„Der Tenor war: Endlich traut sich mal jemand“
Spaichinger Hautärztin Dr. Katharina Wroblewska sieht sich von der Kassenärztlichen Vereinigung schikaniert
Die Spaichinger Hautärztin Dr. Katharina Wroblewska hat nach jahrelangen Prozessen in denen sie sich für die Verordnung von teuren aber hoch wirksamen Medikamenten rechtfertigen musste und zeitraubenden Überprüfungen durch die kassenärztliche Vereinigung resigniert den Kassensitz in Spaichingen zurück gegeben. Wir haben darüber berichtet. Regina Braungart wollte wissen, was sich seither getan hat.
Sie haben in dieser Woche sicher auch die Meldung gehört, wonach die Krankenkassen erneut 3,1 Milliarden Euro Überschuss in einem Jahr gemacht haben. Was haben Sie dabei gedacht?
Dass es traurig ist, dass die Krankenkassen das Geld sammeln, statt es für die Patienten auszugeben.
Ihnen wurde von der Kassenärztlichen Vereinigung vorgeworfen, Sie würden zu teure Medikamente verschreiben. Aber liegt es nicht daran, dass es ein gemeinsames Budget für alle Ärzte gibt?
Seit letztem Jahr gibt es individuelle Richtwerte für die Praxen, so dass Ärzte unterschiedlich verschreiben dürfen. Aber die Ärzte werden immer noch miteinander verglichen und wenn einer wegen einer besonders teuren Behandlung auffällig wird, kommt es trotzdem zum Regressverfahren. Das kostet viel Zeit und Geld. Seit fünf Jahren erhalte ich Regressandrohungen. Bislang sind alle Verfahren positiv für mich ausgegangen.
Wie waren die Reaktionen auf unsere Berichterstattung über Ihren Fall?
Von den Patienten kamen sehr positive Rückmeldungen. Ich habe sehr viele Briefe bekommen, in denen mir Unterstützung zu teil wurde. Und auch von Ärztekollegen kamen viele Rückmeldungen mit dem Tenor: Endlich traut sich mal jemand, etwas zu sagen.
Und von der Kassenärztlichen Vereinigung?
Die schwiegt einfach. Auf meine Fragen vom Dezember habe ich keine Antwort bekommen, nur einen Brief, dass meinem Antrag auf Neuausschreibung statt gegeben wurde, so dass meine Praxis nun angeboten wird und der Sitz von einem Kollegen übernommen werden kann.
Bedeutet, dass der Arztsitz in Spaichingen bleibt?
Wenn sich ein Kollege findet, der ihn übernimmt. Aber das ist nicht sicher. Ich führe die Praxis zunächst als Privatpraxis weiter.
Gibt es da keine Schiedsstelle, dass die KV gezwungen wird, Ihnen zu antworten?
Ich weiss es nicht. Aber meine Anwälte und ich haben schon darüber nachgedacht, uns an das zu wenden. Sozialgericht
Und was sagen die Krankenkassen?
Ich habe allen einen Brief geschrieben mit der Frage, ob ich wenigstens übergangsweise meine Patienten weiter behandeln darf. Da kam dann zurück, sie würden der KV viel Geld bezahlen, um diese Dinge zu regeln.
Bedeutet, einer schiebt dem anderen den schwarzen Peter zu?
Genau, es sei Aufgabe des Prüfungsgremiums. Bis heute weiß ich nicht wer dieses Prüfungsgremium ist.
Lassen Sie sich jetzt entmutigen?
Auf keinen Fall, ich kämpfe weiter für meine Patienten. Ich hatte aber einfach keinen Ausweg gesehen, nachdem ich im Dezember die Akten von 650 Patienten in einer unmöglich einzuhaltenden Frist vorlegen sollte und mich fragen musste: Was kommt denn noch?