Neustart in der Marco-Sturm-Eishalle
Toni Söderholm beginnt seine Mission als Eishockey-Bundestrainer
DINGOLFING (SID/dpa) - Der Vorgänger ist noch allgegenwärtig – besonders in Dingolfing. In der Geburtsstadt von Marco Sturm, dessen Silbercoup in Pyeongchang für immer bleiben wird, startet EishockeyBundestrainer Toni Söderholm seine Amtszeit. Der Finne versammelt bis Mittwoch 23 Zukunftshoffnungen der Nationalmannschaft um sich. Trainiert wird: in der Marco-SturmEishalle. Für Söderholm kein Problem, er und Sturm kennen und schätzen sich ohnehin. Mit den hohen Erwartungen durch Sturms Erfolge hat Söderholm kein Problem.
Der 40-jährige Ex-Coach des Drittligisten SC Riessersee startet selbstbewusst. „Jetzt ist meine Zeit, und ich mache meine Dinge“, sagte Söderholm. „Mir ist es egal, ob wir in der Marco-Sturm-Eishalle trainieren, solange wir alle zusammen haben und trainieren können.“Er hat einen genauen Plan, wie er das Nationalteam nach Sturms Weggang im November als Co-Trainer in die NHL zu den Los Angeles Kings weiterentwickeln will.
Der Zeitplan ist eng getaktet. Sonntags waren die Spieler noch in der Liga im Einsatz, am Montagnachmittag erreichten sie die niederbayerische Kleinstadt. Die Kernpunkte des dreitägigen Lehrgangs, der unter Sturm geplant worden war: Taktiktraining und Kennenlernen. Söderholm freut sich auf „junge, hungrige Talente“. Er sieht es als eine seiner zentralen Aufgaben an, das Reservoir an Spielern für die DEB-Auswahl zu vergrößern. „Die Lücke vom Nachwuchs zur Nationalmannschaft ist groß, wir müssen sie verkürzen“, sagte Söderholm, der den Deutschen Eishockey Bund im Idealfall schon im Frühjahr zur direkten Qualifikation für die Olympischen Spiele 2022 in Peking führen kann.
Und ein Teil des Plans ist das sogenannte „Top Team Peking“aus U24/25-Akteuren, mit dem Söderholm am 5. und 6. Februar gegen die Schweiz (Memmingen und Bietigheim) auch seine ersten beiden Länderspiele bestreitet. Einige bereits etablierte Profis wie Jonas Müller (23/Berlin) oder Frederik Tiffels (23/ Köln) sind freilich auch darunter. Und ein Zweitligaspieler von den Ravensburger Towerstars: Stürmer Tim Brunnhuber, geboren in Eggenfelden, der am Samstag 20 wird.
Das Votum für Söderholm war ein mutiger Schritt, der durchweg große Zustimmung erfährt. Nicht zuletzt beim deutschen Meister Red Bull München, wo Söderholm 2016 das letzte Jahr seiner Spielerlaufbahn absolvierte. „Er ist fachlich ungeheuer gut. Er ist ein junger, aber ein sehr, sehr guter Trainer, die absolut richtige Wahl“, sagte etwa Außenstürmer Frank Mauer. Verteidiger Yannic Seidenberg ergänzte: „Toni arbeitet sehr strukturiert und wird uns weiterbringen.“
Söderholms „natürliche Autorität“(Mauer) lernen zunächst die größten Talente kennen, bevor im April die Vorbereitung auf die WM im Mai in der Slowakei beginnt. Das sogenannte Top Team Peking startet laut Söderholm „in eine große sportliche Zukunft“und soll im Kern für den langfristigen internationalen Erfolg des deutschen Eishockeys stehen. „Wir haben alle Voraussetzungen“, sagte Söderholm grundsätzlich, „um in der WM eine richtige Rolle zu spielen. Dafür ist aber jeden Tag harte Arbeit nötig.“
Zu wenig 18- und 19-Jährige
Und vor allem ein größerer Talentepool. Derzeit sind Ausnahmespieler wie der 18 Jahre alte Verteidiger Moritz Seider (Mannheim) eine absolute Rarität. Das soll sich ändern. „Wir müssen es schaffen, dass die Spieler auf dem schnellsten Weg kommen, mehr und mehr“, betonte Söderholm. Die Grundvoraussetzung: ausreichend Spielzeit in der Deutschen Eishockey Liga (DEL).
Das Ausland macht es vor, auch Marco Sturm hatte dies unablässig angemahnt. „In vielen Ligen sind die 18- und 19-Jährigen die jungen Spieler, bei uns sind sie ein bisschen älter“, skizzierte Söderholm das Dilemma. Immerhin: Mit ersten Regeländerungen fängt die DEL an zu reagieren. Söderholm findet, „die Jungs brauchen Möglichkeiten, der Kader wird dann über die Jahre breiter“. Und die Quervergleiche zu Sturm werden womöglich weniger.