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Mario Gomez und Nils Petersen machen vor Löws Augen beim 2:1 des VfB in Freiburg alle Tore
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FREIBURG - Wer schon einen Lauf hat, braucht natürlich keine ExtraMotivation. Doch schaden kann sie auch nicht. Und so dürfte Mario Gomez am Freitagabend sicher nichts dagegen gehabt haben, dass Joachim Löw mal wieder zu Gast war im Schwarzwald-Stadion.
Wenige Stunden vor dem 2:1 des VfB Stuttgart beim SC Freiburg, dem fünften Sieg im siebten Spiel unter dem neuen Trainer Tayfun Korkut, hatte Bundestrainer Löw den Stuttgarter Stürmer für die anstehenden Länderspiele gegen Spanien und Brasilien kommenden Freitag und Dienstag nominiert. Löw warnte bei Eurosport zwar davor, der Nominierung zu große Bedeutung zu geben. „Jetzt ist ja keine Zeit, um endgültige Entscheidungen zu treffen. Man muss die nächsten zwei Monate abwarten, bis dahin sind noch einige Spiele“, sagte der Bundestrainer. Wenige Minuten später hatte Gomez aber selbst für einen Fingerzeig in Richtung WM gesorgt.
Keine vier Minuten waren im Breisgau gespielt, als sich der 32-Jährige am Fünfmeterraum in die Luft schraubte und den Ball am herbeispringenden Alexander Schwolow vorbei mindestens ebenso wuchtig wie elegant ins Tor köpfelte. Dennis Aogo hatte zuvor wunderbar gefühlvoll auf Gomez geflankt. Eine sehr schöne Co-Produktion des wiedernominierten Gomez und des schon länger nicht mehr fürs Adlertrikot berücksichtigten Aogo.
Auch am vermeintlichen 2:0 des VfB war Gomez beteiligt. Wieder hatte Aogo, diesmal bei einem Freistoß, versucht, Gomez den Ball punktgenau auf den Kopf zu spielen. Doch der Ball war zwar in Richtung Gomez geflogen, dann aber einfach weiter und weiter geflogen, ehe er im Tor landete. Aber: Schiedsrichter Benjamin Brand hatte während der schier unendlichen Flugreise des Balls die Partie abgepfiffen. Er wollte ein Foul von Gomez gesehen haben, übersah dabei aber, dass dessen zwei Freiburger Gegner irgendwie vor allem ineinander gelaufen waren.
Wie auch immer: Löw sah eine muntere erste Halbzeit, in der der VfB, bei dem sich auch Holger Badstuber und Benjamin Pavard in der Abwehr gute Noten verdienten, mit 2:0 hätte führen können, in der aber auch die Freiburger trotz einer von Trainer Christian Streich vor der Partie bereits erahnten und tatsächlich sichtbaren Müdigkeit versuchten, ihre Defizite im Spielaufbau mit großem Engagement wettzumachen.
Nach dem Seitenwechsel sammelte der weiterhin emsige und leichtfüßige Gomez weitere Argumente für einen Russlandaufenthalt im Juni und Juli – auch wenn sein zweites Tor des Abends in der 75. Minute eher eines des Willens war: Nach Andreas Becks schöner Flanke in den Fünfmeterraum hatte Schwolow Gomez’ Direktabnahme zunächst noch abgewehrt, den Nachschuss aus unmittelbarer Tornähe aber machte Gomez.
Petersens unwiderstehlicher Lupfer
Es war der siebte Saisontreffer für Gomez, der sechste seit seiner Rückkehr zum VfB im Winter und sein fünftes Tor im vierten Auswärtsspiel hintereinander. Der Mann hat eben einen Lauf – wie die Stuttgarter, die unter Korkut nun 17 von 21 möglichen Punkten geholt haben. Gomez’ Fazit nach Spielende zeugt von entsprechendem Selbstbewusstsein: „In der ersten Halbzeit haben wir genau das gemacht, was wir uns vorgenommen haben, Freiburg hatte keine Torchance. Wir haben mit einer unglaublichen Ruhe und Gelassenheit gespielt.“
Jedoch machte auch mal wieder ein Stürmer auf sich aufmerksam, der einen noch viel länger andauernden Lauf hat als Mario Gomez, derzeit der treffsicherste Deutsche in der Bundesliga ist, von Löw aber noch nie nominiert wurde. Nach einem Stuttgarter Ballverlust im Mittelfeld spielte Nils Petersen einen Doppelpass mit Lucas Höfler, bekam den Ball im Strafraum wieder und lupfte ihn unwiderstehlich an Ron-Robert Zieler vorbei zu seinen 13. Saisontreffer, dem zwischenzeitlichen 1:1 (53.), ins Tor. Wie hatte Löw vor Spielbeginn auch gesagt? „Ein Kernproblem ist, dass man in der Bundesliga immer gegen den Ball arbeiten will. Aber die Frage ist, was passiert, wenn ich den Ball habe? Der nächste Schritt muss sein, Lösungen zu finden, wenn man den Ball hat.“Petersen wusste nicht nur in dieser Situation, was er mit dem Ball machen sollte.