Brückenbauer auf heikler Mission
Mit seiner Reise nach Arabien erfüllt Papst Franziskus den Auftrag, den der Bischof von Rom als „Pontifex maximus“, als „Oberster Brückenbauer“der Christenheit hat: Er baut in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) nicht nur eine neue Brücke in die arabische Welt, sondern er passiert diese Brücke auch. Den Argentinier treibt eine Mission an. Er will in die Geschichte eingehen als der Papst, der das Verhältnis zum Islam repariert hat. Er bringt der dritten monotheistischen Religionsgemeinschaft Respekt entgegen – gerade in schwierigen Zeiten.
Seit 2006 waren die Beziehungen des Vatikans zu den Spitzenvertretern des Islam auf einem Tiefpunkt. Franziskus’ Vorgänger Papst Benedikt XVI. hatte zitierend darüber gesprochen, dass Mohammed nur „Schlechtes und Inhumanes“gebracht habe. Die Würdenträger der islamischen Welt fühlten sich angegriffen und zogen sich aus dem interreligiösen Dialog lange zurück.
Mit seiner Reise schlägt Franziskus ein neues Kapitel auf und geht gleichzeitig persönlich an die Grenzen der christlichen Welt, wie er es so häufig fordert. Zwar findet er in den VAE vergleichsweise gute Bedingungen für das Zusammenleben der Religionen in unterschiedlichen Kulturen vor – freie Ausübung der eigenen Religion wird gewährt, Seelsorge für Muslime oder Mission ist aber verboten. Doch in anderen arabischen Ländern leben Christen in Todesgefahr, werden Menschenrechte und Religionsfreiheit mit Füßen getreten: Die Christin Asia Bibi beispielsweise wurde in Pakistan wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt, ihre Ausreise ist trotz erneuten Freispruchs noch nicht sicher.
An die Machthaber in den VAE, die die von Saudi-Arabien angeführte Militärallianz im jemenitischen Bürgerkrieg unterstützen, wird Franziskus mit deutlichen Worten appellieren, die humanitäre Notlage im Jemen zu beenden. Klar ist: Die Brücke, die der „Pontifex maximus“errichtet, ist keine Einbahn-Brücke. Beide Seiten müssen sie beschreiten, Franziskus hat mutig den ersten Schritt getan.