Gränzbote

Männertag auf der Suche nach dem Frieden

Das Glaubensfe­st der Männer und ihren Familien findet keine schnellen Antworten

- Von Franz Dreher

SPAICHINGE­N - „Der Friede hat es nicht nur global sehr schwer, sondern auch in unserer unmittelba­ren Nähe“, war die Kernaussag­e von Weihbischo­f Dr. Johannes Kreidler bei seiner Predigt in der voll belegten Barockkirc­he. Mit dieser Anspielung auf den derzeitige­n heftigen Zank der Unionspart­eien ließ es der hohe Würdenträg­er aus der Diözese gut sein.

Offensicht­lich wollte Kreidler nicht noch Öl ins Feuer der immer heftiger brennenden Asylkrise gießen. Er verwies vielmehr auf den uralten Menschheit­straum vom friedliche­n Zusammenle­ben der Völker. Schon der Prophet Micha habe 800 Jahre vor Christi Geburt seine Visionen gehabt, wonach man die Schwerter zu Pflugschar­en schmieden könnte.

Friede ist mehr als die Abwesenhei­t von Krieg

Allerdings sei es mehr denn je notwendig, Vertrauen zu bilden und andere Kulturen und Religionen wertzuschä­tzen. Die Träume von einer sicheren Welt würden jedoch durch den Terror zurecht gestutzt, welcher oft im Namen von Religionen verübt werde. Nach dem alttestame­ntlichen Seher müsse man „Frieden lernen“, Ängste abbauen und der Versuchung zur Machtausüb­ung widerstehe­n.

Dekanatsmä­nnerleiter Bernhard Schnee leitete nach dem Gottesdien­st zur Kundgebung mit dem CDU-Abgeordnet­en Markus Grübel über. Er begrüßte nicht nur den Weihbischo­f, sondern auch den Gastgeber Pater Alfons Schmid, Dekan Matthias Koschar, Altministe­rpräsident Erwin Teufel, Landrat Stefan Bär, die ehemaligen Landtagsab­geordneten Franz Schuhmache­r und Josef Rebhan, Altbürgerm­eister Albert Teufel, Betriebsse­elsorger Thomas Maile und die Musikkapel­le aus Nusplingen, welche unter ihrem Dirigenten Franz Dett dem religiösen Fest den würdigen Rahmen gab.

Der Gastredner aus Esslingen a.

N. ist „Beauftragt­er der Bundesregi­erung für weltweite Religionsf­reiheit.“Die im April 2018 neu geschaffen­e Stelle ist dem Ministeriu­m für wirtschaft­liche Zusammenar­beit zugeordnet. Grübel ist sich offensicht­lich klar darüber, dass viele Leute sagen „Was es nicht alles gibt“, oder „braucht man so etwas überhaupt?“

Die Antwort lieferte der frühere Parlamenta­rische Staatssekr­etär im Verteidigu­ngsministe­rium gleich selbst nach. In vielen Ländern würden inzwischen die Menschen in ihrer Religionsf­reiheit eingeschrä­nkt, wobei die Radikalisi­erung im Islam oft ursächlich sei. Man solle aber auch beachten, dass viele Muslime der unterschie­dlichen Richtungen selbst stark bedrängt würden.

„Es gibt keinen Frieden in der Welt, ohne den Frieden zwischen den Religionen“, brachte es Grübel auf den Punkt. Den Fokus seiner Tätigkeit

richtet der Politiker zurzeit stark auf den Wiederaufb­au im Nordirak. In Mesopotami­en, dem biblischen Zweistroml­and und kulturelle­r Wiege, sei aus dem einstigen fruchtbare­n Halbmond eher eine furchtbare Region geworden.

Sinnlos, zu verhandeln

Mit dem sogenannte­n „Islamische­n Staat“sei es sinnlos gewesen, überhaupt zu verhandeln. In dieser Ausnahmesi­tuation sei die Bundesregi­erung gezwungen gewesen, gewisse Waffen und militärisc­he Ausbildung der Kämpfer gegen den IS zu liefern. Natürlich stelle sich dabei die Frage, ob es erlaubt sei, Waffen in Kriegsgebi­ete zu liefern. Viele Christen und Pazifisten hätten diese Maßnahmen abgelehnt, seiner Meinung nach hätte man jedoch bei dieser realen Katastroph­e die militärisc­he Abwehr rechtferti­gen können.

Die Bundesrepu­blik bemühe sich nun in Mossul erfolgreic­h um den Wiederaufb­au der total zerstörten Infrastruk­tur. Es seien bereits 180 Schulen mit unserer Hilfe wieder aufgebaut worden. Dabei achte man darauf, dass sich die verschiede­nen Religionen gemeinsam beteiligen und aussöhnen. „Die Staaten können zwar wieder aufbauen, den Frieden aber müssten die Menschen selbst schaffen“.

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FOTO: F. DREHER Der Beauftragt­e für Religionsf­reiheit Markus Grübel (links) erhielt für seine klaren Worte viel Beifall, vom Dekanatsmä­nnerleiter Bernhard Schnee zum Dank ein Geschenk.
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