Weihnachtsschlägerei vor Gericht
Der anwesende Angeklagte erhält neun Monate auf Bewährung
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TROSSINGEN - Eigentlich hätte es am Dienstagmorgen zwei Angeklagte im Spaichinger Amtsgericht geben sollen, die wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung angeklagt sind. Erschienen war aber nur einer, der andere ist nämlich derzeit unauffindbar. Er sei seit 10. Oktober letzten Jahres an der bisherigen Trossinger Adresse abgemeldet, und eine neue kenne man nicht, so Richterin Beate Philipp.
Bliebe also einer der Männer übrig, die sich am Heiligabend 2016 nach einer Geburtstagsfeier mit reichlich Cognac – von drei Flaschen erzählte der 32-Jährige – auf den Weg gemacht hatten. Sein verschwundener Kumpel hatte Geburtstag, und zu später Stunde entschlossen sie sich, einen Kollegen zu besuchen. Unterwegs sollen die beiden einen Dritten getroffen und einer von ihnen soll dann gegen parkende Autos getreten haben. Fast 3000 Euro Schaden habe es dabei an einem BMW Cabrio gegeben, so die Anklage.
Und Lärm, der wiederum vier junge Männer aufschreckte, die im Haus daneben Weihnachten gefeiert hatten. Sie hätten zum Fenster rausgeschaut und die drei Männer bemerkt und ihnen zugerufen, das doch sein zu lassen. Den genauen Wortlaut konnte keiner von ihnen im Zeugenstand mehr wiederholen.
Klar wurde am Dienstag jedoch, dass die beiden jetzt Angeklagten mit Baumaterial nach den inzwischen auf dem Balkon versammelten Männern geworfen hatten. Der anwesende Angeklagte gab zu, er habe einen Plastikeimer geworfen, anschließend gingen sie zur Haustür, gegen die er getreten habe. Sein Kumpel habe dann mit einem Stock die Scheibe eingeschlagen. Hinein kamen sie nicht, denn das Fenster war vergittert.
Polizei beendet Schlägerei
Sie seien dann in die Wohnung seines Freundes zurückgegangen, und dann seien die vier aufgetaucht, verstärkt durch einen Nachbarn, der Polizist ist, und hätten eine Schlägerei begonnen. Die sei kurz und heftig gewesen und wurde schnell von der herbeigerufenen Polizei beendet. Leider habe seine Frau seinen Pullover danach gewaschen, so der 32-Jährige, man habe darauf nämlich Fußspuren von den Tritten gesehen, die er abbekommen habe.
Die Staatsanwaltschaft sah es etwas anders: Er habe mit den Füßen auf den Kopf eines der am Boden liegenden Männer getreten. Einig waren sich die Zeugen, dass der verschwundene Mitangeklagte einen Elektroschocker besessen habe und damit auf die Gruppe losgegangen war. Diesen Angriff konnte die Gruppe abwenden, doch bei der anschließenden Schlägerei gab es Platzwunden, Tritte gegen Köpfe und offenbar auch den Einsatz langer Fingernägel. Die gehörten offenbar einer Italienerin, die sich mit ihrem Partner in die Prügelei eingemischt hatte. Einer der Vierergruppe trug dabei einen schmerzhaften Kratzer direkt unter dem Auge davon.
Die beiden Italiener seien ebenfalls abgetaucht, so Richterin Philipp, aber auch gegen sie besteht Anklage. Sobald sie wieder nach Deutschland einreisen, müssen sie sich dafür verantworten. Und ebenso das aggressive Heilig Abend-Geburtstagskind, das derzeit untergetaucht ist.
Für den anwesenden Angeklagten gab es für die gefährliche Körperverletzung eine Freiheitsstrafe von neun Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wird.