Jede elfte Schulstunde findet nicht wie geplant statt
Kultusministerium legt Zahlen zu Unterrichtsausfall im November vor – Wert im Vergleich zu Juni leicht gesunken
STUTTGART - 3,6 Prozent aller geplanten Unterrichtsstunden fallen in Baden-Württemberg aus. Weitere 5,5 Prozent des Unterrichts erteilt nicht der dafür vorgesehene Lehrer. Das sind die Ergebnisse der zweiten Vollerhebung zum Unterrichtsausfall, die das Kultusministerium Mitte November 2018 durchgeführt hat.
Im Juni hatte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) erstmals von allen 4500 Schulen im Land Zahlen zum Unterrichtsausfall in einer konkreten Woche gefordert. Zuvor arbeitete das Ministerium mit Stichproben – was die Eltern massiv kritisiert hatten. Der Unterrichtsausfall im Juni war mit 4,1 Prozent und der Vertretungsunterricht mit 6,3 Prozent etwas höher gewesen.
Mit 6,2 Prozent sind weiterhin am stärksten die beruflichen Schulen vom Unterrichtsausfall betroffen (Juni: sechs Prozent). Hoch bleibt der Ausfall an den Gymnasien mit 4,9 Prozent (6,6 Prozent), gefolgt von den Realschulen mit 3,9 Prozent (4,3 Prozent). An den Gemeinschaftsschulen fielen 2,5 Prozent (2,8 Prozent) der Stunden aus, an den Hauptund Werkrealschulen drei Prozent (3,4 Prozent), an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren, den früheren Förderschulen, 1,8 Prozent (2,5 Prozent). Eine Besonderheit mit einem Ausfall von einem Prozent (1,2 Prozent) bilden die Grundschulen. „Die Daten für die Grundschulen spiegeln die dortige Realität nicht im Ansatz wider“, kritisiert Stefan Fulst-Blei, Bildungsexperte der SPD im Landtag. „Der Lehrkräftemangel ist an Grundschulen besonders akut“, die Kleinen müssten aber betreut werden.
Auch regional sind die Zahlen sehr unterschiedlich. So ist mit 2,2 Prozent über alle Schularten hinweg am wenigsten Unterricht im Kreis Ravensburg ausgefallen. Der Wert für den Ostalbkreis liegt indes mit 4,1 Prozent über dem Landesschnitt. Dort schlägt vor allem der Ausfall von fast zehn Prozent an den beruflichen Schulen zu Buche.
Unklarer Vertretungsunterricht
Ungeklärt ist, wann es Erkenntnisse zur Qualität des Vertretungsunterrichts geben soll. Darauf wollte Eisenmann im November einen genaueren Blick werfen. Die Hauptpersonalräte als Vertreter der Lehrer sperrten sich gegen den zusätzlichen Aufwand. Sie wollten nicht immer mehr Arbeit ohne Gegenleistung auf sich nehmen.
Auch bei der nächsten Erhebung im Februar werde es wohl noch keine Einigung geben, erklärten das Ministerium und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Deren Landesgeschäftsführer Matthias Schneider erklärt, dass solch eine Erhebung nur sinnvoll sei, wenn Konsequenzen folgten – etwa ein Ausbau der Lehrerreserve, die bei Krankheitsfällen einspringt. Die SPD fordert, die Reserve von derzeit 1666 Lehrern auf mindestens 2000 aufzustocken.