Auftaktpleite ist für Mühlheim vergessen
Das 4:0 gegen Tübingen wird für die Donautäler einfach zum zweiten Landesliga-Start
TUTTLINGEN (maj/rn/mape) - Fußball-Landesligist VfL Mühlheim stellt sich etwas vergesslich dar und bejubelt einen erfolgreichen, zweiten Saisonstart. In der Bezirksliga bringen sich der SV Villingendorf und der SC 04 Tuttlingen mit einer starken Partie nachhaltig in Erinnerung. Und der FV 08 Rottweil ist mit einer Nah- und einer Fern-Taktik erfolgreich. Mit dem 4:0-Erfolg über den SV
03 Tübingen hat Landesliga-Aufsteiger VfL Mühlheim den ersten Sieg in der neuen Spielklasse eingefahren und die 4:5-Auftaktpleite bei der SG
Ahldorf/Mühlen vergessen lassen. Oder war die Niederlage bei den Donautälern nicht längst abgehakt? Stadionsprecher Florian Rometsch ließ keinen Zweifel daran, dass für den VfL die Saison erst mit dem Tübingen-Spiel losgehen würde. „Willkommen zum Auftakt des VfL in der Landesliga“, tönte es dem – möglicherweise verblüfften – Besucher aus den Lautsprechern entgegen. „Er ist ein Witzbold“, schmunzelte nach Spielende auch VfL-Trainer Andreas
Probst, der dem zweiten Mühlheimer Vorsitzenden bei seiner Ansage schon einen Vorsatz unterstellte. „Das hat er so gewollt.“Spätestens nach dem Kantersieg über Tübingen war die Erinnerung an den misslungenen Start aber auch getilgt.
Großen Anteil am Mühlheimer Sieg hatte Torjäger Maximilian Bell, der doppelt traf. „Maximilian war eiskalt“, lobte sein Trainer Andreas
Probst den Stürmer, der bereits früh in der Saison heißgelaufen ist. Mit drei Toren teilt er sich den dritten Platz der Torjägerliste hinter Domi
nik Früh (VfL Pfullingen) und Janik
Michel (FC Holzhausen/ je fünf Treffer). Weitere Bell-Tore verhinderte gegen Tübingen das Schiedsrichter-Gespann. Besonders verärgert war sein Trainer Andreas Probst über die Szene in der 19. Minute. Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld war der Mühlheimer losgezogen. Sein Solo wurde erst im Strafraum durch Trikotziehen gestoppt. „Das war ein klarer Elfmeter“, sagte Probst. Genauso hätte er gegenüber Tübingens Lucas Schreijäg anders geurteilt. Der SV-Spieler hatte nach 27 Minuten Gelb gesehen und sich danach ein weiteres taktisches Foul geleistet. Während Schiedsrichter
Kevin Popp (Biberach) es bei einer letzten Ermahnung beließ – Schreijäg blieb zur Pause in der Kabine –, hätte Probst ihn früher zum Duschen geschickt. „Das ist Gelb-Rot.“
Ein vorzeitiges Dienstende gab es auch für Maximilian Bell und David Schmid vom VfL Mühl
heim. Sie wurden von Trainer Andreas Probst gegen den SV 03 Tübingen
ausgewechselt.
