„Sie kommen jeden Tag mit Marquardt in Berührung“
Der Mechatronikspezialist aus Rietheim zeigt bei Leseraktion „Die SZ öffnet Türen“am Mittwoch sein Werk A
● RIETHEIM-WEILHEIM - Im Rahmen unserer Sommeraktion „Die SZ öffnet Türen“haben fast 30 Leser am Mittwochnachmittag den Rietheimer Mechatronik-Spezialisten Marquardt besucht. Sie bekamen bei einem Rundgang durch das Werk A einen Einblick darin, welche Leistungsfähigkeit das Unternehmen in Sachen elektromechanischen und elektronischen Schaltern und Schaltsystemen hat.
Nach einer Einführung zu den Produkten, der wirtschaftlichen Entwicklung und der Geschichte von Marquardt durch Pressesprecher Ulrich Schumacher ging es für die Gruppe ins Werk A. Dort werden etwa Fahrberechtigungssysteme mit elektrischem Zündschloss, elektronischem Schlüssel und elektronischer Lenkverriegelung sowie Steuergeräte und Bedienschalter produziert. Aktuell arbeiten dort rund 400 der weltweit mehr als 10 000 Beschäftigten von Marquardt – und zwar in einem Drei-Schicht-Betrieb an sechs Tagen in der Woche.
Jüngstes Werk in Rietheim
Da die Gruppe für eine Führung relativ groß war, wurde sie in zwei Gruppen eingeteilt, diese wurden von Produktionsleiter Jörg Lawrenz und Ludwig Weidner, Segmentleiter Endmontage, angeführt. Lawrenz erklärte, dass das Werk A, das im Jahr 2002 gebaut und 2012 erweitert worden ist, das jüngste Werk am Stammsitz von Marquardt in Rietheim sei.
Dort gibt es eine Produktionsfläche von 8250 Quadratmetern und mehrere Produktionslinien.
Bei dem Rundgang wurde deutlich, dass das Unternehmen mit nahezu allen namhaften Automobilherstellern zusammenarbeitet. So konnten Lawrenz und Weidner verschiedene Keyless-Schlüsselsysteme präsentieren, aber auch ein Notrufsystem für Taxifahrer. In der vollautomatisierten Fertigung werden dabei modernste Maschinen, etwa bei der Bestückung von Leiterplatinen, und Montageroboter eingesetzt.
Auch wenn sich die Führung vor allem um elektronische Bestückung und Endmontage von Fahrberechtigungssystemen
drehte, wurde durch Schumachers Einführung deutlich, wie vielfältig die Produkte von Marquardt sind. So würden diese etwa in E-Bikes, Werkzeugen oder Haushaltsgeräten zu finden sein. „Sie kommen jeden Tag mit Marquardt in Berührung, auch wenn sie es nicht wissen“, betonte er. Im Bereich der Elektrowerkzeugschalter sei Marquardt weiterhin Weltmarktführer.
Der Bereich Automotive würde
80 Prozent des Umsatzes einfahren. Dieser schlug im vergangenen Jahr mit 1,2 Milliarden Euro zu Buche. Mit Ausnahme der Wirtschaftskrise der Jahre 2008/09 sei das Unternehmen in den vergangenen Jahren im Schnitt um elf Prozent pro Jahr gewachsen. Derzeit würden noch 45 Prozent des Umsatzes in Europa generiert. „Das wird sich in den kommenden Jahren verändern. Der Anteil Asiens wird sich deutlich vergrößern“, betonte Schumacher.
Tausend Ingenieure angestellt
Derzeit werden am Standort in Rietheim 30 Millionen Euro in das Entwicklungsund Innovationszentrum
investiert (wir berichteten). Immerhin zehn Prozent des jährlichen Umsatzes stecke Marquardt laut Schumacher in den Bereich Forschung und Entwicklung. Rund tausend Ingenieure habe das Unternehmen weltweit angestellt.
Der größte Produktionsstandort findet sich inzwischen im rumänischen Sibiu mit rund 3000 Mitarbeitern. Marquardt ist an 19 Standorten auf vier Kontinenten – neben Europa sind das Afrika, Asien und Amerika – vertreten: „Sie bekommen heute leichter einen Software-Entwickler in Indien als in Deutschland“, machte Schumacher auf den Fachkräftemangel in der Region aufmerksam.