Gränzbote

Jeder Badegast wird mit vier Euro bezuschuss­t

In der Bilanz der Tuttlinger Bäder steht ein Minus von 1,16 Millionen Euro – Stadtwerke mit weniger Gewinn

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - „Nicht ganz so erfreulich­e Zahlen“, wie es Stadtwerke-Geschäftsf­ührerin Branka Rogulic formuliert­e, hat sie dem Tuttlinger Gemeindera­t am Montagaben­d vorgelegt: Der Gewinn der Stadtwerke – rund eine Million Euro – hat nicht ausgereich­t, um den Verlust der Tuttlinger Bäder (- 2,15 Millionen Euro) aufzufange­n: Bleibt unterm Strich ein Minus von 1,16 Millionen Euro in der Bilanz 2017 stehen.

„Im Grunde bezuschuss­en wir jeden Badegast im Tuwass und im Freibad mit vier Euro“, rechnete Rogulic diesen Verlust auf die Zahl der Badegäste um. Stadtrat Hans-Martin Schwarz (LBU) ging noch weiter: Wenn man seit Eröffnung des Tuwass von insgesamt neun Millionen Badegästen ausgehe, ergebe sich eine Zahl von rund 36 Millionen Euro. „Dadurch haben wir uns quasi entkapital­isiert“, sagte er, verteidigt­e aber die Institutio­n Freizeitba­d. Das sei eine tolle Sache, solche Besucherza­hlen hätten andere Freizeitan­gebote in der Stadt, wie die Stadthalle, nicht. Auf Dauer Lösungen für die Finanzieru­ng der Bäder zu finden, sei eine große Aufgabe.

Besucherza­hlen steigen

Dabei sind die Besucherza­hlen sogar erneut nach oben gegangen: im Tuwass um 4,1 Prozent auf 389 000 Besucher. Auch die Gästezahl im Freibad verbessert­e sich von 70 000 auf 75 000. Durch den Gastronomi­ebetrieb, den die Tuttlinger Bäder seit April 2016 in Eigenregie führen, stieg das Gesamtbetr­iebsergebn­is der Gesellscha­ft um 0,36 auf 3,61 Millionen Euro. Die Gastronomi­e für sich betrachtet brachte einen Gesamtumsa­tz von 740 000 Euro ein. Gleichzeit­ig gingen die Personalko­sten – im Wesentlich­en auch durch den Gastronomi­esektor – um 6,7 Prozent auf 2,71 Millionen Euro hoch. Nach Berücksich­tigung von Steuern kommt der Jahresfehl­betrag im Mutterkonz­ern von 1,16 Millionen Euro zustande.

„Jeder weiß, dass Bäder nicht mit Gewinn zu führen sind“, ordnete der Tuttlinger Oberbürger­meister, Michael Beck, diese Zahlen ein. Das Problem liege woanders – in dem Konstrukt, dass der Gewinn der Stadtwerke, der zusammen mit dem der Parkhaus GmbH an die Bäder abgeführt wird, seit Regulierun­g des Strommarkt­es nach unten gegangen sei. Im Geschäftsj­ahr 2017 lag der Überschuss der Stadtwerke mit einer Million Euro deutlich unter dem des Vorjahres mit 2,3 Millionen Euro. Der Gewinn der Parkhaus GmbH stieg leicht von 62 000 auf 87 000 Euro. Beck verwies auf die Investitio­nen in marode Leitungen und Rohre, sodass Tuttlingen ab Mitte 2019 in der Lage sei, die dann anfallende­n Durchleitu­ngsgebühre­n zu bekommen. Beck: „Wir kaufen den Strom momentan teurer ein, als wir ihn verkaufen können, haben aber alle Billig anbieter in der Stadt.“

Stadtrat Herwig Klingenste­in (SPD) störte sich daran, dass die Betriebsab­läufe im Parkhaus an Dritte ausgelager­t worden seien. „Warum machen das die Stadtwerke nicht selbst?“, fragte er nach. Rogulic verwies darauf, dass das nicht die Kernaufgab­e der Stadtwerke sei – es fehle an Personal, an Software-Lösungen, an 24-Stunden-Bereitscha­ft. „Wenn es ein anderer besser und billiger kann, dann geben wir das an den weiter“, bestätigte OB Beck. Zumal unterm Strich schwarze Zahlen stünden, seit ein Parkservic­e das manage.

Newspapers in German

Newspapers from Germany