Manafort-Prozess könnte für Trump ungemütlich werden
Weitere Eskalation in der Russland-Affäre – Neue heftige Attacke des US-Präsidenten gegen die Medien
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WASHINGTON - Drei Monate lang war Paul Manafort Wahlkampfmanager des Kandidaten Donald Trump. Seit Juni sitzt Manafort hinter Gittern, nachdem er versucht haben soll, Zeugen zu beeinflussen. Ab Dienstag muss er sich vor Gericht verantworten. Es geht um weit mehr als um Geldwäsche und Steuerhinterziehung, die Delikte, die dem 69-Jährigen zur Last gelegt werden. Für US-Präsident Donald Trump könnte es ungemütlich werden.
Der Mann, der so viele Belege gegen Manafort sammelte, dass es für eine Anklage reichte, ist Robert Mueller, seit über einem Jahr Sonderermittler der Russlandaffäre. Trump wirft ihm vor, ein Werkzeug in den Händen der Demokraten zu sein, um zur Hexenjagd gegen ihn zu blasen. Ginge es nach dem Präsidenten, hätte Mueller seine Arbeit längst einstellen müssen. In diesem Konfliktfeld ist der Prozess gegen Manafort so etwas wie ein Lackmustest. Wird Trumps einstiger Adlatus für schuldig befunden, wäre die Position von Mueller gestärkt. Ein Freispruch dagegen wäre Wasser auf die Mühlen des Weißen Hauses: Es würde noch energischer darauf drängen, sowohl die Russlandakte als auch das Büro des Sonderermittlers zu schließen. Politisch relevant ist die Frage, ob die Spur zu Trump führt. Zur Debatte steht ein Treffen mit der russischen Anwältin Natalja Weselnizkaja, anberaumt im Juni 2016, nachdem dubiose Mittelsmänner Munition für den Kampf gegen Hillary Clinton versprochen hatten. Manafort saß neben Trumps ältestem Sohn Donald jr. und dem Schwiegersohn Jared Kushner an einem Tisch im New Yorker Trump Tower, um von Weselnizkaja Konkretes zu erfahren. Von Trump war das Treffen stets als Alleingang seiner Leute dargestellt worden, ohne sein Wissen.
Michael Cohen, der langjährige Rechtsanwalt des Präsidenten, sagt, er könne bezeugen, dass Trump vorab vom Angebot aus Moskau erfahren habe, Kompromittierendes gegen Clinton zu liefern. Nach Cohens Darstellung soll Trump grünes Licht für das Gespräch mit Weselnizkaja gegeben haben. Bewahrheitet sich diese Version im Laufe des Manafort-Verfahrens, wäre es das bislang eindeutigste Indiz dafür, dass der Kandidat bereit war, zum Schaden Clintons mit Russland zu kooperieren.
Zu alledem hat am Montag ein als vertraulich deklariertes Treffen zu einem öffentlichen Schlagabtausch zwischen Trump und dem Verleger der „New York Times“geführt. Trump bezeichnete in dem Gespräch die Medien erneut als „Feinde des Volkes“. Zeitungsverleger A. G. Sulzberger erklärte, er habe Trump direkt dafür kritisiert und ihn gewarnt, dass dies „Menschenleben aufs Spiel setzt“. Trump warf den Medien daraufhin vor, durch die Veröffentlichung interner Regierungsinformationen „das Leben vieler Menschen – nicht nur von Journalisten – aufs Spiel zu setzen“.