Gränzbote

Sprit für zwei Euro pro Liter? Nein, danke!

Vorschlag von zusätzlich­er „CO2-Steuer“für Benzin stößt bei Tankstelle­nbetreiber­n auf Unmut

- Von Linda Seiss

GEISINGEN/EMMINGEN-LIPTINGEN/IMMENDINGE­N - Die Fahrt zur Tankstelle ist derzeit ein teurer Spaß. Benzinprei­se von über 1,60 Euro pro Liter sind momentan an der Tagesordnu­ng und machen den hiesigen Tankstelle­nbetreiber­n zu schaffen. Wie die „Bild“und „RTL“berichten, könnten die Spritpreis­e aber bald ein noch höheres Level erreichen.

Denn um die Klimaziele 2030 zu erreichen, liebäugelt Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) laut den Berichten mit einer „CO2-Steuer“für Benzin und Heizöl. Mit dieser Sondersteu­er könnte der Spritpreis demzufolge auf zwei Euro pro Liter ansteigen.

„Der Sprit ist teuer genug. Ich denke, die Politik sollte hier an einer anderen Schraube drehen“, erläutert Elke Leiber-Börsig, Betreiberi­n der 24-Stunden-Tankstelle in Emmingen. „Ich denke, es wird schon bewusst gefahren und nicht aus Jux und Tollerei. Eben dann, wenn man es braucht – gerade im ländlichen Raum, wo die Anbindunge­n doch nicht immer so gut sind“, schildert sie. „Da sollte sich die Politik etwas anderes einfallen lassen, denn letztendli­ch trifft es den Endverbrau­cher“, so Leiber-Börsig.

Auch Leonie Kunz, Junior-Chefin der Shell-Tankstelle in Geisingen, zeigt sich im Gespräch mit unserer Zeitung nicht sonderlich begeistert von den Plänen der Umweltmini­sterin. „Ich denke, dass wir dann noch mehr Ärger der Kundschaft abbekommen“, befürchtet sie, sollte diese Zusatzbest­euerung tatsächlic­h kommen. Denn wegen der derzeit angezogene­n Preise bekämen sie bereits jetzt – als erste und direkte Anlaufstel­le der wütenden Kunden – täglich den Frust der Autofahrer ab.

„Ich kann’s ein Stück weit auch verstehen“, sagt Kunz. „Man braucht den Sprit. Gerade wenn man auf dem Land wohnt, ist man auf ein Auto angewiesen.“Beispielsw­eise, um zur Arbeit zu kommen oder um zum Arzt zu fahren. „Das ist in gewisser Weise auch unfair“, findet Kunz. Sie selbst wohne im Geisinger Ortsteil Kirchen-Hausen, müsse zwangsläuf­ig nach Geisingen oder Immendinge­n fahren, wenn sie einkaufen wolle. „Und je älter man wird, desto mehr ist man darauf angewiesen.“

Kunden kündigen an, künftig in der Schweiz zu tanken

Sollte die Sondersteu­er kommen, rechnet Junior-Chefin Kunz damit, dass einige Leute nicht mehr bei ihr tanken. Ein Kunde habe jüngst angekündig­t, nur noch in die Schweiz zum Tanken zu fahren, weil es dort billiger sei, schildert sie. Leiber-Börsig wagt keine Prognose. „Ich kann nicht abschätzen, wie viel Einfluss die äußeren Umstände auf das Fahrverhal­ten auf dem Land haben. Ob die Leute dann eher sagen, dann laufe ich, oder dann eben den höheren Preis in Kauf nehmen müssen“, sagt sie.

Von den deutschlan­dweiten Lieferengp­ässen von Benzin und Diesel wegen Niedrigwas­sers im Rhein und einem Großbrand einer Raffinerie in Bayern seien beide Tankstelle­n nicht direkt betroffen. „Bis jetzt sind wir immer beliefert worden und haben auch noch Sprit im Angebot“, teilt Leonie Kunz auf Nachfrage mit. Elke Leiber-Börsig, die die Emminger Tankstelle in dritter Generation betreibt, ist nur ein Stück weit tangiert. Weil sie Stammkundi­n bei ihrem Großliefer­anten sei, werde sie glückliche­rweise beliefert, schildert Leiber-Börsig. Dennoch kalkuliere sie mit mehr Vorlaufzei­t, weil die Planung aufgrund der Engpässe auch für die Lieferante­n schwierige­r werde, sagt sie. „Das muss logistisch eben optimal geplant sein.“

Auswirkung­en hätte eine Erhöhung der Spritpreis­e beispielsw­eise auch auf Spediteurs­dienstleis­tungen. Christian Keller, Geschäftsf­ührer von Keller Transporte in Immendinge­n-Hintsching­en, teilt auf Nachfrage mit, dass die Kosten auf die Dienstleis­tung, also auf die Kunden umgelegt würden.

Auf unsere Anfrage bei Daimler, welche Auswirkung­en eine solche Mehrbesteu­erung für das Testzentru­m in Immendinge­n haben könnten, teilte man unserer Zeitung knapp mit: „Bitte haben Sie Verständni­s dafür, dass wir uns grundsätzl­ich zu Spekulatio­nen nicht äußern.“

 ?? SYMBOLFOTO: CHRISTOPHE GATEAU/DPA ?? Geht es nach Umweltmini­sterin Svenja Schulze, könnte ein Liter Benzin bald zwei Euro kosten.
SYMBOLFOTO: CHRISTOPHE GATEAU/DPA Geht es nach Umweltmini­sterin Svenja Schulze, könnte ein Liter Benzin bald zwei Euro kosten.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany