Zahlenmann
Pragmatisch, nüchtern, spröde. Nein, nicht vom künftigen SPDFinanzminister Olaf Scholz ist die Rede, sondern von seinem designierten Nachfolger in Hamburgs Bürgermeisteramt: Peter Tschentscher. Bisher Finanzsenator, ergo Hamburgs Mann der Zahlen. Der 52-Jährige, gebürtig aus Bremen, hat seit November den Vorsitz in der Finanzministerkonferenz inne. Meriten über Hamburg hinaus erwarb er sich bei der Lösung des langjährigen Finanzproblems Elbphilharmonie sowie beim Verkauf der HSH Nordbank, dem Milliardendesaster im Norden.
Wenn Tschentscher regelmäßig die Öffentlichkeit über Hamburgs Schuldenstand informierte, wusste der promovierte Mediziner, der auch Molekularbiologie studiert hat, sein Zahlenwerk akkurat zu präsentieren. Selbst wenn die Steuerschätzungen noch so positiv ausfielen, quittierte er die sprudelnden Quellen allenfalls mit einem Lächeln. „Das gehört nicht zur Stellenbeschreibung eines Finanzsenators, dass er sich in so einer Situation euphorisch zeigt. Wir dürfen ja nicht in eine unvorsichtige Goldgräberstimmung verfallen“, sagte er zuletzt.
Mit einem Steuer-Rekordüberschuss von fast einer Milliarde Euro aus 2017 im Rücken macht sich Tschentscher nun ans Regieren. Dass er künftig mit dem Geld um sich werfen wird, ist nicht zu befürchten. „Unsere Haushaltsplanung bleibt vorsichtig, damit wir die Schuldenbremse auch einhalten können, wenn sich die Konjunktur verschlechtert“, hat er gebetsmühlenartig wiederholt.
Tschentschers politische Karriere startete 1991, zunächst als Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Nord. Bevor er hauptberuflich Politiker wurde, arbeitete er als Arzt in den Bereichen Laboratoriumsmedizin, Innere Medizin, Transfusionsmedizin und Medizinische Mikrobiologie. Seit 2007 führt Tschentscher den SPD-Kreisverband Hamburg-Nord, ein Jahr später gelang ihm über die Landesliste der SPD der Sprung in die Bürgerschaft. Als Scholz 2011 ans Regieren kam, installierte er Tschentscher als Finanzsenator. Seine Frau und sein Sohn können ihn weiterhin in der Bürgerschaft beobachten – bald auf dem Chefsessel. (dpa/sz)