Winterpause ohne Winterschlaf
Im Freilichtmuseum wird auch in der kalten Jahreszeit gearbeitet.
- Eine dicke Schneedecke liegt auf den historischen Gebäuden des Freilichtmuseums Neuhausen ob Eck. Eiszapfen hängen von den Dächern, der Schnee hat die Wege unter sich begraben. Dort, wo von Ende März bis Ende Oktober die Besucher strömen, ist es absolut still. Im Winterschlaf befindet sich das Museum allerdings nicht – ganz im Gegenteil sogar.
Inga Ruess steht in der Werkstatt des Freilichtmuseums und schraubt Holzbretter zu einer neuen Bank für die Museumsbesucher zusammen. An der Wand lehnen einzelne Zaunlatten aus Holz. Einige davon wurden bereits im Eingangsbereich des Museums montiert. Ebenso stapelt die junge Frau Kienspan in einer Kiste – Span aus harzigem Holz –, das die Leute früher als Kerzenersatz verwendet haben. Später soll es den Museumsbesuchern gezeigt werden.
Während der Winterpause sind von den sechs Mitarbeitern im Museum nur ein bis zwei pro Tag vor Ort. „Im Sommer arbeiten die Mitarbeiter sehr viel“, sagt Museumsleiterin Almut Grüner. Wegen der vielen Veranstaltungen fielen Überstunden an, die im Winter abgebaut würden. Zu tun hat Ruess immer etwas – auch im Winter, wenn das Freilichtmuseum für Besucher geschlossen hat. Es gebe eine Liste mit Aufgaben, erklärt Grüner. Alle, die beispielsweise die Sicherheit der Besucher betreffen, würden gleich während der Saison angegangen. Andere könnten in die Winterpause verschoben und dann nachgearbeitet werden.
Kleidung waschen, Häuser ausräumen
Hat der letzte Besucher das Museum Ende Oktober verlassen, gehen die Arbeiten weiter und die Vorbereitungen auf die nächste Saison los. Drei Wochen lang räumen die Mitarbeiter die Häuser aus. „Alles, was nicht feucht werden darf, also Bücher oder Kleidung, muss raus“, berichtet Ruess. „Kleidung und Tischdecken müssen gewaschen werden, Leder wird eingefettet, und verrutschte Schindeln werden wieder korrigiert“, zählt sie weitere Arbeiten auf.
Ebenso stehen kleinere Reparaturen an den insgesamt 25 Häusern an. „Der Schreiner repariert die Möbel“, erzählt Ruess. Die Ställe müssen gesäubert werden, und auch der Gärtner sei im Einsatz und dünge noch die Pflanzen. „Das sind Dinge, die die Besucher nicht merken, für uns aber enorm wichtig sind“, sagt Grüner. Die Häuser bleiben im Winter geschlossen. „Das ist besser für den Erhalt“, erklärt die Museumsleiterin. So könne sich das Holz besser, weil langsamer, an die sinkenden Temperaturen gewöhnen.
Die circa 60 Tiere überwintern nicht im Museum. Die Schafe, Esel und Gänse gehen zu ihren Besitzern zurück, die Ziegen zum Ziegenzuchtverein, und die Hasen und Hühner kommen zu einem Landwirt. „Die Schweine werden von einem Metzger abgeholt und geschlachtet“, sagt Ruess. Aus einem Teil der Tiere werden Wurstwaren für den Museumsladen hergestellt. Im Frühjahr werden wieder Schweine von einem Züchter geholt. „Die müssen neu angelernt werden“, sagt Grüner. „Junge Schweine sind verträglicher mit Besuchern. Wenn sie älter werden, büxen sie auch mal aus“, berichtet die Museumsleiterin und lacht.
Recherche für das Haus des Jahres läuft
Derweil steht das neue Programm für das Freilichtmuseum schon fest. „Hinter den Veranstaltungen steckt viel Arbeit“, sagt Grüner. Immer wieder schaue man, dass es neue Programminhalte gebe. Aktuell wird für das Haus des Jahres recherchiert. „Das Haus des Jahres ist eigentlich ein Geländeteil. Wir beschäftigen uns mit dem Schwarzwald und da besonders mit dem Haldenhof“, gibt die Museumsleiter bekannt. Das Haus kommt aus dem Bereich Schonach, es stand nah an Triberg. „Wir haben den Standort angeschaut und sind im Archiv unterwegs“, sagt Grüner. Denn die Geschichte der Bewohner Mitte des 19. Jahrhunderts soll auf besondere Weise nacherzählt werden.
Kurz vor Saisonbeginn werden die Häuser wieder eingeräumt und für die 85 000 bis 90 000 Besucher pro Saison hergerichtet. Geplant ist, im Frühjahr befestigte Wege anzulegen. Und auch ein Toilettenhäuschen soll am Spielgelände aufgestellt werden – ein Holzbau. „Es soll ja zu den historischen Gebäuden passen“, sagt Grüner.