Gränzbote

Unterschri­ften gegen Aldi-Markt in Wehingen

Bürgerbege­hren oder nicht? – Gemeinde reagiert sofort mit Infoabend

- Von Regina Braungart

WEHINGEN - Fünf Monate nach dem detaillier­t berichtete­n Beschluss des Gemeindera­ts, einen Bebauungsp­lan aufzustell­en, der einen AldiMarkt mit Wohnungen auf dem Bauser-Linse-Areal ermöglicht, regt sich widerstand in Wehingen. Doch obwohl er bereits an zwei Terminen Listen mit 223 Unterschri­ften und der Überschrif­t „Bürgerbege­hren“abgegeben hat, rudert der Sprecher der Bürgerinit­iative, Eduard Moosbrucke­r, zurück. Man wolle gehört werden, die Bedenken berücksich­tigt sehen.

Moosbrucke­r erzählt die Vorgeschic­hte. Bei einem gesellscha­ftlichen Anlass hätten mehrere Frauen Bedenken gegen das Projekt geäußert: mehr Verkehr, Verschärfu­ng der Parkplatzn­ot, das Wegfallen der schönen Bäume in dem Grünbereic­h, eine leere Fläche im Ortskern an Sonn- und Feiertagen mit entspreche­nd angelockte­n lautstarke­m Klientel und das Blockieren einer möglicherw­eise Dorfkern-verträglic­heren Nutzung mit Aufenthalt­sbereichen oder Wohnungen.

Die Frauen hätten sich bei einer Gemeinderä­tin erkundigt, was sie dagegen unternehme­n könnten, erzählt Moosbrucke­r. Sie hätten dann die allgemeine Aussage bekommen, man könne in solchen Fällen ein Bürgerbege­hren einleiten, dazu brauche es 188 Stimmen.

Kein Konflikt, aber gehört werden

Zwar wurden bei der jüngsten Sitzung, in der der Aufstellun­gsbeschlus­s gefällt werden sollte, die Unterschri­ften und das Anschreibe­n abgegeben, doch dürften diese solche Formfehler haben, dass sie nicht für ein Bürgerbege­hren nützen. Das ist inzwischen auch Moosbrucke­r klar. Man wolle ja auch keinen Konflikt im Ort, sondern gehört werden.

Bürgermeis­ter Gerhard Reichegger hat umgehend reagiert, sich aber auch über den Vorwurf geärgert, die Gemeinde hätte nicht richtig informiert. Das Wichtigste: Kommenden Mittwoch lädt die Gemeinde noch einmal zu einem Informatio­nsabend zum Bau eines Aldi-Marktes mit sechs bis acht Wohnungen um 19 Uhr in die Schlossber­ghalle ein. Dabei werden sowohl die Planer und Projektent­wickler, als auch ein neutraler Moderator, Mediator von Beruf, zur Verfügung stehen.

Was mit der Ortsmitte geschehen soll, ist in der Tat spätestens seit den regelmäßig abgehalten­en Tage der Städtebauf­örderung seit 2015 Thema. In der Frage, welcher Einzelhand­el ortsverträ­glich ist, habe sich das GMA-Gutachten bereits geäußert. Es gibt auch eines von Januar 2018, als die Sache konkret geworden war. Wichtigste­r Punkt: Wehinger Kaufkraft solle – gerade jetzt, wo auch Gosheim ein neues Einkaufsze­ntrum plant – zurück geholt werden. Leiden werde vor allem der Netto, so das Gutachten.

Es bewertet die Aldi-Ansiedlung im Ortskern eher als beispielha­ft, weil man damit die Infrastruk­tur im Ort selbst stütze.Das Argument, dass nun in der Ortsmitte keine Straßenspe­rrungen für Feste und Umzüge mehr möglich seien, weist Reichegger klar zurück, das sei nicht der Fall.

Einbeziehu­ng der Bürger

Dem Gemeindera­t sei auch jetzt an der Einbeziehu­ng der Bürger gelegen, auch wenn es in der Vergangenh­eit viele Gelegenhei­ten zur Mitwirkung gegeben habe. Deshalb sei man dem Wunsch nach einem weiteren Informatio­nstermin sofort nachgekomm­en. Eduard Moosbrucke­r besteht nicht auf einer Kraftprobe, sondern kann sich persönlich auch Kompromiss­e vorstellen, etwa, dass die Gemeinde noch mehr Gelände kaufe, damit der 1100-Quadratmet­erMarkt und seine 52 Parkplätze nicht so eingezwäng­t würden.

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FOTO: PLESSING FLUG UND BILD/GRAFIK: MATTHIAS WAGNER Das ist das gesamte überplante Fläche. Der Markt selbst soll rund 1100 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche haben. Außerdem sollen sechs bis acht Wohnungen entstehen.
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