„Man muss eine Vision haben“
Vor fünf Jahren machte sich das Kommunale Kino an neuer Spielstätte selbstständig
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TROSSINGEN - Am 19. September startet das Kommunale Kino in die Herbst- und Wintersaison. Für das Koki ist der Termin dieses Jahr ein ganz besonderer, denn dann ist die beliebte Trossinger Einrichtung seit fünf Jahren selbstständig. Dieser Schritt hatte dem Verein beständige Weiterentwicklung ermöglicht.
Dabei hatten die Cineasten im Sommer 2013, als die Entscheidung fiel, sich selbstständig zu machen, vor allem eines vor Augen: eine große Herausforderung. „Aber wenn man etwas macht, muss man eine Vision haben und daran glauben“, sagt die heutige Vorsitzende des Koki, Anke Weier, die damals als Schriftführerin fungierte. 2013 leitete Herbert Ottendörfer das Kommunale Kino. Zu dieser Zeit befand es sich noch im City Kino. Als dessen kulturell sehr engagierte Betreiberin allerdings krank wurde, war es organisatorisch nicht mehr möglich, das Koki im Kino zu betreiben. „Im Juli fiel die Entscheidung, dass wir eine neue Spielstätte wollten. Es musste also eine schnelle Lösung gefunden werden“, erinnert sich Anke Weier.
Dem Kommunalen Kino kam in diesem Sommer der Zufall zu Hilfe. Der Familie Triscari, die mit ihrem Hotel „Linde“damals noch in den Anfängen steckte, gefiel die Idee, die
Cineasten im Lindensaal unterzubringen. „Der Saal wurde vor rund 100 Jahren schon als Kino genutzt“, erzählt Anke Weier, „und die Konstellation von Bühne, Film und Gastronomie war für uns ideal. Wir wollten schließlich einen Ort der Begegnung.“
Während die Stadt Trossingen dem Koki eine tragbare Leinwand zur Verfügung stellte, fand die Einrichtung Unterstützer im Foto-, Film- und Videoclub, der Technik und Techniker für die Filmabende bereitstellte - bis heute. „Die Mosaiksteinchen passten einfach“, sagt Anke
Weier heute.
Die Kooperation mit dem Verein und der Mietvertrag mit der Wirtsfamilie gingen im Sommer über die Bühne - und das Kommunale Kino konnte 2013 ohne Unterbrechung in die Herbst- und Wintersaison starten. „Wir sind mit totalem Herzklopfen gestartet“, so Anke Weier, „wir wussten ja nicht, ob uns das Publikum folgen würde und wie die neue Zusammenarbeit mit der ,Linde’ und dem Foto-, Film- und Videoclub funktionieren würde. Das musste sich alles erst einspielen.“
Projekte kamen hinzu
Die Sorge war unbegründet, wie sich herausstellte: Zur ersten Vorstellung im Lindensaal kamen viele Leute. „Es war neu, und alle waren neugierig“, so Weier. Je nach Filmthema schwankte die Besucherzahl bei den folgenden Veranstaltungen, doch insgesamt kam mehr Publikum als im City Kino. „Trotzdem muss man immer schauen, wie die Filme ankommen und ein Gespür für die Schwankungen bekommen“, sagt Weier.
Schnell fassten die Cineasten den Beschluss, sichtbarer werden zu wollen. 2014 wurde die Website fertig, auf nationaler Ebene besuchten sie Veranstaltungen und Kongresse, um das Koki zu präsentieren. „Wir hatten jetzt mit professionellen Einrichtungen zu tun, also mussten auch wir professionell arbeiten“, erzählt Weier. Dinge wie Versicherungen oder Sicherheit im Saal standen nun ebenfalls auf der Tagesordnung.
Eine weitere Gratwanderung stellte auch die Funktion des Kokis als kulturpolitische, integrative Einrichtung dar. Im Lindensaal kamen Schritt für Schritt weitere Projekte hinzu, beispielsweise waren Schauspieler oder Regisseure zu Gast, um die filmischen Hintergründe zu erläutern. „Wir wollen gesellschaftlich relevante und aktuelle Themen aufgreifen, und dabei lebensbejaende Schwerpunkte setzen“, führt die Vorsitzende aus. Eine Herausforderung waren in diesem Rahmen die interkulturellen Filmtage „Sun Day Movies“, für die das Koki mit einem Best Practice-Preis ausgezeichnet wurde.
Das Wort „Erfolgsgeschichte“möchte Anke Weier dennoch nicht benutzen - zu oft werde das heutzutage gebraucht. Eher schon spricht sie von einem „kontinuierlichen Wachsen und Reifen“. Beständig müsse das Kommunale Kino daran arbeiten, eine Nische zu finden und ein Ort zu sein, an dem die Leute gerne ihre Zeit verbrächten, so Weier: „Es gibt nichts schöneres, als einen Abend, wenn das Publikum mit freudigen Gesichtern aus dem Saal geht und den Film genossen hat.“