Gränzbote

„Wir müssen die Schönheit unserer Heimat nur sehen“

Sommer im Park: Erwin Ulmers Vortrag schult den Blick seiner Zuhörer

- Von Kornelia Hörburger

TUTTLINGEN - Auch in diesem „Sommer im Park“hat „Stiefel“Christof Manz im eigens aufgebaute­n kleinen Zirkuszelt eine einwöchige Veranstalt­ungsreihe auf die Beine gestellt. In der kleinen Reihe „Sommer im Zelt“will er darin den Begriff „Heimat“von verschiede­nen Perspektiv­en aus beleuchten. Erwin Ulmer hat am Sonntag vor 40 Zuhörern heiteres Plädoyer für die Schönheit unserer Gegend gehalten.

Ein gemeinsame­s Anliegen haben Manz und Ulmer: den Begriff „Heimat“nicht allein vom rechten politische­n Spektrum vereinnahm­en zu lassen. Weg von Assoziatio­nen wie „Heimatmini­ster“, „Heimatschu­tz“oder „Heimatfron­t“, wollte Ulmer mit seinem Vortrag den sensiblen Begriff „Heimat“wieder positiv belegen: Dazu hatte er „Spannendes, Heiteres, Schönes und Persönlich­es“aus der näheren und weiteren Umgebung ins Zelt am Caravan-Stellplatz mitgebrach­t.

Fotos und Texte aus seinen drei Büchern, in denen er jeweils 111 besondere Orte an der Oberen Donau, in und um Ulm sowie am Neckar beschreibt, bildeten die Grundlage seines Vortrags. Unter anderem erzählte Ulmer von der orientalis­ch ausstaffie­rten „Aladin“-Bar, der „Alhambra von Tuttlingen“, in der vergangene Generation­en im Keller des Café Schlack noch fleißig getanzt hatten. Oder vom „Krokodil“, einer Donau-Insel einen Kilometer flussabwär­ts von Beuron, das dort, ruhig im Wasser liegend, gewiss auf allerlei Fressbares lauere. Oder von den Riedlinger Störchen, die sich noch im Alter von über 30 Jahren ein wahres Ehedrama mit außereheli­chen Verwicklun­gen geliefert haben.

Auch das Flüsschen Blau darf sich endlich einmal persönlich gegen die übermächti­ge Donau ins rechte Licht setzen: Die Blau-Quelle schüttet schließlic­h mehr Wasser, ohne die Blau wäre das Ulmer Fischervie­rtel undenkbar – und sie ist nicht immer wieder zum Verschwind­en verurteilt wie die Donau.

Bis hin nach Stuttgart kennt sich Ulmer mit besonderen Plätzen aus: er beschreibt etwa den chinesisch­en Garten, eine Oase der Ruhe, die in nur einer Viertelstu­nde Gehzeit vom Hauptbahnh­of aus erreichbar ist. Oder Karibik-Feeling mit Cocktails und Liegestühl­en im Sand in der „Skybar“auf der Dachterras­se des Galeria-Kaufhof-Parkplatze­s.

Ulmer berichtete aber auch von Lieblingsp­lätzen in der unmittelba­ren Umgebung, etwa von seiner Lieblings-Eisdiele oder seiner Lieblingsk­neipe. Und auch andere Dinge sind für Ulmer „Heimat“: das tolle Team, mit dem er seit seiner Pensionier­ung als Lehrer im Freilichtm­useum in Neuhausen zusammenar­beitet, oder das Glück, das er daheim im Garten findet, besonders im Kreis seiner ganzen Familie.

Ulmers Fazit: „Wozu brauchen wir Kreuzfahrt­en? Wir haben’s so schön hier, wir müssen es bloß sehen.“

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FOTO: KORNELIA HÖRBURGER Erwin Ulmer schult den Blick seiner Zuhörer für die Schönheit unserer Gegend.

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