„Sie hatten Schmerzen im Oberschenkel beziehungsweise der Wade. Das war eine Vorsichtsmaßnahme.“Deutlich entspannter als die Muskulatur seiner Kicker waren die Gesichtszüge des Trainers. „Die Jungs sind super“, strahlte er. Weil er seine Kicker jede Woche sehen würde, „und ich weiß, was sie können“, habe er auch immer das Gefühl, „dass wir jedes Spiel gewinnen können.“Die neue Situation nach dem Aufstieg gefällt ihm ohnehin gut. „In der Landesliga ist der Druck anders. Wir sind immer Au-
ßenseiter. Das ist schön.“
Obwohl sich der SC 04 Tuttlingen im Bezirksliga-Spitzenspiel beim bisherigen Tabellenführer SV Villin
gendorf gut präsentierte, mussten sich die Donaustädter am Ende mit einem 1:1 zufrieden geben. „Wir haben ein wirklich gutes Spiel gemacht und fast über die gesamte Spielzeit das Geschehen dominiert. Doch für den Aufwand, den wir betrieben haben, haben wir uns nicht belohnt. Deshalb ist das 1:1 wie eine gefühlte Niederlage“, sagte SC-Trainer Ertan
Tasdemirci nach Spielende. Seine Mannschaft entwickelte vor allem nach der Pause viel Druck und schnürte Villingendorf zeitweise in deren Spielhälfte ein. Doch bei den wenigen Situationen im Strafraum war SVV-Torhüter Florian Harter gegen Anil Bagci (48.) und Joshua
Woelke (89.) auf dem Posten. Auf der anderen Seite blieb Tuttlingens Torhüter Andrei Burdun nach dem Führungstreffer von Florian Eh
nis (35.) beschäftigungslos.
Dabei wäre das 0:1 beim SV Villingendorf aus Sicht von Tuttlingens Trainer Ertan Tasdemirci zu verhindern gewesen. „Da hätten wir besser nachschieben müssen, ärgerte sich der SC-Coach über das Defensivverhalten seiner Elf. Sein Gegenüber, Villingendorfs Trainer Thiemo Martin, freute sich über diesen Treffer: „Da hat unser Umschaltspiel hervorragend funktioniert.“Überhaupt war Martin zufrieden: „Meine Mannschaft hat gegen einen wie von uns erwartet stark spielenden Sport-Club alles reingeworfen und gut dagegen gehalten. Im ersten Durchgang hatten wir neben dem Angriff, der zum Führungstreffer führte, noch einige gute Umschaltmomente. Nach der Pause hat Tutt-
lingen enormen Druck aufgebaut, dem wir aber standgehalten haben.“Insgesamt sahen die Zuschauer in Villingendorf ein Bezirksliga-Spiel, das durchaus Landesliga-Niveau vorweisen konnte. Beide Teams hielten das hohe Tempo bis zum Schlusspfiff, waren stets um den Siegtreffer bemüht und warfen alles rein, um den Treffer des Gegners zu verhindern. Sollten der SV Villingendorf und der SC 04 Tuttlingen das Niveau halten können, gehören sie neben dem SV Seedorf zu den Titelanwärtern. Bastian Bothner, hochgelobter
Torjäger der Sportfreunde Gechingen, konnte sich im Spiel beim FV 08
Rottweil (0:2) nicht in Szene setzen. Gegenspieler Kevin Frick degradierte ihn zum Statisten. Jedes Kopfballduell gewann der fast einen Kopf kleinere Rottweiler Defensivspieler und war auch in den Duellen am Boden nahezu immer der Sieger. „Mir war im Vorfeld klar, dass dies eine schwierige Aufgabe für mich wird. Aber ich habe versucht, in den Kopfballduellen das notwendige Timing an den Tag zu legen und bei den Zweikämpfen am Boden vor dem Gegner am Ball zu sein“, erklärte Frick sein Erfolgsmodell.
„Wir müssen unser Augenmerk auf unsere Defensive legen und dann versuchen, mit schnellem Umschaltspiel zu Chancen zu kommen.“Mit dieser Taktik hatte Uli Fischer seinen FV 08 Rottweil gegen die Sportfreunde
Gechingen ins Rennen geschickt. Beides funktionierte und war durch das 2:0 von Erfolg gekrönt. Dabei war der Rottweiler Coach gar nicht am Platz, sondern im Urlaub. Gut möglich ist, dass Fischer auch am kommenden Wochenende fehlen wird und seiner Mannschaft im Aufsteigerduell beim TV Darmsheim den Weg mit einer Fern-Taktik vorgibt.