Woher kommen die ersten Hexen?
Der Narrenschopf in Bad Dürrheim zeigt in einer Sonderausstellung Masken aus dem deutschen Südwesten
BAD DÜRRHEIM (sbo) - Pünktlich zum internationalen Museumstag ist im Fastnachtsmuseum Narrenschopf eine weitere Wechselausstellung eröffnet worden. Unter dem Motto „Narri-Narro – die organisierte Fastnacht im deutschen Südwestern“wurden 76 Masken aus der Karl-Hermann-Estermann-Stiftung zur Verfügung gestellt.
„Eine beeindruckende Stiftung“, meinte Werner Mezger, Professor für Kulturanthropologie und Volkskunde an der Freiburger Uni. Sein Dank galt Veronika Estermann, die nicht nur die Masken aus der Sammlung ihres Vaters ausgewählt hatte, sondern dazu auch die passenden Texte verfasst hat. Die Ausstellung führt mit ihrem ersten Teil zu den Anfängen der Fastnacht bis hin zum zweiten Weltkrieg.
Fastnachtsexperte Mezger erinnerte an die Zeit um 1921, als nach Kriegsjahren versucht wurde, die Fastnacht wieder aufleben zu lassen, jedoch ohne Straßenumzüge. Erst 1924 habe sich eine Gruppe von Anhängern der Fastnacht in Villingen zusammengesetzt und beschlossen, dass sich das närrische Treiben nicht mehr dem Zwang politischen Geschehen beugen werde. So konnten in dieser Zeit zehnjährige Kinder erstmals eine Fastnacht erleben.
Die Ausstellung zeigt Hexenmasken, die es bis 1924 nicht gegeben habe. Gestritten werde in närrischen Kreisen, ob die ersten Hexen aus Offenburg oder aus Gengenbach kämen. Ebenfalls in der beleuchteten Glasvitrine sind unter anderem der Triberger Teufel und der Röslehansel aus Wolfach ausgestellt. Mit Larven aus Schramberg wurde an das „Bachnafahre“erinnert, das von den Arbeitern der Uhrenfirma Junghans ins Leben gerufen wurde.
Die durften nicht an der Fastnacht teilnehmen, da der Betrieb während der närrischen Tage nicht still stand. Doch auch die Fabrikarbeiter wollten ihren Spaß haben, der heute längst zur Tradition geworden ist. „Bei der Fastnacht mischt sich Altes mit Neuem zusammen, es ist keine erstarrte Tradition. Neues zeugt davon, dass sie lebt und sich behutsam weiterentwickelt“, resümierte Mezger. Der erste Teil dieser Sonderausstellung bleibt nun ein Jahr lang bestehen.
Am 19. Mai 2019, das ist der internationale Museumstag, wird der zweite Teil der Ausstellung eröffnet.