Hamilton ist skeptisch, Vettel optimistisch
Vor dem Formel-1-Grand-Prix von Monaco versuchen die WM-Favoriten, die jüngsten Entwicklungen nicht zu ernst zu nehmen
MONTE CARLO (SID) - Für Weltmeister Lewis Hamilton ist Monaco „das Einhorn unter den Rennen“, für die meisten seiner Formel-1-Kollegen schlicht der Höhepunkt der Saison. Die Hetzjagd durch die Häuserschluchten des Fürstentums ist einzigartig in der Motorsport-Königsklasse. Kein Sieg ist prestigeträchtiger – und in diesem Jahr gibt es zahlreiche ernsthafte Bewerber.
Eigentlich müsste Sebastian Vettel nach dem Vorjahreserfolg vor seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen die klare Favoritenrolle beim sechsten Saisonrennen am Sonntag (15.10 Uhr/ RTL) zufallen. Doch der Rückschlag von Barcelona, als sein Ferrari erstmals diese Saison nicht siegfähig war, hat bei Beobachtern Zweifel geweckt. „Ich wüsste nicht, warum wir in Monaco nicht stark sein sollten“, hält der WM-Zweite dagegen: „Es ist eine andere Strecke mit anderen Anforderungen.“Zudem habe sein Team „das Auto grundsätzlich verbessert gegenüber dem letzten Jahr“.
Nach zwei Siegen zum Saisonstart ist beim Heppenheimer und den Roten der Wurm drin. Aus 17 Punkten Vorsprung auf Mercedes-Star Hamilton wurden binnen drei Rennen ebenso viele Zähler Rückstand. Zudem ist Ferrari in den Fokus der FIA-Kommissare geraten: Der Außenspiegel wurde beanstandet, hartnäckig halten sich zudem Gerüchte über Vorteilsnahme durch unerlaubte Ölverbrennung. Der Druck ist spürbar. „Wenn man auf die Rennen schaut, die wir trotz bester Chancen nicht gewonnen haben, dann müssen wir hier gewinnen“, sagt Vettel: „Aber ich sehe das anders: Wir wollen hier gewinnen.“
Mercedes stapelt tief trotz des ersten Doppelsiegs der Saison in Barcelona, immerhin hat das Weltmeisterteam wegen des langen Radstands seiner Boliden auf verwinkelten Strecken regelmäßig Probleme. Hamilton erklärte: „Wir haben viel gelernt aus dem letzten Jahr, da bin ich sicher. Aber Monaco ist eines der schwierigeren Rennen für uns. Erst nach den ersten Trainings werden wir mehr wissen.“
Auch Red Bull hat Hoffnung
Damit kommt das dritte Topteam ins Spiel. „Red Bull ist in langsamen Kurven stark und wenn die Höchstgeschwindigkeit auf der Geraden weniger entscheidend ist“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und wies damit Max Verstappen und Daniel Ricciardo die Favoritenrolle zu. Die Piloten nehmen das Kompliment vor dem 250. Grand Prix ihres Rennstalls gern entgegen. „In den letzten Jahren war Red Bull in Monaco immer stärker als auf anderen Strecken“, sagte Verstappen, der in seiner vierten Formel-1-Saison bislang allerdings enttäuschte.
Dass der Niederländer mal „ein Großer“wird, davon ist auch Mercedes-Boss Wolff überzeugt. Allerdings gehe der 20-Jährige gerade „durch eine Lernphase“, bemerkte der Österreicher mit Blick auf die diversen Patzer des Niederländers zu Saisonbeginn. In Monaco, wo an jeder Stelle des 3,337 Kilometer langen Kurses links und rechts eine Leitplanke wartet und Fehler oft gleichbedeutend mit dem Aus sind, hat das Wunderkind die Chance zur Rehabilitation.
Am Ende könnten wieder mal die Monaco-typischen Unwägbarkeiten entscheiden. Regen könnte am Sonntag für Turbulenzen sorgen, zudem hat das Safety Car bisher in jedem Saisonrennen eine Rolle gespielt. Und: Mit dem Hypersoft hat Pirelli erstmals eine neue, extrem weiche Reifenmischung im Gepäck, die für alle Teams unter Rennbedingungen Neuland ist. In der Casinostadt Monte Carlo bahnt sich eine Lotterie an.