VerA-Programm zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen hilft
Im Tandem zum Berufsabschluss: Das ist die Idee von VerA, dem Programm zur „Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen“.
REGION (pm) - Der erfahrene Wirtschaftssenior Ronny Niemann aus Tuttlingen und Volker Stiller aus SeitingenOberflacht bilden aktuell solch ein Tandem. Dank der Hilfe blickt Stiller der demnächst anstehenden Prüfung zum Chirurgiemechaniker optimistisch entgegen: „Ohne die Unterstützung wäre ich nicht so weit gekommen“, zeigt sich Stiller dankbar.
2008 hat der Senior Experten Service (SES), eine gemeinnützige Gesellschaft der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, die Vera-Initiative aufgelegt. Denn in Deutschland werden etwa 25 Prozent aller Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. „In unserer Region liegt die Abbrecherquote deutlich darunter, das liegt an der hohen Qualität der hiesigen Ausbildungsbetriebe, aber auch an der hervorragenden Arbeit der SESExperten“, sagt Martina Furtwängler, Geschäftsbereichsleiterin Bildung und Qualifizierung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag, die Dachorganisation der deutschen IHKs in Berlin, ist engagierter Partner des SES beim VerA-Projekt, das bei Problemen in der Berufsschule, im Ausbildungsbetrieb und im persönlichen Umfeld hilft.
Das Tandem-Modell führt in mehr als 80 Prozent zum erfolgreichen Abschluss. Ronny Niemann, Gießerei-Ingenieur und langjähriger Werksleiter der Schwäbischen Hüttenwerke am Standort Tuttlingen, unterstützt seit fünf Jahren sehr erfolgreich Auszubildende, hat bereits etwa zehn Hilfesuchende bis zur erfolgreichen Prüfung begleitet. „Das große Problem sowohl beim Industrie- als auch beim Chirurgiemechaniker heißt Mathematik“, fasst der Ingenieur bündig zusammen.
Es habe auch Enttäuschungen gegeben, einem süchtigen Auszubildenden habe er nicht helfen können, insgesamt aber überwiegen die Erfolgserlebnisse deutlich. Neben jungen Menschen benötigen häufig Umschüler die Hilfe des Senior-Experten. „Ich durfte einen 53-jährigen aus Kasachstan begleiten, der nach 19 Jahren als ungelernter Maschinenbediener arbeitslos wurde. Er war hoch motiviert und hat die Ausbildung zum Industriemechaniker geschafft.“
Volker Stiller zählt mit seinen 42 Jahren ebenfalls nicht zu den ganz typischen Auszubildenden. Der gelernte Maurer kann seinen angestammten Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben. „Ich wusste von Beginn an, dass ich das nur mit Hilfe schaffen kann, ich bin seit mehr als 25 Jahren aus der Schule raus“, berichtet der Familienvater.
„Er ist der erste, der von sich aus proaktiv um Hilfe nachgefragt hat“, berichtet Niemann, „normalerweise kommen wir ja erst ins Spiel, wenn etwas schiefgelaufen ist“. So erhielt Stiller vom Beginn der Umschulung an Hilfe in – genau – Mathematik und auch in Werkstoffkunde, „aber mindestens genauso wertvoll ist das allgemeine Coaching“, verdeutlicht Stiller. Eine Vertrauensperson um Rat fragen zu können, Bestätigung für den eingeschlagenen Weg finden, „das alles sorgt für Sicherheit und Zutrauen“.
In wenigen Wochen wird sich Volker Stiller nach zwei Jahren der Umschulung der Prüfung stellen. Einen Arbeitsplatz bei einem medizintechnischen Betrieb in SeitingenOberflacht hat er bereits in Aussicht, und nach den Praktika dort weiß er auch, dass ihm die Arbeit viel Spaß machen werde. Niemann ist guter Dinge, bald einen weiteren positiven Abschluss vermerken zu können, denn: „Volker Stiller ist motiviert, und motivierten Schülern können wir helfen, da kommt an, was wir vermitteln.“
Niemann und viele weitere Helfer können eine eindrucksvolle Bilanz in der Region vorweisen. Seit Beginn der Initiative, die im Bereich Schwarzwald-Baar-Heuberg 2009 startete, waren 279 Anfragen zu verzeichnen. Daraus sind 170 Begleitungen resultiert, die zu mehr als 80 Prozent erfolgreich waren. Aktuell laufen 72 Begleitungen, durchgeführt von etwa 40 aktiven Senior-Expertinnen und -Experten in der Region. In Baden-Württemberg sind insgesamt seit Beginn der Initiative VerA 3.156 Anfragen eingegangen.