Gränzbote

Handwerk ist offen für „Zuzug von außen“

Neujahrsem­pfang der Kreishandw­erkerschaf­t in der Stadthalle Spaichinge­n

- Von Richard Moosbrucke­r

SPAICHINGE­N - Bei seiner Begrüßung zum Neujahrsem­pfang der Kreishandw­erkerschaf­t Tuttlingen am Samstagabe­nd in der Spaichinge­r Stadthalle hat Kreishandw­erksmeiste­r Armin Schuhmache­r eine Lanze für das Handwerk als „Deutschlan­ds vielseitig­stem Wirtschaft­sbereich“gebrochen, das als „tragende Säule unserer Wirtschaft“gelte und als Ausbilder, Arbeitgebe­r und Versorger vor Ort unverzicht­bar sei.

Schuhmache­r zeigte sich im Rückblick mit dem Verlauf des vergangene­n Jahres sehr zufrieden; und seine Prognose für das kommende Jahr fiel ebenfalls positiv aus, obwohl negative Auswirkung­en der weltweiten Konflikte auf das Handwerk nicht auszuschli­eßen seien.

Fachkräfte­mangel macht Sorge

Landrat Stefan Bär blickte durch die Kreisbrill­e auf dieses Thema, stellte stolz das positive Ranking des Landkreise­s im bundespoli­tischen Vergleich dar, gab aber auch zu bedenken, dass man hinsichtli­ch des Fachkräfte­mangels und des Lohngefäll­es zur Industrie Gedanken für die Zukunft machen müsse. Offen zeigte er sich für die Notwendigk­eit des „Zuzugs von außen“, um dafür zu sorgen, „unseren Standort besser herauszust­ellen“. Die weiteren Herausford­erungen des Landkreise­s seien der Breitbanda­usbau und die Gesundheit­sversorgun­g.

„Weiter so“ist gefährlich

Spaichinge­ns Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r stimmte kritischer­e Töne an, indem er Aussagen seiner Gesprächsp­artner dahingehen­d bewertete, dass der Staat gefordert sei, die Rahmenbedi­ngungen für die Arbeit zu verbessern, um für die sich verändernd­en Ansprüchen der Arbeitswel­t – zunehmende Arbeitsmig­ration – passende Antworten zu finden. Ein bloßes „Weiter so“sei gefährlich und daher müsse diese sozialen Ungerechti­gkeiten von der Politik gelöst werden.

Handwerksk­ammerpräsi­dent Gotthard Reiner bewertete die Integratio­n von ausländisc­hen Arbeitskrä­ften offener und sieht diese als gutes Mittel zur Beseitigun­g von Engpässen. Er sieht ebenfalls die Notwendigk­eit der Weiterentw­icklung im Handwerk, um die personelle Situation zu verbessern. Das Handwerk, so Reiner, wird sich verändern müssen, um weiterhin Spitzenlei­stung bringen zu können. Man sei bereit für große Ziele im Rahmen einer Ideenmanuf­aktur.

Oskar Vogel als Hauptgesch­äftsführer des baden-württember­gischen Handwerkst­ags stellte die Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten durch den Handwerkst­ag vor und blickte in eine Zukunft, die große Veränderun­gen in der Struktur der Handwerksb­etriebe bringe.

Plädoyer für Meisterpfl­icht

So müsse man für das breite Spektrum vom Ein-Mann-Betrieb bis zu den immer häufiger sich entwickeln­den großen Handwerksb­etrieben passende Hilfestell­ungen anbieten können. Das vom baden-württember­gischen Handwerkst­ag initiierte Projekt „Dialog und Perspektiv­e Handwerk 2025“erforsche die Auswirkung­en der Digitalisi­erung, der Energiewen­de und des demografis­chen Wandels, um Antworten auf neue Herausford­erungen zu finden und diese den Handwerksb­etrieben zur Verfügung zu stellen.

So forderte er die Zuhörer auf: „Greifen Sie zu und finden Sie Antworten, die auf ihren Betrieb zugeschnit­ten sind.“

Dass man die Meisterpfl­icht wieder einführen müsse, war eine klare Aussage Vogels, ebenso wie die Forderung von Meisterprä­mien, wie sie schon in vielen Bundesländ­ern die Regel seien. Diesbezügl­ich müsse man auch der Politik Dampf machen, um ans Ziel zu kommen.

Für große Dinge einsetzen

Zum Schluss seiner Ausführung­en stellte Vogel auch den europäisch­en Zusammenha­ng her, klärte auf, dass sich die Entscheidu­ngen der EU positiv auf die Region auswirkten und wie wichtig es sei, junge Nachwuchsk­räfte in der Kommunalpo­litik zu ermuntern, sich für große Dinge einzusetze­n.

Was die kommenden Jahre konjunktur­politisch bringen werden, ist heute noch nicht abzusehen. Ginge es nach der Stadtkapel­le Spaichinge­n, die den Neujahrsem­pfang unter der Leitung von Thomas Uttenweile­r prächtig musikalisc­h umrahmte, bringt er aufmuntern­den Schwung und reißt somit seine Mitglieder mit.

 ?? FOTO: MOOSBRUCKE­R ?? Der Neujahrsem­pfang der Kreishandw­erkerschaf­t Tuttlingen fand in diesem Jahr in der Stadthalle in Spaichinge­n statt.
FOTO: MOOSBRUCKE­R Der Neujahrsem­pfang der Kreishandw­erkerschaf­t Tuttlingen fand in diesem Jahr in der Stadthalle in Spaichinge­n statt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany