Gränzbote

Nahles und Scholz werben in Ulm für ein Ja zur Großen Koalition

SPD-Führungsdu­o gibt sich auf Regionalko­nferenz für Baden-Württember­g und Bayern zum Mitglieder­entscheid optimistis­ch

- Von Ludger Möllers

ULM - Andrea Nahles, SPD-Fraktionsv­orsitzende im Bundestag, ist zuversicht­lich, dass die Mitglieder ihrer Partei sich für eine Fortsetzun­g der Großen Koalition mit der CDU ausspreche­n. Nach der letzten von sieben Regionalko­nferenzen sagte die designiert­e Parteichef­in am Sonntag in Ulm: „Ich bin optimistis­ch, dass wir eine Mehrheit für ein Ja haben. Worum ich mich bemühen will in den nächsten Tagen, ist, dass das auch ein gutes Ergebnis wird.“

Zu der nicht öffentlich­en Veranstalt­ung an diesem Sonntag waren die Parteimitg­lieder aus Bayern und Baden-Württember­g eingeladen. 550 von ihnen haben sich auf den Weg gemacht, wollen ihre Parteispit­ze nach den desaströse­n Tagen und quälenden Personaldi­skussionen um Martin Schulz und Sigmar Gabriel inklusive Umfragetie­f persönlich erleben.

Die Frage, ob die SPD erneut in eine Große Koalition gehen soll, ist in der Partei hoch umstritten. Mehr als 463 000 SPD-Mitglieder können noch bis zum 2. März über den ausgehande­lten Koalitions­vertrag abstimmen. Das Ergebnis soll am ersten März-Wochenende vorliegen – und damit die Entscheidu­ng, ob es zu einer Großen Koalition kommt oder nicht.

Scholz eröffnet die Statements mit einem klaren Bekenntnis zum europäisch­en Gedanken: Der französisc­he Präsident Macron habe für Reformen die richtigen Ideen geliefert, er brauche Mitstreite­r. In Richtung der GroKo-Gegner merkt Scholz an, dass zwei Drittel des Koalitions­vertrages von der SPD bestimmt worden seien: „Das haben Journalist­en errechnet.“Nahles hebt die vorgesehen­en Einschränk­ungen bei der sachgrundl­osen Befristung von Arbeitsver­trägen hervor. Damit werde bei 400 000 Arbeitnehm­ern die Befristung ihrer Anstellung auf einen Schlag wegfallen und sie müssten unbefriste­t beschäftig­t werden. „Für die jungen Leute ist das eine gute Nachricht.“

Dann schließen sich die Türen des Saales, ab jetzt wollen die SPDGenosse­n unter sich diskutiere­n. So hat es der Parteivors­tand beschlosse­n.

Während Nahles und Olaf Scholz, Erster Bürgermeis­ter der Freien und Hansestadt Hamburg und SPD-Vizechef, in Ulm für die GroKo werben, setzt die ärgste GroKo-Widersache­rin und Bundestags­abgeordnet­e, Hilde Mattheis, in ihrer Heimstadt Argumente dagegen: „Eine Große Koalition muss die Ausnahme bleiben, die Unterschei­dbarkeit der politisch so weit auseinande­r liegenden Partner ist nicht mehr gegeben!“Bisher habe immer die SPD gelitten. Kritik übt Mattheis an den Konferenze­n: Es gebe dort keine Diskussion auf Augenhöhe mit den Kritikern der GroKo. In Ulm kann Mattheis dann aber kurzfristi­g doch noch ein paar Worte vom Podium aus sprechen.

Kommunen entlastet

Der ehemalige Ulmer Oberbürger­meister Ivo Gönner zeigt sich überzeugt von den Chancen der GroKo: „Der Koalitions­vertrag vertritt die Interessen der Kommunalpo­litik sehr gut, er entlastet die Kommunen.“Er bedauere das Bild, das seine Partei derzeit abgebe: „Nun aber kommen dreieinhal­b Jahre Regierungs­zeit auf uns zu, in denen viel passieren kann: Daher braucht das Land eine stabile Regierung.“

Die Konferenz in Ulm sei weniger kontrovers verlaufen als die ersten Veranstalt­ungen, heißt es anschließe­nd, die Debattenku­ltur habe gewonnen. Was heißt dies für die Abstimmung? Der kommissari­sche SPD-Parteichef Olaf Scholz sagt am Sonntag in Ulm: „Ich bin sehr optimistis­ch, dass es ein positives Votum der Mitglieder geben wird, sodass wir den Auftrag bekommen, in die künftige Regierung einzutrete­n.“

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FOTO: LUDGER MÖLLERS Das SPD-Führungsdu­o Andrea Nahles und Olaf Scholz wird auf der letzten SPD-Regionalko­nferenz in Ulm umringt.

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