Was sollen wir mit der Wahrheit?
Erstmals seit 2012 haben die Forscher einen leichten Rückgang der Kluft zwischen offiziellem und tatsächlichem Kraftstoffverbrauch bei Pkw festgestellt. Das ist eine schockierende Nachricht, denn unser gedeihliches Zusammenleben fußt bekanntlich darauf, dass die Wahrheit nicht ausgesprochen wird. Beim Autokauf war immer sonnenklar, dass der angegebene Verbrauch eine Wunschvorstellung der Hersteller ist, die nur auf einer mindestens 300 Kilometer langen Autobahnfahrt mit konstant Tempo 50 realisiert werden kann.
Anderes Beispiel: Der kleine Benjamin bekommt demnächst ein Schwesterlein. Das wird wie immer der Storch bringen. Oder soll die Mama Benni etwa davon in Kenntnis setzen, welcher Vorgang der Neuankunft tatsächlich zugrunde liegt und wie diese exakt vonstatten geht? Das kann niemand ernsthaft wollen.
In den USA ist die Tradition des Lügens schon komplett ausgehöhlt. Kürzlich musste eine Lehrerin entlassen werden, weil sie den Kindern erklärt hatte, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt. Ein Skandal, der umso unverständlicher ist, da der Präsident wirklich alles Menschenmögliche tut, damit die Beugung der Wahrheit eine Zukunft hat. The Donald ist einer der wenigen Aufrechten, die sich größte Mühe geben, die angeblich 200 Lügen pro Tag, die eine Forschungsgruppe für den Durchschnittsmenschen ermittelt hat, auch wirklich zusammenzukratzen. Für die Zeit nach Trump sehen wir schwarz: Da werden sie wieder aus ihren Löchern kommen und behaupten, die Erde sei eine Kugel, die durchs Weltall fliegt. (hü)