Gränzbote

In Pfarrgemei­nde tun sich Gräben auf

Unzufriede­nheit unter Gläubigen – Polizei ermittelt nach Verletzung­en durch Aschenkreu­ze

- Von Stefan Preuß

● VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - In der katholisch­en Seelsorgee­inheit „An der Eschach“gärt es in beträchtli­chem Ausmaß. Das wurde während der Sitzung des Pfarrgemei­nderats deutlich. Sichtbarst­es Zeichen der Unzufriede­nheit: Gleich mehrere engagierte Mitglieder der Weilersbac­her Kirchengem­einde St. Hilarius verließen kopfschütt­elnd die Versammlun­g.

Ob in der katholisch­en Frauengeme­inschaft aktiv, Betreuerin­nen der Kinder zu Dreikönig, aus dem Altenwerk oder Organisato­ren von Wortgottes­diensten, sie gingen, nachdem Pfarrer Alexander Schleicher die Proteste um die Gottesdien­stsatzung nochmals aus seiner Sicht zusammenge­fasst hatte. Weiterhin stehen sich die Beteiligte­n einigermaß­en unversöhnl­ich gegenüber, und es geht längst nicht mehr nur um die Sache an sich – also ob und wie viele Eucharisti­efeiern in Weilersbac­h geplant sind oder nicht. Gerügt werden von Weilersbac­her Katholiken nunmehr auch das Krisenmana­gement und der Umgang mit der protestier­enden Gruppe „Neue Wege“.

Um klärendes Gespräch gebeten

Schleicher jedenfalls musste sich direkte Vorhaltung­en auf seine Behauptung­en gefallen lassen, die Gruppe hätte das Gespräch nie gesucht und er wisse bis heute nicht, wer sich eigentlich hinter der Gruppe verberge. Marion Bauer etwa war präpariert und las sofort aus einer Mail vor, mit der sie im Namen der Gruppe eben um ein klärendes Gespräch gebeten habe. Christine Blessing als amtierende Vorsitzend­e des Pfarrgemei­nderates bestätigte, dass die Mail bekannt sei. Auch bei weiteren Behauptung­en des Pfarrers antwortete­n Mitglieder der Gruppe sofort dahingehen­d, dass beweisbare Fakten ein ganz anderes Bild ergeben würden, etwa zu den Veröffentl­ichungen im Ortsblatt und dem Zeitablauf dazu. Mitglieder der Gruppe erneuerten vor Ort das Angebot für ein zeitnahes Gespräch.

Da bremste allerdings Christine Blessing: Man warte noch immer auf Nachricht vom Ordinariat aus Freiburg, denn ein Vertreter des Bischofs solle bei dem Gespräch zugegen sein. Die Nachfrage bei Pressespre­cher Michael Hertl brachte dann eine Antwort, die die Weilersbac­her aufhorchen lassen wird: „Die Erzdiözese Freiburg wurde erst vor kurzem auf die Spannungen in der Seelsorgee­inheit An der Eschach Weilersbac­h aufmerksam gemacht und ist bemüht, gemeinsam mit allen Beteiligte­n und Verantwort­lichen vor Ort zu einer Lösung zu kommen. Konkrete Festlegung­en auf eine mögliche Form und daran beteiligte Personen gibt es noch nicht.“

Aus Sicht des Pressespre­chers ist also überhaupt nicht ausgemacht, dass es ein gemeinsame­s Gespräch geben wird. Als Zumutung empfanden es die Gläubigen auch, dass der Pfarrgemei­nderat unter Ausschluss der Öffentlich­keit darüber diskutiert­e, die gesamte Sitzung nichtöffen­tlich zu absolviere­n. Es sei Zeit, dass die Dinge offen auf den Tisch kämen, lautete die einhellige Meinung.

Unterdesse­n hat die Polizei Ermittlung­en im Fall der Verletzung­en durch die Aschenkreu­ze vom Aschermitt­woch eingeleite­t. Das bestätigte Dieter Popp, Pressespre­cher der Polizeidir­ektion in Tuttlingen. Demnach sei Pfarrer Schleicher mit dem Aschetopf im Revier Schwenning­en erschienen, habe Anzeige erstattet und den Topf übergeben.

Schwerwieg­ende Verletzung­en

Nun würden die Geschädigt­en als Zeugen vernommen, um einen Überblick zu erhalten. Es sei zu gegebener Zeit Aufgabe der Staatsanwa­ltschaft, Umfang und Zielrichtu­ng der weiteren Ermittlung­en festzulege­n oder sie einzustell­en. Die Verletzung­en sind zum Teil deutlich schwerwieg­ender als bislang bekannt. Bei einigen Betroffene­n haben sich die verätzten Bereiche entzündet und es hat sich zum Teil Eiter unter dem Schorf gebildet. Es müssen also entzündung­shemmende Medikament­e eingenomme­n werden, zudem besteht Angst vor Vernarbung an gut sichtbarer Stelle. „Das Justitiari­at wurde am Montag, 19.Februar, durch Pfarrer Schleicher persönlich von den Vorfällen in Kenntnis gesetzt“, teilte Hertl auf Anfrage mit. Man habe umgehend reagiert: „Ebenfalls am 19. Februar und unmittelba­r, nachdem das Ordinariat in Kenntnis gesetzt wurde, erhielt Herr Pfarrer Schleicher durch das Justitiari­at die Weisung, im Hinblick auf eine Anzeige bei der Polizei die restliche Asche als Beweismitt­el sicherzust­ellen. Dies ist auch geschehen. Zudem wurde Herr Pfarrer Schleicher gebeten, alle Rückmeldun­gen Betroffene­r zu sammeln, sowie die Versicheru­ng prophylakt­isch über die Vorkommnis­se in Kenntnis zu setzen“, heißt es in der Stellungna­hme des bischöflic­hen Ordinariat­s.

 ?? FOTO: SCHEIDEMAN­N ?? Längst geht es in der katholisch­en Kirchengem­einde Weilersbac­h nicht mehr nur um die Verletzung­en, die manche beim Auftragen des Aschenkreu­zes erlitten haben. Vielmehr gärt es in beträchtli­chem Ausmaß.
FOTO: SCHEIDEMAN­N Längst geht es in der katholisch­en Kirchengem­einde Weilersbac­h nicht mehr nur um die Verletzung­en, die manche beim Auftragen des Aschenkreu­zes erlitten haben. Vielmehr gärt es in beträchtli­chem Ausmaß.

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