Nur eine Pause oder schon das Ende?
Jérôme Boateng war beim DFB jahrelang unverzichtbar, nun wurde er aussortiert
FRANKFURT (SID) - Das Gesicht von Jérôme Boateng zierte schon viele Cover, jetzt ist sogar eine Zeitschrift nach ihm benannt. Das Lifestyle-Magazin „BOA“sei für ihn „eine Herzensangelegenheit“, sagte der Abwehrspieler von Bayern München, „ich will darin Geschichten aus meiner Welt erzählen.“Diese Welt dürfte nun erschüttert worden sein. Der Abwehrchef beim WM-Titelgewinn von 2014 ist von Bundestrainer Joachim Löw nicht für die letzten Länderspiele des Jahres gegen Russland (15. November in Leipzig/(20.45 Uhr/RTL) und Erzrivale Niederlande (19. November in Gelsenkirchen(20.45 Uhr/ARD) nominiert worden. Offiziell erhält der 30-Jährige „eine Pause“. Doch wer bei Löws Begründung zwischen den Zeilen liest, dürfte zu der Erkenntnis gelangen, dass Boateng nach 76 Länderspielen ähnlich wie Sami Khedira nur noch ein Nationalspieler auf Abruf ist.
„Ich habe ihm gesagt, dass wir auch auf seiner Position viele Alternativen haben, gerade mit jüngeren Spielern“, wird Löw vom DFB zitiert. Profis wie Jonathan Tah, Thilo Kehrer und Antonio Rüdiger „müssen natürlich erst mal beweisen, dass sie an das Niveau von Jérôme herankommen können“, betonte Löw. Wenn sie das aber tun, dürfte die Tür zum Nationalteam für Boateng geschlossen bleiben. Er habe seine Weltmeister nach dem WM-Debakel „nicht einfach so fallen lassen“wollen, sagte Löw. Doch nach Amsterdam „war klar, dass es weitere Veränderungen geben muss. Die Mannschaft brauchte Reize, die ich setzen musste.“Das tat er bereits mit einigen Jungen in Frankreich – und tut es nun erneut. Boateng könnte nach Khedira das nächste prominente Opfer sein. Bayern-Trainer Niko Kovac ist aber überzeugt, dass sein Verteidiger noch einige Länderspiele machen wird: „Das ist ein Novum, aber das heißt nicht, dass er in Zukunft nicht wieder dabei sein wird.“
Boateng wolle nun in München „weiter an meiner Fitness arbeiten“, schrieb er in den sozialen Netzwerken. So sei er mit dem Bundestrainer „nach einem sehr guten und vertrauensvollen Gespräch“verblieben.
Thomas Müller erhält derweil eine weitere Bewährungschance. „Er ist ein Energiegeber und identifiziert sich unheimlich mit der Nationalmannschaft, für die er viel tut. Deshalb ist er dabei“, sagte Löw. Torhüter Marc-André ter Stegen (Barcelona) ist ein Mann der Zukunft, wird aber wegen Schulterproblemen geschont. Das wichtigste Ziel ist ohnehin die EM 2020, „bis dahin wollen wir wieder eine schlagkräftige Mannschaft auf dem Feld haben“, so Löw: „Ich bin ganz sicher, dass es bis 2020 noch viele Veränderungen geben wird, aber eben wohl dosiert und Schritt für Schritt und nicht überhastet.“