Befreiung oder Verlust?
37 Grad: Mein letzter Tag im Betrieb (Di., ZDF, 22.15 Uhr)
- Es sagt sich so leicht: Genießen Sie den wohlverdienten Ruhestand! Gewiss, für manche Menschen ist der Eintritt ins Rentenalter tatsächlich die ersehnte Befreiung vom Alltagsjoch. Dieser Bericht in der Reihe „37 Grad“zeigt jedoch drei andere Fälle: fitte Leute, die ihren Beruf lieben und ungern loslassen. Man sieht den engagierten Schulleiter Dieter Driller van Loo (Mathe und Musik) beim Aufräumen im Büro: Papiere in den Müllsack, Stifte und Fotos in die Kiste. Und man spürt seine Trauer. Sicher, er hat jetzt mehr Zeit, Gitarre zu spielen und mit einem VW-Bully auf Reisen zu gehen. Aber dann macht er doch lieber noch den Aushilfslehrer. Tamara Preiß verabschiedet sich nach 23 Jahren von ihrem vertrauten Team in einer schwäbischen Elektronikfabrik. Sie feiert mit den Kollegen und geht ins Ungewisse. Das Abgeben von Schlüssel und Diensthandy symbolisiert schmerzhaft den Verlust der Tagesstruktur. Tamara will viel Radsport treiben. Das hat sie allerdings immer getan. Es ist schwer, das Vakuum zu füllen. Hans-Werner Broderius, der 40 Jahre lang ein zauberhaftes Steg-Restaurant an der Schlei führte, kann nach dem Verkauf nicht mal mehr hinsehen. Mit seinem Boot macht er einen Bogen um das alte Revier. Der Film bewertet nichts. Aber am Ende fragt man sich, ob das abrupte Berufsende so wirklich Sinn macht.