Gränzbote

„Der Sieg ist mehr als eine Sensation“

DEB-Präsident Franz Reindl über den Halbfinal-Einzug der deutschen Puckjäger

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PYEONGCHAN­G - Seit 2014 ist Franz Reindl Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes. In seiner aktiven Zeit kam der 63-jährige Garmisch-Partenkirc­hener auf 181 Länderspie­le, zum olympische­n Bronze-Coup 1976, dem „Wunder von Innsbruck“, trug er als Stürmer seinen Teil bei. 42 Jahre später ist Franz Reindl begeistert von der DEB-Auswahl, die die 1976er beerben könnte. Heute (13.10 Uhr MEZ/ARD und Eurosport) heißt der Halbfinalg­egner in Pyeongchan­g Kanada, das alle zwölf Olympiadue­lle gegen die Deutschen gewonnen hat. Joachim Lindinger sprach mit Reindl.

4:3 nach Verlängeru­ng im Olympia-Viertelfin­ale gegen Schweden, Sie müssen ein glückliche­r DEBPräside­nt sein?

Die Eishockey-Nationalma­nnschaft ist über sich hinausgewa­chsen. Von außen betrachtet ist der Sieg gegen Schweden mehr als eine Sensation. Die Mannschaft hat ihn letztlich verdient eingefahre­n. Wir hatten ein bisschen mehr Glück als im Gruppenspi­el beim 0:1 – und das auch im richtigen Moment. Auch wenn die Schweden über weite Strecken optisch überlegen waren, hat unsere Mannschaft überzeugt in den Zweikämpfe­n, durch das Blocken von Schüssen und auch im Toreschieß­en. Gestützt war all das auf einen riesigen Danny aus den Birken.

Nun kann die Mannschaft Sie und das Bronze-Team von 1976 überholen ...

Das kann man nicht vergleiche­n. Das war eine andere Welt. Was die Jungs hier auf die Beine stellen, jeden Tag, in jedem Spiel bisher geleistet haben, war enorm. Man kann ja nicht immer alles gut machen, es passieren auch Dinge, die nicht so gut sind. Da muss man halt zurückkomm­en. Nach zehn Minuten war es heute ein bisschen heftig, als wir noch keinen Schuss aufs Tor gehabt haben. Aber diese Mannschaft, diese Jungs – sie fangen sich, sie geben körperlich alles und sind auch von der Qualität her in der Lage, das Läuferisch­e mitzugehen, die Härte mitzugehen, im Powerplay zu überzeugen. Und wenn du dann so großartige Einzelspie­ler hast, die dieses Niveau mitgehen können, nicht nur den Glauben daran haben – dafür brauchst du auch den Sprit im Tank. Das zeichnet die Mannschaft aus: das Zurückkomm­en. Was diese Mannschaft leistet und wie Marco Sturm die Fäden in der Hand hält, das ist überragend.

Halbfinale­inzug in Pyeongchan­g – was heißt das für das deutsche Eishockey?

Wir müssen die Plattform Olympia fürs Eishockey nutzen. Das kannst du nur, wenn du dabei bist. Deswegen war die Qualifikat­ion für die Spiele damals in Riga so wichtig. Jetzt wird die Plattform nicht nur fürs Dabeisein genutzt, sondern auch für wirklichen sportliche­n Erfolg. Das bedeutet für uns, für die Ligen, die Clubs und die Nachwuchsa­rbeit enorm viel.

Kann man die Kanadier besiegen?

Ja, das wird der Marco Sturm schon machen (lacht). Der kennt sich aus, der weiß, wie’s geht. „Kanada ist besser bestückt als wir, aber wir haben das größere Herz“, sagt Bundestrai­ner Marco Sturm vor dem Halbfinale. „Das sind Träume, aber Träume können auch wahr werden. Das war nur der erste Schritt. Wir wollen mehr“, kündigte Sturm an – und gab seinen Helden einen Tag frei. Erneut machte sich das Team auf zum Strand. „Wir haben gesagt, wir gehen mal raus, atmen die frische Meeresluft ein und gehen mal ein bisschen spazieren“, sagte Verteidige­r Yannic Seidenberg.

Unattrakti­v und raus: Die Alpine Kombinatio­n gilt als unattrakti­v und dürfte in Peking 2022 nicht mehr dazu gehören. Das wohl letzte Olympia-Rennen in der Disziplin bot – abgesehen vom Podest um Siegerin Michelle Gisin – einen traurigen Abschied. Insgesamt waren nur 28 Athletinne­n bei der Abfahrt am Start, 22 schafften es in den Slalom, nach vier Ausfällen kamen ganze 18 in die Wertung. Deutsche Sportlerin­nen waren gar keine dabei. So haben die Olympia-Macher und Ski-Verantwort­lichen kaum einen Grund, die Streichung des zweigeteil­ten Allrounder­Wettkampfs noch einmal zu überdenken. Den Schlitten

Ständiger Stoffwechs­el: Brian Orser gehört bei den Winterspie­len zu den erfolgreic­hsten Eiskunstla­uf-Trainern. Im Herren-Wettbewerb coachte der Kanadier Japans Olympiasie­ger Yuzuru Hanyu, Javier Fernandez aus Spanien und den Koreaner Cha Junhwan, bei den Damen die Kanadierin Gabrielle Daleman und die Kasachin Elizabet Tursynbaev­a. Sie alle trainiert er im Toronto Cricket Club. Während Olympia geriet der 56-Jährige durch den Wechsel der Jacken für die verschiede­nen Länder an der Bande etwas in Stress. Einen Koffer schickte er nun bereits nach Hause.

Aufnahme in Kommission: Kikkan Randall eilt von Erfolg zu Erfolg. Am Mittwoch feierte die Amerikaner­in zusammen mit Jessica Diggins einen überrasche­nden Sieg im Teamsprint der Langläufer­innen, seit Donnerstag ist sie Teil der IOC-Athletenko­mmission. Die 35-Jährige erreichte mit 831 Stimmen das zweitbeste Resultate hinter der finnischen Eishockeys­pielerin Emma Terho (1045). Sie ersetzen die frühere US-Eishockeys­pielerin Angela Ruggiero und Ex-Skeleton-Pilot Adam Pengilly (Großbritan­nien). Die Wahlbeteil­igung lag bei fast 84 Prozent. Die Athleten konnten je zwei Stimmen für Kandidaten aus zwei unterschie­dlichen Sportarten abgeben.

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FOTO: DPA Auf ihn dürfte es heute ankommen: den deutschen Torwart Danny aus den Birken.
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FOTO: DPA Franz Reindl.

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