Finger weg von dem modernen Teufelszeug
Wasser predigen und Wein trinken: So lautet eines der Lieblingsvorurteile gegenüber Politikern, Managern und anderen Großkopferten. Wie alle Vorurteile beinhaltet auch die aus Heinrich Heines Versepos „Deutschland. Ein Wintermärchen“stammende Redewendung ein Körnchen Wahrheit. Der gemeine Arbeitnehmer fragt sich angesichts seiner eher eindimensional angelegten Begabung ja auch ab und an, wie es möglich ist, dass Politiker im Lauf ihrer Karriere gänzlich unterschiedliche Ressorts bekleiden.
Dabei ist die Erklärung ganz einfach: Wer mal gelernt hat, Chef zu sein, ist als Führungstalent enttarnt und äußerst flexibel einsetzbar. Führen und die Dinge in die richtige Richtung lenken, lautet die Aufgabe, profunde Sachkenntnis kann sich da unter Umständen negativ auswirken. In Japan haben sie es bei der Verinnerlichung dieser Wahrheit zur Perfektion gebracht. Anders ist die Nachricht nicht zu deuten, die uns diese Woche begeistert hat: Der neue für ITSicherheit zuständige Minister hat in seinem Berufsleben noch nie selbst einen Rechner bedient. „Ich benutze keine Computer, weil ich in Führungspositionen bin, seit ich 25 Jahre alt war. Angestellte und Sekretäre haben solche Aufgaben für mich übernommen“, erklärte der 68-jährige Yoshitaka Sakurada auf Anfrage der Opposition treuherzig. Da sieht man mal, wie weit man es bringen kann, wenn man die Finger von dem modernen Teufelszeug lässt und sich aufs Wesentliche konzentriert. Computer predigen und analog abkassieren, das geht problemlos. (hü)