Söder folgt Seehofer als CSU-Chef
Europapolitiker Manfred Weber erklärt Verzicht – Alle Verantwortung jetzt in einer Hand
MÜNCHEN (dpa) - Nach der Rücktrittsankündigung von CSU-Chef Horst Seehofer steht Markus Söder als Nachfolger quasi fest. Am Sonntag kündigte Bayerns Ministerpräsident seine Kandidatur an. Zuvor hatte der potenzielle Gegenkandidat Manfred Weber seinen Verzicht erklärt. Somit ist Söders Wahl beim Parteitag im Januar sicher.
MÜNCHEN (dpa/AFP) - Keine 48 Stunden nach dem verkündeten Termin für den Rücktritt von CSU-Chef Horst Seehofer hat dessen ewiger Rivale Markus Söder seine Kandidatur für einen der wichtigsten Posten in der deutschen Politik erklärt. „Nach reiflicher Überlegung und dem Wunsch vieler Mitglieder entsprechend bin ich bereit, mich in den Dienst der Partei zu stellen. Deshalb bewerbe ich mich um das Amt des Parteivorsitzenden der CSU“, sagte der bayerische Ministerpräsident. Damit stehen in der CSU nicht nur personell alle Zeichen auf den Beginn einer neuen Ära.
Dass Söder der Posten nach seiner erklärten Kandidatur doch noch streitig gemacht werden kann, darf man ausschließen. Am Samstag hatte der Europapolitiker Manfred Weber seinen Verzicht erklärt. Weber begründete dies mit seiner Spitzenkandidatur für das konservative Parteienbündnis EVP bei der Europawahl 2019: „Darauf werde ich meine ganze Kraft konzentrieren und stehe deshalb im Moment nicht als Parteivorsitzender zur Verfügung“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Wenn ein CSU-Politiker die gesamte EVP in die Europawahlen führt und EUKommissionspräsident werden kann, ist das für meine Partei eine große Chance. Dies eröffnet völlig neue Perspektiven für die CSU.“
Söder dürfte der CSU inhaltlich keinen gänzlich anderen Kurs auferlegen, schon in den vergangenen Jahren hieß es immer, dass es über Kursfragen nie Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Seehofer gegeben habe. Wie Seehofer sieht auch Söder die Aufgabe der CSU darin, als Volkspartei einer möglichst breiten Masse von politischen Milieus ein Zuhause bieten zu wollen – von der bürgerlich-liberalen Mitte bis zur demokratischen Rechte. Doch Söders Glaubwürdigkeit und Rückhalt im liberalen Lager ist deutlich ausbaubar – viele misstrauen ihm und sehen in ihm noch immer den politischen Scharfmacher. Um die ganze Breite abzudecken, braucht Söder das Image und den Leumund von Weber – der gilt europaweit als gemäßigter Politiker und als proeuropäischer Konservativer.
Parallel dazu wird Söder alles daran setzen, sein eigenes Bild in der Öffentlichkeit zu verbessern. Zudem dürfte er die CSU strukturell umstellen. Dazu passt etwa, dass Söder die CSU attraktiver für Frauen machen will, dass er mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Mitglieder anstrebt und auch mehr Themen von den Grünen übernehmen möchte.