Geschichten vom Abstiegskampf
HSV gibt nicht auf, Wolfsburg wankt, Freiburg hofft – Mainz ist gerettet
HAMBURG (SID) - Christian Titz beschwor das Wunder. Als der Trainer des Bundesliga-Vorletzten Hamburger SV am Sonntag vor die Presse trat, hatte der 47-Jährige seinen Optimismus längst wiedergefunden. Titz glaubt im Abstiegsthriller der Bundesliga an die Mini-Chance des HSV und an einen Patzer des schwer angeschlagenen VfL Wolfsburg. Zittern muss nach dem 1:3 gegen Mönchengladbach auch noch der SC Freiburg, der FSV Mainz 05 feierte dagegen eine wilde Nichtabstiegsparty.
„Im Fußball gibt es viele verrückte Dinge. Es wird eine Nervenschlacht, und ich glaube, dass der Ausgang noch offen ist“, sagte Titz bei Sky einen Tag nach der 0:3-Niederlage bei Eintracht Frankfurt. Trotz der Pleite im vorher oft beschworenen „Halbfinale“kann der HSV sich zumindest noch in die Relegation retten. Doch die Hamburger sind gegen Borussia Mönchengladbach am 34. Spieltag (15.30/Sky) zum Siegen verdammt und könnten dennoch zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte absteigen. Hoffnung macht dem Bundesliga-Dino der desolate VfL Wolfsburg, der mit zwei Punkten Vorsprung auf Platz 16 liegt.
Labbadias Pläne fruchten nicht
Egal, was der erfahrene Rettertrainer Bruno Labbadia auch macht, es fruchtet bei den Niedersachsen nicht. Selbst ein Trainingslager vor der Partie bei RB Leipzig brachte keine Besserung. Nach der 1:4-Pleite, der dritten in Serie, warteten am Abend Hunderte Fans an der Wolfsburger Geschäftsstelle, um den VfLBus mit Wut im Bauch zu empfangen. Der Club entschied in Absprache mit der Polizei, die Mannschaft woanders abzusetzen. Wölfe-Geschäftsführer Tim Schumacher sah sich nach dem nächsten Tiefschlag zu einem Bekenntnis zu Labbadia gezwungen. „Wir stehen voll hinter dem Trainer und sind weiterhin davon überzeugt, dass wir die fehlenden Punkte für die Relegation holen werden“, sagte er dem „Kicker“.
Labbadia, der einst den VfB Stuttgart vor dem Untergang rettete, tat nach dem erneuten Rückschlag und vor dem Endspiel gegen den bereits abgestiegenen 1. FC Köln, was er tun konnte. Er versuchte, sein abgestürztes Team irgendwie aufzurichten. „Wir liegen jetzt auf dem Boden, müssen aber schnell wieder aufstehen. Man merkt, dass nicht mehr so viele an uns glauben“, sagte der 52Jährige: „Wir haben es aber noch selber in der Hand, was die Relegation betrifft.“
Bei einem Sieg gegen Köln und einer gleichzeitigen Niederlage des SC Freiburg können die Wölfe sogar noch das rettende Ufer mit Rang 15 erreichen. Die Breisgauer halten dabei aber trotz der 1:3-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach alle Trümpfe in der Hand. Bereits ein Punkt reicht dem Team von Trainer Christian Streich gegen den FC Augsburg, um in der Liga zu bleiben. „Ich bin gottfroh. Unsere Situation hat sich zum Glück verbessert“, sagte Streich.
Gar selig waren die Profis und Verantwortlichen des FSV Mainz 05 am Ende eines kraftraubenden und nervenzehrenden Abstiegskampfes. Nach dem überraschenden wie befreienden 2:1-Erfolg bei Borussia Dortmund begann die Party bereits im Bus. „Alle im Verein haben in schweren Zeiten zusammengehalten“, sagte Sportvorstand Rouven Schröder mit Tränen in den Augen, „ich bin vor allem stolz auf Trainer Sandro Schwarz.“ Regionalliga Südwest (37. Spieltag): Stadtallendorf – SSV Ulm 1846 1:0 (0:0) Tor: 1:0 Vogt (88.). – Zuschauer: 1200.