Gänsehautmomente in der Angerhalle
Franz Benton und Anne Haigis geben dreistündiges Konzert
TUTTLINGEN - Es ist ein Fest für alle Sinne gewesen: Das gemeinsame Konzert von Franz Benton und Anne Haigis in der Angerhalle in Tuttlingen-Möhringen am Freitagabend. Als Benton die Bühne betrat, die ersten Töne auf der Gitarre anstimmte, wurde der Musiker und Sänger vom Publikum in der ausverkauften Angerhalle begrüßt und gefeiert. Und dies änderte sich während des rund dreistündigen Konzertes nicht.
Gemeinsam mit seinen Begleitern, dem faszinierenden Harfenisten Kiko Pedrozzo, der charismatischen Rock- und Bluessängerin Anne Haigis und deren einfühlsamen Begleiter Niklas Hauke, schaffte Benton es, den Abend zu einem eindrucksvollen Erlebnis werden zu lassen. Vor sechs Jahren fiel für Franz Benton in Tuttlingen der letzte Vorhang. Er wollte sich zurückziehen, doch da hatte er nicht mit seinen Fans gerechnet: Sie forderten ein Comeback ein – und dieses wurde am Freitagabend in Tuttlingen-Möhringen unter dem Motto „Zugabe“zum großen Fest.
Franz Benton überzeugte mit seinen Songs – auch denen vom aktuellen Album „1974“, in dem er auf die frühen Jahre seiner Karriere, der Hippiezeit, zurückblickt. Mit einer humorvollen, sehr persönlichen Moderation, seiner einprägsamen Stimme, tollen Texten und gefühlvoll vorgetragenen Songs überzeugte er von Beginn an. Das begeisterte Publikum stimmte nicht nur bei bekannten Titeln wie „She is mine“sofort mit ein.
Sanfte Harfenklänge
Statt einem goldgelockten „Harfenengel“hatte er einen kleinen schwarzgelockten „Teufel“an der Harfe dabei: „Kiko“, wie das Publikum den Harfenisten begrüßte. Was Kiko Pedrozo mal begleitend, mal als Solist, den Harfe-Saiten voll konzentriert und einfühlsam entlockte sucht sicherlich seinesgleichen. Die rockigen und bluesigen Harfenklänge rundeten die Benton-Songs hervorragend ab. „Seit zehn Jahren war er nicht mehr dabei“, hatte Franz Benton erklärt, doch es schien, als hätten sie nie aufgehört miteinander zu spielen.
„Wenn schon ein Comeback, denn schon“hatte sich Franz Benton im Vorfeld der Tour „Zugabe“gedacht, und sich dafür einen lang gehegten Traum erfüllt: Gemeinsame Auftritte mit Anne Haigis, „Deutschlands größter Rocksängerin“, so Benton. Für die gebürtige Rottweilerin, inzwischen lebt sie in Köln, hatte sich ebenfalls eine große Fangemeinde in der Angerhalle versammelt, die die Künstlerin nach der Pause so begrüßte und feierte, wie zuvor Franz Benton und Kiko.
Stimme geht unter die Haut
Haigis präsentierte an diesem Abend mit ihrer unter die Haut gehenden Stimme Songs aus den 80er-Jahren, die sie „lieben gelernt“hat, und vor allem Stücke, „die mir besonders am Herzen liegen“, so die Künstlerin. Titel wie das „Kind der Sterne“, der von Trude Herr getextete Song „Nacht aus Glas“oder ihren absoluten Lieblingssong von Tom Waits „Waltzing Matilda“sorgten für Gänsehautmomente.
Anne Haigis einem besonderen Genre zuzuordnen fällt schwer, denn sie legt sich nicht fest, füllt mit ihrer Stimme Sparten wie Southern-Rock, Blues, Folk, aber auch Gospel aus. Am Freitagabend wurde sie begleitet von Niklas Hauke am Piano, den Keyboards und als Sänger, der es verstand, in jeder Situation auf die Sängerin einzugehen.
Höhepunkt des Abends aber war der gemeinsame Auftritt von Franz Benton, Anne Haigis, Kiko Pedrozo und Niklas Hauke: Mit „Life is beautiful“oder „Carry on“, bei dem das gesamte Publikum in der Angerhalle den begleitenden Gospelchor bildete, endete nach drei Stunden der Konzertabend.