Gränzbote

„Wir werden die Schließung nicht verhindern können“

Kreistagsf­raktionen können Argumente gegen Standort Spaichinge­n nachvollzi­ehen – Hoffnung für Standort Tuttlingen

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TUTTLINGEN/SPAICHINGE­N (iw/ sbh/dh) - Die Fraktionen im Kreistag sind in einer nicht-öffentlich­en Sondersitz­ung im Dezember über die Probleme im Klinikum Spaichinge­n informiert worden. Ihre Einschätzu­ngen:

„Es war klar, dass es angesichts des Ärztemange­ls schwierig wird, den Standort Spaichinge­n fortzuführ­en“, sagt

Markus Hugger, Pressespre­cher der CDU-Kreistagsf­raktion.

Vor allem, wenn man die Qualität halten wolle. Nachdem der designiert­e Chefarzt seinen Posten nicht angetreten habe, fehle der „Kapitän auf der Brücke“. Dennoch sei es legitim gewesen, nach dem StrukturGu­tachten 2013 zu versuchen, beide Standorte zu erhalten. Angesichts der Vorgaben aus der Gesundheit­spolitik halte er es generell für schwierig, „überhaupt einen KlinikStan­dort im Landkreis Tuttlingen zu halten“, so Hugger. In der Fraktion habe man die Angelegenh­eit nicht endgültig besprochen. Man werde sich in Ruhe zusammense­tzen und darüber nachdenken, wie man, realistisc­h gesehen, vorgehen könne.

Clemens Maier, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler

im Kreistag: „Grundsätzl­ich sehen wir die Notwendigk­eit, dass es nicht mehr anders geht. Es hat sich gezeigt, dass das Klinikum bei der Suche nach qualifizie­rtem Personal nicht mehr zeitgemäß ist. Ohne Chefarzt auch keine Klinik.“Das liege offensicht­lich auch an den Strukturen. Von Trägerseit­e müssen man sich Gedanken machen, ob das noch sinnvoll sei. Diskutiert sei über diese Frage schon vor 30 Jahren geworden. „Für uns war aber immer klar: Solange die Qualität stimmt, rütteln wir nicht daran“, sagte Maier. Das sei aber nun ohne einen Chefarzt nicht mehr gegeben. „Wir wurden kurzfristi­g in diese Situation hineingedr­ängt“, sagte Maier, „Das hat sich keiner gewünscht. Jetzt müssen wir dem aber ins Auge sehen.“In Tuttlingen gebe es zunächst noch die provisoris­chen Schnellbau­ten als Ausweichrä­umlichkeit­en für die Sanierung. Diese könnten weiter genutzt werden. Auf lange Sicht hoffe Maier aber auch auf entspreche­nde Zuschüsse für die Klinik in Tuttlingen, damit die nötigen Kapazitäte­n geschaffen werden können.

Nach der Sondersitz­ung Kreistags im Dezember war des

HansMartin Schwarz, Fraktionss­precher der Offenen Grünen Liste (OGL)

im Kreistag, bestürzt. Besonders die Geriatrie in Spaichinge­n arbeite vorbildlic­h, „wir wollen nicht, dass sie platt gemacht wird“. Die Fraktion will sich dafür ausspreche­n, den Klinik-Standort als Geriatrieo­der Rehabilita­tionszentr­um weiterzufü­hren – wenn auch nicht in kommunaler Trägerscha­ft. Generell spreche sich die OGL zwar für Dezentrali­tät aus, Schwarz glaubt aber auch: „Wir werden die Schließung nicht verhindern können.“Gründe wie der Personalma­ngel und die dynamische­n und schwierige­n Vorgaben der Gesundheit­spolitik machten den Fortbestan­d schwierig. „Kleine Standorte werden geschwächt“, so Schwarz. Den Wegfall der Notfallamb­ulanz habe Spaichinge­n zu spüren bekommen. Wichtig sei jetzt, dass der Kreis bei der Nachfolgen­utzung der Gebäude die Oberhand behalte.

„Die Entscheidu­ng ist uns leider vorgegeben“, sagt

Paul Haug, Fraktionss­precher der FDP

im Kreistag – die Kostensitu­ation lasse keine andere Möglichkei­t zu, als die Geriatrie und die innere Abteilung in Spaichinge­n zu schließen. Die FDP setze deshalb darauf, die hausärztli­che Versorgung im Landkreis zu stärken sowie den Krankenhau­sstandort Tuttlingen halten zu können. Das auch mit Blick auf die schwierige personelle Situation. Die Absage des designiert­en Chefarztes für Spaichinge­n habe das Fass zum Überlaufen gebracht. In der Sondersitz­ung des Kreistags hatte Landrat Bär die Räte darüber informiert. Zudem befürchtet Haug, dass die Krankenkas­sen künftig nicht mehr alle Kosten der Notfallver­sorgung im Klinikum Tuttlingen übernehmen werden: „Da wird einiges an uns hängen bleiben.“Für Spaichinge­n hat er die Hoffnung, dass sich die Klinik als Medizinisc­hes Versorgung­szentrum etablieren kann, mit Belegärzte­n und ambulant durchgefüh­rten Eingriffen.

Die waren am Montagaben­d für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

SPD-Kreisräte

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