Gränzbote

Winterpaus­e ohne Winterschl­af

Im Freilichtm­useum wird auch in der kalten Jahreszeit gearbeitet.

- Von Alexandra Schneid

- Eine dicke Schneedeck­e liegt auf den historisch­en Gebäuden des Freilichtm­useums Neuhausen ob Eck. Eiszapfen hängen von den Dächern, der Schnee hat die Wege unter sich begraben. Dort, wo von Ende März bis Ende Oktober die Besucher strömen, ist es absolut still. Im Winterschl­af befindet sich das Museum allerdings nicht – ganz im Gegenteil sogar.

Inga Ruess steht in der Werkstatt des Freilichtm­useums und schraubt Holzbrette­r zu einer neuen Bank für die Museumsbes­ucher zusammen. An der Wand lehnen einzelne Zaunlatten aus Holz. Einige davon wurden bereits im Eingangsbe­reich des Museums montiert. Ebenso stapelt die junge Frau Kienspan in einer Kiste – Span aus harzigem Holz –, das die Leute früher als Kerzenersa­tz verwendet haben. Später soll es den Museumsbes­uchern gezeigt werden.

Während der Winterpaus­e sind von den sechs Mitarbeite­rn im Museum nur ein bis zwei pro Tag vor Ort. „Im Sommer arbeiten die Mitarbeite­r sehr viel“, sagt Museumslei­terin Almut Grüner. Wegen der vielen Veranstalt­ungen fielen Überstunde­n an, die im Winter abgebaut würden. Zu tun hat Ruess immer etwas – auch im Winter, wenn das Freilichtm­useum für Besucher geschlosse­n hat. Es gebe eine Liste mit Aufgaben, erklärt Grüner. Alle, die beispielsw­eise die Sicherheit der Besucher betreffen, würden gleich während der Saison angegangen. Andere könnten in die Winterpaus­e verschoben und dann nachgearbe­itet werden.

Kleidung waschen, Häuser ausräumen

Hat der letzte Besucher das Museum Ende Oktober verlassen, gehen die Arbeiten weiter und die Vorbereitu­ngen auf die nächste Saison los. Drei Wochen lang räumen die Mitarbeite­r die Häuser aus. „Alles, was nicht feucht werden darf, also Bücher oder Kleidung, muss raus“, berichtet Ruess. „Kleidung und Tischdecke­n müssen gewaschen werden, Leder wird eingefette­t, und verrutscht­e Schindeln werden wieder korrigiert“, zählt sie weitere Arbeiten auf.

Ebenso stehen kleinere Reparature­n an den insgesamt 25 Häusern an. „Der Schreiner repariert die Möbel“, erzählt Ruess. Die Ställe müssen gesäubert werden, und auch der Gärtner sei im Einsatz und dünge noch die Pflanzen. „Das sind Dinge, die die Besucher nicht merken, für uns aber enorm wichtig sind“, sagt Grüner. Die Häuser bleiben im Winter geschlosse­n. „Das ist besser für den Erhalt“, erklärt die Museumslei­terin. So könne sich das Holz besser, weil langsamer, an die sinkenden Temperatur­en gewöhnen.

Die circa 60 Tiere überwinter­n nicht im Museum. Die Schafe, Esel und Gänse gehen zu ihren Besitzern zurück, die Ziegen zum Ziegenzuch­tverein, und die Hasen und Hühner kommen zu einem Landwirt. „Die Schweine werden von einem Metzger abgeholt und geschlacht­et“, sagt Ruess. Aus einem Teil der Tiere werden Wurstwaren für den Museumslad­en hergestell­t. Im Frühjahr werden wieder Schweine von einem Züchter geholt. „Die müssen neu angelernt werden“, sagt Grüner. „Junge Schweine sind verträglic­her mit Besuchern. Wenn sie älter werden, büxen sie auch mal aus“, berichtet die Museumslei­terin und lacht.

Recherche für das Haus des Jahres läuft

Derweil steht das neue Programm für das Freilichtm­useum schon fest. „Hinter den Veranstalt­ungen steckt viel Arbeit“, sagt Grüner. Immer wieder schaue man, dass es neue Programmin­halte gebe. Aktuell wird für das Haus des Jahres recherchie­rt. „Das Haus des Jahres ist eigentlich ein Geländetei­l. Wir beschäftig­en uns mit dem Schwarzwal­d und da besonders mit dem Haldenhof“, gibt die Museumslei­ter bekannt. Das Haus kommt aus dem Bereich Schonach, es stand nah an Triberg. „Wir haben den Standort angeschaut und sind im Archiv unterwegs“, sagt Grüner. Denn die Geschichte der Bewohner Mitte des 19. Jahrhunder­ts soll auf besondere Weise nacherzähl­t werden.

Kurz vor Saisonbegi­nn werden die Häuser wieder eingeräumt und für die 85 000 bis 90 000 Besucher pro Saison hergericht­et. Geplant ist, im Frühjahr befestigte Wege anzulegen. Und auch ein Toilettenh­äuschen soll am Spielgelän­de aufgestell­t werden – ein Holzbau. „Es soll ja zu den historisch­en Gebäuden passen“, sagt Grüner.

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FOTO: ALEXANDRA SCHNEID
 ?? FOTOS: ALEXANDRA SCHNEID ?? Inga Ruess schraubt in der Werkstatt des Freilichtm­useums Neuhausen ob Eck eine neue Bank für die Besucher zusammen.
FOTOS: ALEXANDRA SCHNEID Inga Ruess schraubt in der Werkstatt des Freilichtm­useums Neuhausen ob Eck eine neue Bank für die Besucher zusammen.
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