Schöne Gabe
Gerhard Richter schenkt Münster ein Foucault'sches Pendel
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MÜNSTER (epd) - Die Kugel hat die Größe eines Fußballs, ist aber aus poliertem Metall. Sie hängt an einem Stahlseil, das weit oben in der Kirchenkuppel befestigt ist. Ruhig und beständig schwingt sie hin und her, wie für die Ewigkeit gemacht. Unter dem Pendel befindet sich eine runde Bodenplatte, die mit einer 360-GradEinteilung versehen ist. Pro Stunde wird sie sich um zwölf Winkelgrade drehen. Und mit ihr die Kirche, die Stadt und die Welt.
Jetzt hat Gerhard Richter der Stadt Münster seine Installation „Zwei graue Doppelspiegel für ein Pendel“übergeben. Diese besteht aus einem Foucault'schen Pendel mit einer 48 Kilogramm schweren Metallkugel, die an einem knapp 29 Meter langen Stahlseil von der Kuppel der Dominikanerkirche hängt und auf einer Bodenplatte aus 380 Millionen Jahre altem Sedimentgestein die Erdrotation abbildet. Die Installation ist ein Geschenk Richters an die Stadt Münster.
Realisiert wurde sie in der Dominikanerkirche, die Anfang des 18. Jahrhundert erbaut wurde und seit November 2017 nicht mehr als Kirche dient. „Dass das jetzt wie geplant gelungen ist, ist ein Geschenk auch für mich“, sagte der Künstler. Es ist nicht die erste Kirche, in der er sich künstlerisch betätigte. 2007 hatte er im Kölner Dom das aus über 11 000 farbigen Glasplatten bestehende „Richter-Fenster“geschaffen.
Richter gehört zu den renommiertesten zeitgenössischen Künstlern. Um seine Schenkung macht er wenig Aufhebens. Die Kosten für die Installation und die dafür nötigen Sanierungsarbeiten in der Kirche hat die Stadt übernommen. Sie betrugen 650 000 Euro, von denen 600 000 Euro durch Zuschüsse und Zahlungen von Stiftern und Sponsoren abgedeckt wurden.