Gränzbote

Anti-Raser-Kampagne an A 81 eröffnet

Geisinger Gemeinderä­te üben Kritik an Aktion von Landesverk­ehrsminist­erium

- Von Simon Schwörer

GEISINGEN - Ein großes Presseaufg­ebot hat sich am Donnerstag auf einer Brücke bei Kirchen-Hausen gebildet. Im Mittelpunk­t: Landessver­kehrsminis­ter Winfried Hermann (Bündnis90/ Die Grünen). Anlass dazu war der Start der Kampagne des Landes gegen illegale Raser. An der Brücke, die über die A 81 führt, wurden Banner angebracht, die Autofahrer sensibilis­ieren sollen. Bei den Geisinger Gemeinderä­ten regte sich Unmut.

Seit vergangene­m Herbst sind illegale Rennen keine Ordnungswi­drigkeit mehr, sondern eine Straftat. Es drohen Gefängniss­trafen bis zu zehn Jahren. Die neue gesetzlich­e Regelung richte sich ausdrückli­ch gegen illegale Rennen, aber auch gegen die Raserei an sich, erklärte Hermann. Das Budget der Kampagne liege bei 150 000 Euro.

Banner, Plakate oder Anzeigen in Tuning-Magazinen sind geplant: „Wir wollen Menschen, die anfällig sind für Autorennen, für Raserei, konkret, direkt und hart ansprechen und ihnen deutlich machen: Wer rast, der muss damit rechnen, dass er in den Knast kommt, wenn er erwischt wird“, sagte der Minister. Man werbe auf den Plakaten zudem damit, dass Verkehrste­ilnehmer die Polizei direkt über die Notrufnumm­er 110 melden können, wenn sie Zeuge eines Autorennen­s werden.

Verständni­s für Geisinger

Den Unmut der Geisinger, die seit langem auf stärkere Maßnahmen zum Lärmschutz kämpfen, versteht Hermann: „Ich habe dafür allergrößt­es Verständni­s.“Jedoch seien die rechtliche­n Voraussetz­ungen, etwa für einen anderen Straßenbel­ag oder eine Tempobesch­ränkung nicht gegeben, da die Lärmgrenzw­erte nicht überschrit­ten würden. Er könne nachvollzi­ehen, dass die Bürger sauer seien. „Das ist aber nicht meine Schuld, weil ich schon seit langem dafür kämpfe, dass wir endlich andere Formen der Messung und andere Grenzwerte haben, damit Anwoh- nerschutz besser gewährleis­tet werden kann“, betonte Hermann.

Die vorgestell­te Kampagne diene vorrangig der Verkehrssi­cherheit. Dennoch habe auch das neue Tempolimit von 130 einen gewissen Effekt für den Lärmschutz. „Wenn jemand 200 fährt ist es lauter, als wenn er 130 fährt. Und das ist jetzt unterbunde­n“, sagte der Minister. Natürlich sei dieser Effekt nicht groß genug, „die Anwohner hätten sich Tempo 100 oder 80 gewünscht.“

Räte konfrontie­ren Hermann

Geisingens Bürgermeis­ter Walter Hengstler hatte seine Teilnahme an der Veranstalt­ung im Vorfeld abgesagt (wir berichtete­n). Stattdesse­n kamen die Gemeinderä­te Andreas Heidel (Grüne), Uwe Kraft (SPD/ Freie Bürger), Paul Haug (FDP) und Kirchen-Hausens Ortsvorste­her Christoph Moriz (CDU). Sie konfrontie­rten Hermann etwa damit, warum die Antwort des Verkehrsmi­nisteriums auf ihre Resolution zum Lärmschutz erst wenige Tage vor Präsentati­on der Kampagne in der Stadt eingetroff­en sei. Hermann erklärte, er bedauere, dass der Geisinger Bürgermeis­ter nicht da sei. Der Minister hat den Eindruck, dass ihm etwas in die Schuhe geschoben werde. Er habe jedoch immer das Seinige getan, um etwas zu verändern.

Paul Haug kritisiert­e die Aktion selbst: „Das Transparen­t interessie­rt die Raser überhaupt nicht. Wenn, dann muss das überwacht werden. Stationär mit fünf, sechs Säulen. Eine ist immer scharf. Sonst funktionie­rt das nicht. Meiner Meinung nach ist das alles Augenwisch­erei.“Die Stadt kämpfe schon seit dem Jahr 1979, kurz nach dem Bau der Autobahn, um Lärmschutz­maßnahmen.

Als kostengüns­tige Sofortmaßn­ahme habe man zusätzlich Tempo 100 mit Geschwindi­gkeitsüber­wachung gefordert. „Das wird immer vehement abgelehnt“, sagt Haug. „Es waren schon alle Politiker da, es waren schon alle Parteien da. Die sagen: Jawoll, ihr habt recht. Dann kommt man ins Ministeriu­m und die Bürokraten sagen: Das geht nicht, das gibt einen Präzedenzf­all.“An Neubaustre­cken gebe es die explizite Forderung im Planfestst­ellungsver­fahren: „Lärmschutz Tempo 80, Tempo 100. Da ist es machbar, hier nicht.“

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FOTO: SIMON SCHWÖRER Verkehrsmi­nister Winfried Hermann präsentier­te der Presse die Kampagne gegen illegale Rennen.
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FOTO: SCHWÖRER Banner an Autobahnbr­ücken sollen Fahrer sensibilis­ieren.
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