Frischzellenkur für eine Ikone
Fiat rüstet den 500X für die zweite Halbzeit auf – Neue Motoren in dem kleinen SUV
Fiat gibt Gas. Nur vier Jahre nach dem Marktstart steht der 500X technisch und optisch erneuert bei den Händlern. Dem kleinen SUV hat die Auffrischungskur sichtlich gutgetan. Außen bekam er mehr glitzerndes Chrom, einen neuen Unterfahrschutz und helle LEDs, innen frisch geformte Sitze, ein schickes Lenkrad, ein in der Wagenfarbe lackiertes Armaturenbrett und einen großen Bildschirm, der den sanften Schwung des 500er-Designs aufnimmt. Das sieht gut aus und fühlt sich auch so an.
Die weitaus bedeutenderen Innovationen stecken jedoch unter der Haube. Als erstes Modell der Marke ist der 500X mit Benzinmotoren der neuen Baureihe FireFly zu haben: einem 120 PS starken Dreizylinder mit 1,0 Litern Hubraum und einem 150 PS starken Vierzylinder mit 1,3 Litern Hubraum. Sie sollen nur 6,0 beziehungsweise 6,4 Liter auf 100 Kilometern brauchen. Auf den Teststrecken im Taunus ließen sich diese Werte jedoch nicht verifizieren. Die deutliche Abweichung von bis zu zwei Litern mag aber unter anderem darin begründet sein, dass Testfahrzeuge allzu gern etwas zügiger bewegt werden.
Flotter Durchzug
Schwächen leisten sich die geschrumpften Motoren nicht. Egal ob die sechs Gänge beim Dreizylinder von Hand oder beim Vierzylinder mittels Automatik eingelegt werden - das knapp 1,4 Tonnen schwere Fahrzeug zieht in beiden Fällen flott davon. Der nominell große Unterschied zwischen dem Drehmoment des schwächeren Aggregats (190 Newtonmeter) und dem des stärkeren (270 Nm) fühlt sich beim Fahren weitaus kleiner an. Subjektiv betrachtet schenken sich die beiden Antriebe nicht viel.
Fiat bietet für den 500X darüber hinaus einen 1,6-Liter-Saugbenziner mit 110 PS an sowie drei Dieselmotoren mit 1,3, 1,6 und 2,0 Litern Hubraum und 95, 120 und 150 PS. Sämtliche Motoren verfügen über ein StartStop-System und erfüllen die Euro 6d-Temp-Norm. Die Benziner sind mit Otto-Partikelfiltern ausgestattet, die Diesel mit SCR-Katalysatoren ausgerüstet. Mit Allradantrieb ist nur der große Dieselmotor erhältlich. Dieser dockt dann serienmäßig an eine 9-Gang-Wandlerautomatik aus dem Hause ZF an. Doppelkupplungsgetriebe stehen nur für den 150PS-Benziner und den 120-PS-Diesel zur Verfügung. Sie reagieren zumindest beim Anfahren recht hektisch, was sich nach Ansicht von Fiat-Ingenieuren beim Betrieb legen könne, denn die Software sei in der Lage, sich auf den jeweiligen Fahrer einzustellen.
Der knapp 4,3 Meter lange Wagen zeigt sich recht wendig. Seine straffe Federung lässt zwar Fahrbahnunebenheiten deutlich spüren, aber sie bringen ihn nicht so schnell aus der Fassung. Die elektrische Lenkung reagiert direkt und gefühlvoll. Windund Abrollgeräusche halten sich dezent zurück, lediglich bei hohen Drehzahlen wird es innen doch etwas laut. Aber diese brauchen die hubraumreduzierten Motoren, um ihre volle Leistung zu entfalten. Die Schaltwege des manuellen Getriebes sind etwas lang geraten, aber der Knauf liegt auch dank der Armlehne gut in der Hand. Die Sitze bieten ausreichend Halt und gehen als langstreckentauglich durch. Mit 350 Litern ist das Kofferraumvolumen für einen Kleinwagen angemessen, nach Umlegen der Rückbank wächst es gar auf 1000 Liter.
Die Preise für den Fiat 500X starten in der Urban-Linie bei 17 490 Euro. Dafür gibt's die Klimaanlage, LED-Tagfahrlicht und LED-Rückleuchten, eine elektrische Parkbremse, den Tempomaten, den Spurhalteassistenten und eine Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitsassistent. In der höheren Ausstattungsversion City Cross werden ein berührungsempfindlicher, sieben Zoll großer Bildschirm mit möglicher Anbindung an Smartphones, ein Lenkrad mit Multifunktionstasten und ein Radio mit DAB+ mitgeliefert. Zur höchsten Ausstattungsvariante Cross gehören dann 17-ZollLeichtmetallräder, eine Rückfahrkamera, ein Lichtsensor sowie ein Navigationssystem von TomTom.
Mit weiteren Paketen lassen sich dann Komfort, Outfit, Fahrassistenz und auch der Musikgenuss steigern. Bis auf eine Einparkautomatik und ein Head-up-Display fehlt dem Kleinen eigentlich nichts. Der Preis erhöht sich dann allerdings locker auf über 30 000 Euro, was die Klassengrenzen deutlich sprengt. Aber für eine derart langlebige Stilikone, die selbst mit allem modernen Schnickschnack vollgepackt noch bella figura macht, kann man schon mal tiefer in die Tasche greifen. Wobei mit „man“eher Frau gemeint ist, denn der weibliche Anteil der Kundschaft überwiegt beim Fiat 500 inzwischen deutlich, wie Produktmanager Frederick Bazer versichert.
Fulminantes Comeback
Erinnert sei hier daran, dass der Fiat 500 – ähnlich wie der Mini – aus der Kleinstwagenklasse kommt. Ursprünglich ein „Arme-Leute-Auto“, das gerade mal 13,5 PS hatte, 500 Kilo wog und recht spartanisch ausgestattet war. Dem prägenden Vorbild des vor 60 Jahren aus der Taufe gehobenen Fiat Nuova 500, der es nicht einmal auf eine Länge von drei Metern brachte, ist der heutige 500er längst entwachsen. Dennoch baut er von seiner Formensprache her auf dem von 1957 bis 1977 produzierten Cinquecento auf. Dass dieser 2007 ein so fulminantes Comeback feiern würde, konnte sich kaum jemand vorstellen. Aber zwei Millionen verkaufte Fahrzeuge innerhalb von elf Jahren sprechen für sich.
Der geradezu kindliche Charme mit sanften Übergängen, weichen Rundungen und zarten Formen steht dem Trend zu muskulösen Blechkleidern, aggressiven Frontpartien und breitbeinigem Auftreten diametral entgegen. Selbst als SUV macht der Fiat 500 nicht auf dicke Hose, sondern gibt sich anschmiegsam. Für die Chefin von FCA Deutschland, Maria Garcia Davino, ist der Erfolg der Baureihe deshalb auch nicht nur Marketing oder Nostalgie geschuldet. Für sie ist der 500er eine Ikone, „und Ikonen muss man schätzen und gut behandeln“, sagte sie bei der Neuvorstellung in Bad Homburg. Und das ist ja letztendlich geglückt.