie die Feuerwehr – und außer in diesem Jahr aus Personalmangel, auch einen Stand mit Würstchen und Glühwein unten beim Funken bewirtschaftet. Die Stadtkapelle spielt im Rahmen ihrer verpflichtenden Auftritte.
Im Haushalt stehen 6000 Euro in 2018 an Zuschüssen und 4000 Euro an Bauhofleistungen. Früher hat der Bauhof alles erledigt – also Fackelholz zuschneiden, ausgeben, Harzen, fahren und so weiter. Das konnte vor vielen Jahren also ins Ehrenamt verlagert werden.
Das Holz sägt seit nun 20 Jahren der Schillerschul-Förderverein zu und bekommt für rund 70 bis 90 Arbeitsstunden 1500 Euro. Damals seien die 3000 Mark klar günstiger gewesen, als der Bauhofeinsatz, berichtet Fördervereinsvorsitzender Karl-Heinz Koch. Nun sei angekündigt, den Zuschuss auf 1000 Euro zu kürzen. Das sei seltsam, so Koch, weil das Geld doch eins zu eins den Schülern zugute komme. Letztlich werde also an den Kindern gespart.
Einsparung angekündigt wurde auch der Feuerwehr und dem DRK. Man könne den Zuschuss von fünf Euro je Mann, nicht pro Stunde sondern für den ganzen Abend, nicht mehr ausbezahlen, wurde anfang des Jahres angekündigt. Grund für die Streichung: Kritik des Gemeinderats.
Unsere Recherchen haben aber keine Fraktion gefunden, die hier Kritik geübt haben will. Allerdings haben auch nicht alle auf unsere Anfrage geantwortet.
Räte verteidigen das Feuer
Es gibt aktuell eine Beratung, in der das Thema angeschnitten wurde, und zwar in den Haushaltsberatungen. Hier hatte Bürgermeister Schuhmacher, vermutlich unter dem Eindruck der Abrechnung 2016, die den Haushaltsansatz um rund 500 Euro überschritten hatte, statt der 2017 eingestellten 6500 Euro an Zuschüssen nur noch 4000 eingestellt. Nach einem Antrag von Alexander Efinger (Grüne) stimmte der Rat mit überwältigender Mehrheit, wenn nicht einstimmig, für eine Anhebung auf 6000 Euro.
„Es ist eine wichtige Spaichinger Tradition. Wir müssen froh sein, dass die Ehrenamtlichen die Aufgaben übernehmen“, so Efinger auf unsere Anfrage. Diese Haltung sei nie zur Disposition gestanden im Rat.
Das bestätigen auch Pro Spaichingen, die SPD und die Freien Wähler.
Das Funkenfeuer sei ein Alleinstellungsmerkmal Spaichingens, so Walter Thesz (SPD). Es gelte gleichwohl, die Kosten im Auge zu behalten.
Es habe eine einfache Anfrage vor der Sitzung gegeben, wo man sparen könne, so Heinrich Staudenmayer (FW). Aber das solle man ganz sicher nicht bei der Schokolade oder den Würstchen. „Ich verstehe den Einsparwillen, aber man kann in der Stadt an anderen Sachen sparen, als an Schokolade“, sagt Staudenmayer. Und: „Niemand hat die Absicht, das Feuer abzuschaffen.“