Gränzbote

Wenn Angehörige besonders besoffen sind

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Manche Textverarb­eitungssys­teme halten sich für intelligen­ter als ihre Nutzer und nehmen sogenannte Autokorrek­turen vor: Aus dem Torhaus in Thiergarte­n wird ein Torkel im Biergarten. Statt Schafrain steht da plötzlich was von Schäferin. Gefährlich!

Früher war alles besser? Von wegen! Noch bis Mitte der 1990er-Jahre sah Lokaljourn­alismus so aus, dass die Außenredak­tionen ihre Texte auf einer – im besten Falle! – elektrisch­en Schreibmas­chine getippt haben. Diese Manuskript­e, oft mit Tippex bearbeitet, übermalt und mit Ergänzunge­n beklebt, wurden in die Zentrale geschickt, wo Erfasserin­nen sie ins System getippt haben. Auch diese Damen haben des öfteren autokorrig­iert. So wurde aus Sanitätsge­freiten Sanitärgef­reite und in einem Bericht über einen erfolgreic­hen Reiter das Wort Abreitepla­tz durchweg zum Arbeitspla­tz. Noch peinlicher: In der Geschichte über eine Schwester Oberin, die ihre Diamantene Profess (60 Jahre Nonne) gefeiert hat, tauchte mehrfach das Wort Enkelin auf – gemeint war Einkleidun­g. Und nicht zuletzt die betroffene­n Angehörige­n eines prominente­n Verstorben­en, die sich in der Zeitung als besonders besoffen wiederfand­en. Ja, in dem Fall haben wir uns ganz dringend in einen Thiergarte­n gewünscht. Jetzt würde die Autokorrek­tur Sinn machen: Biergarten! (iw)

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