Direkter Bus ist eine Kostenfrage
Einführung einer Schülerlinie von Neuhausen nach Mühlheim ist für 2019 nicht sicher
MÜHLHEIM - Einige Eltern sind jüngst im Neuhauser Rathaus zusammengekommen. Sie beschwerten sich über die Schülerbeförderung im Donautal, und fordern, dass eine direkte Buslinie von Neuhausen nach Mühlheim eingeführt wird (wir berichteten). Der ehemalige Geschäftsführer von Stadtbus Tuttlingen, Günther Thorn, meldet sich zu Wort. Er glaubt nicht, dass eine direkte Busverbindung eingeführt wird. Der Landkreis würde Zuschüsse vom Land verlieren, sagt er.
Mit der Einführung des Ringzuges 2003 im Donautal, so Thorn, sei die damalige Schülerbuslinie von Neuhausen nach Mühlheim vom Landratsamt Tuttlingen bewusst geändert und zum Fridinger Bahnhof umgeleitet worden. Die Schüler seien damit genötigt worden, mit dem Bus über Bergsteig nach Fridingen zu fahren, um dann weiter nach Mühlheim mit dem Zug zu pendeln. Der eigentliche Grund der Umleitung werde von den zuständigen Stellen bis heute verschwiegen, sagt Thorn.
Er glaubt: Der Landkreis sei daran interessiert, mehr Pendler mit dem Zug fahren zu lassen. Dafür gebe es vom Land Baden-Württemberg eine höhere Ausgleichszahlung als bei Fahrten mit dem Bus.
Direkte Busverbindung noch nicht sicher
Ähnlich wie Thorn sieht es Neuhausens Hauptamtsleiter Bernd Schauer. Das vom Nahverkehrsberater Ulrich Grosse erbrachte Argument, man habe aus moralischen Gründen den Fridinger Vogelsangschülern gegenüber von einer direkten Busverbindung nach Mühlheim abgesehen, ist für ihn unverständlich. „Die Vogelsangschüler waren nicht geistig-, sondern lernbehindert. Demzufolge waren sie im Stande, mit dem Bus bis nach Bergsteig zu fahren und von da in den Bus nach Fridingen umzusteigen.“
Der Dezernent für Wirtschaft, Kreisentwicklung und Kultur des Landratsamtes Tuttlingen, Michael Guse, weist die Vorwürfe zurück: „Es ist nicht unser erstes Ziel, die Zuschüsse vom Land zu bekommen. Diese Einnahmen sind mit unseren Ausgaben nie kostendeckend. Wir haben immer ein Defizit. Die Förderung ist da, um den Mangel zu lindern.“Tatsächlich setzt der Landkreis auf den Ringzug als Haupttransportmittel für Schüler. Die Busse werden zusätzlich bereitgestellt, um die Zuganbindung zu erreichen.
Ob im Dezember 2019 wieder eine direkte Busverbindung von Neuhausen nach Mühlheim eingerichtet wird, kann Guse noch nicht sagen. „Das kann ich nicht versprechen. Derzeit wird geprüft, ob das möglich ist.“Die Einführung einer neuen Linie sei eine Kostenfrage. Aber nicht nur: „Wir können keine Rücksicht auf individuelle Fahrplanwünsche nehmen. Die Anzahl der Fahrgäste spielt ebenfalls eine entscheidendere Rolle, ob es sich lohnt, eine neue Buslinie einzuführen“, betont er.
Landkreis hat seine Hausaufgaben gemacht
Laut Guse hat der Landkreis für 2019 eine Summe im achtstelligen Bereich für den Busverkehr eingestellt. Aktuell laufe die Ausschreibung für die Busunternehmen. Bis März kommenden Jahres werden die Ausschreibungsfahrpläne veröffentlicht, die einzelnen Unternehmen geben dann ihr Angebot ab. Der Landkreis überprüft diese und vergibt dann die Aufträge. Die Fahrplangestaltung – die Schulerbeförderung liegt hierbei außen vor – wird nochmal im Kreistag thematisiert. Der Technik- und Umweltausschuss wird sich dem Thema in einer der nächsten Sitzungen annehmen.
Guse und der Nahverkehrsexperte Ulrich Grosse haben nach den Beschwerden der Eltern reagiert. Grosse hat die Hohenzollerische Landesbahn (HZL) beauftragt, herauszufinden, warum der Ringzug verspätet am Fridinger Bahnhof ankommt. „Die HZL kann sich das auch nicht erklären, aber sie gehen der Sache nach“, verspricht Guse. Desweiteren wurden die Busunternehmen gebeten, auf die Schüler, die mit dem Ringzug mittags in Fridingen ankommen, zu warten, damit sie ihre Anschlussverbindung erreichen. Neuhausens Hauptamtsleiter Schauer will sich nächste Woche bei den betroffenen Eltern und Schülern erkundigen, ob eine Besserung eingetreten ist, sagt er gegenüber der Zeitung.