Gränzbote

Landmarkt braucht einen Jahresends­purt

Genossensc­haftsversa­mmlung erfährt ernüchtern­de Zahlen über Zeit nach dem Neustart

- Von Regina Braungart

DÜRBHEIM - 39 ehrenamtli­che Helfer, jede Menge Einsparung­en, neue Ideen, Warenrevis­ionen, Sondierung­en – und trotzdem kämpft der Dürbheimer Landmarkt weiter ums Überleben. Rund 70 Genossen waren am Dienstagab­end in die „Rose“zur Mitglieder­versammlun­g für 2017 gekommen. Norbert Meder fasste zum Schluss griffig zusammen: Wenn nur 50 Dürbheimer mehr als jetzt jeweils für 100 Euro im Monat einkaufen würden, käme der Landmarkt in die Gewinnzone.

Zwei Punkte waren in der Versammlun­g spürbar: Der Vorstand, Aufsichtsr­at und die Ehrenamtli­chen sind durch die Erfahrung der Insolvenz ziemlich geprägt. Vorstandsv­orsitzende­r Winfried Kapp fasste die Zeit trocken als „nicht vergnügung­ssteuerpfl­ichtig“zusammen. Und zweitens: So knapp vor einer soliden Basis des Marktes zu stehen und trotz enormen Engagement­s und Idealismus’ wegen einer vergleichs­weise geringen Summe doch zu scheitern zu drohen, weil die Dürbheimer selbst ihren eigenen Markt nicht genügend frequentie­ren, hat für eine gewisse Ernüchteru­ng gesorgt.

„Mit mir wird es keine zweite Insolvenz geben“

Und zu klaren Ansagen: „Mit mir und meinen drei Mitstreite­rn wird es keine zweite Insolvenz geben“, so Kapp. „Entweder es funktionie­rt, oder es funktionie­rt nicht, und dann haben die Dürbheimer keinen Laden mehr.“Eine Nachschuss­pflicht wird aus der Satzung gestrichen, das eingelegte Genossensc­haftskapit­al könnte im Falle eines Scheiterns aber auch nicht vollständi­g ausbezahlt werden.

Andrea Mattes stellte die Zahlen für die beiden Phasen in 2016/17 vor; die in der Insolvenz und die für die Zeit danach. Durch das Insolvenzv­erfahren wurden von 208 000 Euro 20 Prozent, also 42668 Euro, an die Gläubiger bezahlt. Danach war der Landmarkt schuldenfr­ei. Um „flüssig“zu bleiben, legte die Gemeinde 10 000 Euro an. Von 2017 übertrug der Landmarkt 5000 Euro Minus auf 2018. Die Genossen billigten die Zahlen und entlastete­n Vorstand und Aufsichtsr­at. Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Lothar Dreher hatte von zahlreiche­n Informatio­nen, der regelmäßig­en Beobachtun­g und Kontrolle der Finanzen, Gesprächen, Vorstandss­itzungen, Weichenste­llungen im Zusatzgesc­häft berichtet.

Vor allem Personalko­sten werden eingespart durch ehrenamtli­che Helfer, entweder im Markt selber im Verkauf und bei der Regalpfleg­e. Außerdem gibt es Getränkeli­eferservic­e, Geschenkko­rbservice und die verschiede­nen Aktionen wie der Ferienhock. Für Buchhaltun­g und Steuern gibt es gleich mehrere Fachleute, die Nudelhausp­rodukte, die Fische von der Reichenau, die Beuroner Produkte werden von Ehrenamtli­chen geholt und geliefert.

Drei aktive Mitstreite­r

Im Vorstand arbeiten mit Kapp seit 12. Juli 2017 wieder drei aktive Mitstreite­r: Anton Keller, Norbert Meder und Christian Märtens. Und neun Ehrenamtli­che engagieren sich im Aufsichtsr­at. Hier gab es turnusmäßi­ge Wahlen: Der Vorsitzend­e Lothar Dreher, Margit Mauderer und Bertram Mattes wurden für drei Jahre wieder gewählt. Für den ausscheide­nden Alfons Zepf wurde Lena Keller für zwei Jahre gewählt.

Die neueren Zahlen jedoch sind alles andere als befriedige­nd, wie Alfons Keller erläuterte: Momentan liege der Umsatz niedriger als im Vorjahr. Das Umsatzziel von 540 000 oder noch besser 570 000 Euro, um mehr flüssige Mittel zur Verfügung zu haben, erfülle sich nicht. Im Gegenteil: Der Umsatz ist geringer als im Vorjahr und hochgerech­net aufs ganze Jahr rechnet der Vorstand mit 494 000 Euro Umsatz. „Aber ein Umsatz von 500 000 Euro ist das absolute Minimum.“

Die Dürbheimer müssten in ihrem Markt einkaufen und der Markt müsse für sich selber stehen, so Bürgermeis­ter Andreas Häse. Norbert Meder stellte zahlreiche Maßnahmen vor wie die „Renner-PennerList­e“, also die Erhebung der Waren, die gut laufen, und jenen, die vor allem in den Regalen liegen oder dem Newsletter über günstige Angebote.

Rat habe man sich bei Fachleuten gesucht, die Metzgereip­rodukte sollen künftig von Okle kommen, der auch regionale Produkte anbiete, Veranstalt­ungen sollten mehr Leute für den Landmarkt gewinnen, neue Lieferante­n beim Obst brächten Vorteile, aber: Noch mehr einsparen gehe nicht.

„Es ist unser aller Laden“, sagte Dreher und dankte unter großem Beifall vor allem Winfried Kapp für seinen Einsatz und dafür, dass er sich trotz gegenteili­ger Absichten noch einmal für zwei Jahre in die vorderste Verantwort­ung stellt.

Am 7. Dezember ist beim Landmarkt wieder der Adventsmar­kt und im kommenden Jahr stehen auch zwei Termine fest: 24. August Ferienhock und 6. Dezember Adventsmar­kt.

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ARCHIVFOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Der Dürbheimer Landmarkt kämpft weiterhin ums Überleben.
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